Swindon. Die britische Behörde NERC ließ per Online-Voting über den Namen für ein neues Polarforschungsschiff abstimmen. Das lief aus dem Ruder.

Das hat sich die britische Umwelt- und Forschungsbehörde NERC (National Environment Research Council) wohl anders gedacht: Im Netz ließ sie unter dem Motto „Name Our Ship“ einen Monat lang über einen Namen für ihr neues Polarforschungsschiff abstimmen – und musste tatenlos dabei zusehen, wie auf der Online-Platform ein lächerlicher Spaßname das Rennen machte. Die überwältigende Mehrheit stimmte für „RRS Boaty McBoatface“, berichtete unter anderem der „Guardian“.

Mehr als 7000 Vorschläge gingen beim NERC ein. Mit insgesamt 124.109 Stimmen gewann „RRS Boaty McBoatface“ vor „RRS Poppy-Mai“ (34.371 Stimmen), dem Namen eines nur 16 Monate alten Mädchens, das unheilbar an Krebs erkrankt ist, heißt es in dem Artikel. Nun stehe Duncan Wingham, Chef von NERC, vor einem Dilemma. Setzt er die Glaubhaftigkeit seiner Behörde auf’s Spiel, indem er seinem Forschungsboot einen lächerlichen Namen verpasst? Oder geht er die Gefahr ein, den Zorn der Internet-User auf sich zu ziehen?

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Immerhin soll das neue Boot NERC zufolge das „größte und fortschrittlichste“ Forschungsschiff Großbritanniens sein. 200 Millionen Pfund hat es gekostet (252,7 Millionen Euro). 2019 soll es in See stechen. Auf YouTube lässt sich der Bau des Schiffes verfolgen.

NERC hat sicherheitshalber vorgesorgt

Den Vorschlag zu „Boaty Mc Boatface“ hatte der BBC-Radiomoderator James Hand eingereicht. Dass der Name solche Wellen schlagen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Er habe zwar den Spaßnamen vorgeschlagen, selbst aber für „RRS David Attenborough“ gestimmt, sagte er dem Guardian. David Attenborough ist ein britischer Tierfilmer und Naturforscher.

Auf Twitter übertrug Hand die letztendliche Entscheidung über die Namensgebung an NERC. Ohnehin hatte sich die Behörde bereits im Vorfeld abgesichert. Sie werde die Vorschläge zwar ernst nehmen, sie seien aber nicht bindend.

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Der „Boaty McBoatface“-Fall ist nicht das erste Online-Voting, das etwas aus dem Ruder läuft. So hatte etwa die Firma Henkel 2011 im Internet dazu aufgerufen, eine „limitierte Design-Edition“ der Spülmittelflasche Pril zu entwerfen. Auf Platz 1 landete damals eine goldene Spüli-Flasche mit braunem Etikett, darauf die Aufschrift: „Schmeckt lecker nach Hähnchen“. Auch Henkel hatte sich allerdings ein Hintertürchen offen gehalten. Aus den zehn Siegerentwürfen suchte sich eine Jury einen aus, der dann in den Handel kam.