Ottawa. Armut und soziale Probleme treiben die Mitglieder indigener Stämme in den Suizid. Nun ruft der Stamm der Attawapiskat den Notstand aus.

Kanadas Premierminister Justin Trudeau nennt die Vorfälle von Samstag „herzzerreißend“: Wie der Sender BBC berichtet, hat ein indigenes Volk namens Attawapiskat First Nation den Ausnahmezustand ausgerufen, nachdem insgesamt elf Mitglieder versucht hatten, sich das Leben zu nehmen – an nur einem Tag. Dem Bericht zufolge wollten dort allein im März 28 Menschen Selbstmord begehen, seit September 2015 zählt die Gemeinde mehr als 100 Suizidversuche.

In dem Gesuch der Gemeinschaft, das neben dem Häuptling Bruce Shisheesh acht Beiräte unterschrieben haben, heißt es laut einem Online-Bericht des kanadischen Senders CTV: „Die Ressourcen unserer Gemeinde sind erschöpft und es stehen keine zusätzlichen externen Ressourcen zur Verfügung.“

Immer mehr Jugendliche nehmen Überdosis Drogen

Dem CTV-Bericht zufolge hat die Serie der versuchten Suizide im Herbst 2015 begonnen. Seitdem ein 13-jähriges Mädchen sich selbst getötet hatte, würden immer häufiger Jugendliche im Krankenhaus behandelt, die mit einer gezielten Überdosis Drogen versucht hätten sich das Leben zu nehmen.

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Präventions-Programme laufen ins Leere, weil sie meist durch nicht-qualifizierte Gemeindemitglieder durchgeführt würden, die selbst mit ihren eigenen Problemen kaum zurecht kämen, heißt es. Nach Ausrufung des Ausnahmezustands seien nun ein Krisenteam, psychologische Berater und Sozialarbeiter unterwegs, twitterte der Attawapiskat-Häuptling Bruce Shisheesh und beklagte, seine Gemeinde warte schon seit Oktober auf solche Hilfe. Auf Twitter versprach auch Premierminister Trudeau, die Lebensbedingungen der indigenen Bevölkerung zu verbessern.

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Hungerstreik für bessere Ausbildung und Gesundheitsversorgung

Die Attawapiskat First Nation mit ihren 1600 Mitgliedern ist eine von rund 600 staatlich anerkannten indigenen Stämmen in Kanada. Der Attawapiskat-Stamm lebt isoliert im Norden der kanadischen Provinz Ontario. Bereits 2013 hatte die damalige Stammesvorsteherin Theresa Spence für Aufmerksamkeit gesorgt: Sie trat in den Hungerstreik, um von der kanadischen Regierung mehr Geld für Ausbildung und Gesundheitsversorgung ihres Stammes zu fordern.

Viele First Nations leiden unter Armut und gravierenden sozialen Problemen. Die Häufung von Suizidversuchen ist nicht nur in der Gemeinschaft der Attawapiskat ein Problem. Wie der Sender BBC berichtet, hat jüngst auch ein indigenes Volk in der westkanadischen Prärieprovinz Manitoba um staatliche Hilfe gebeten. Demnach hatten dort innerhalb von zwei Monaten sechs Menschen Selbstmord begangen. Die Gemeinde verzeichnete 140 Suizidversuche binnen zwei Wochen.