Berlin. Manche Gegenden in Deutschland sind auch 30 Jahre nach der verheerenden Atomkatastrophe von Tschernobyl immer noch radioaktiv belastet.

Bestimmte Pilz- und Wildarten in Deutschland sind immer noch stark mit radioaktivem Cäsium-137 belastet – auch 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Besonders betroffen seien Südbayern und der Bayerische Wald, sagte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst. Zwischen 2011 und 2015 wurden in den Regionen Werte von bis zu mehreren tausend Becquerel pro Kilogramm bei Wild und einzelnen Speisepilzen gemessen.

In Deutschland ist es verboten, Lebensmittel mit einem Gehalt von radioaktivem Cäsium von mehr als 600 Becquerel pro Kilogramm in den Handel zu bringen. Für den Eigenverzehr gilt diese Beschränkung aber nicht. Wildbret und wildwachsende Speisepilze seien je nach Art und Standort unterschiedlich belastet, sagte eine BfS-Sprecherin. An den vom Bundesamt untersuchten Orten erreichten Mohrenkopfmilchlinge, Trompetenpfifferlinge, Wohlriechende Schnecklinge und Semmelstoppelpilze in den vergangenen fünf Jahren Werte von mehr als 1000 Becquerel pro Kilogramm Cäsium-137.

Die Zahl der Toten ist bis heute unklar

In den noch heute stärker belasteten Gebieten stiegen die Werte für Wildschweine auf bis zu 9800 Becquerel pro Kilogramm und für Rehwild auf 840 Becquerel. Die großen Unterschiede zwischen den Wildfleischsorten beruhen im Wesentlichen auf dem Ernährungsverhalten der jeweiligen Tiere.

Der Reaktorunfall im ukrainischen Tschernobyl gilt als die bislang schlimmste Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomkraft. Bei dem Super-GAU (Größter anzunehmender Unfall) in der Nacht zum 26. April 1986 kam es zur Kernschmelze. Mehrere Tonnen radioaktives Material wurden freigesetzt und mit dem Wind über ganz Europa verteilt. Wie viele Menschen infolge der Katastrophe starben, ist bis heute unklar. (epd)