Havanna. Lange galten die Rolling Stones in Kuba als dekadenter Auswuchs des Kapitalismus, nun dürfen sie erstmals in Havanna rocken. Und wie.

Mit einer grandiosen Show haben die Rolling Stones bei ihrem ersten Open-Air-Konzert im sozialistischen Kuba über 200.000 Fans begeistert. „Viele Jahre war es schwierig, uns hier in Kuba zu hören“, sagte Leadsänger Mick Jagger (72) auf spanisch. „Aber jetzt sind wir da.“ Und fügte unter großem Jubel mit Blick auf die Öffnungspolitik von Staatschef Raúl Castro (84) hinzu: „Die Zeiten ändern sich.“

Auf die Repression und nicht vorhandene Meinungsfreiheit in Kuba ging Jagger aber nicht ein. Das Konzert war umsonst, bei Durchschnittslöhnen von 20 bis 25 US-Dollar im Monat wären normale Ticketpreise für die auch Menschen nicht zu bezahlen. Medienberichten zufolge hatten bis zu einer halben Million Menschen versucht, auf das Konzertgelände zu kommen.

„So eine Bühne habe ich noch nicht gesehen“

Anders als sonst üblich gab es keine Verkaufsstände, die Rockfans konnten aber Essen und Trinken selbst mitbringen. Schon sechs Stunden vor Beginn waren die Tore am Freitag für das erste Open-Air-Konzert einer britischen Rockband auf einem großen Sportfeld in Havanna geöffnet worden.

Rolling Stones spielen erstmals in Kuba

Hallo Kuba: Mick Jagger, Charlie Watts, Keith Richards und Ronnie Wood nach ihrer Landung in Havanna am vergangenen Donnerstag.
Hallo Kuba: Mick Jagger, Charlie Watts, Keith Richards und Ronnie Wood nach ihrer Landung in Havanna am vergangenen Donnerstag. © REUTERS | IVAN ALVARADO
Frontmann Mick Jagger hatte allen Grund zur Freude: Für ihn und die Rolling Stones war es der erste Auftritt in Kuba in ihrer über 50-jährigen Bandgeschichte.
Frontmann Mick Jagger hatte allen Grund zur Freude: Für ihn und die Rolling Stones war es der erste Auftritt in Kuba in ihrer über 50-jährigen Bandgeschichte. © REUTERS | IVAN ALVARADO
Tagelang liefen die Arbeiten an der riesigen Bühne auf einem Sportfeld in Havanna.
Tagelang liefen die Arbeiten an der riesigen Bühne auf einem Sportfeld in Havanna. © dpa | Ernesto Mastrascusa
Boxentürme so weit das Auge reicht: Die Behörden rechneten mit 400.000 Fans, die zum Konzert kommen wollten – am Ende waren es sogar über eine halbe Million.
Boxentürme so weit das Auge reicht: Die Behörden rechneten mit 400.000 Fans, die zum Konzert kommen wollten – am Ende waren es sogar über eine halbe Million. © REUTERS | ALEXANDRE MENEGHINI
Viele Stunden vor dem Einlass warteten die ersten Fans vor dem Gelände.
Viele Stunden vor dem Einlass warteten die ersten Fans vor dem Gelände. © REUTERS | UESLEI MARCELINO
Die Vorfreude war groß, egal in welcher Altersklasse.
Die Vorfreude war groß, egal in welcher Altersklasse. © REUTERS | UESLEI MARCELINO
Das Konzert war gratis, Essen und Trinken durften sich die Fans selbst mitbringen.
Das Konzert war gratis, Essen und Trinken durften sich die Fans selbst mitbringen. © REUTERS | UESLEI MARCELINO
Nach dem Einlass sechs Stunden vor Konzertbeginn gab es kein Halten mehr beim Kampf um die besten Plätze.
Nach dem Einlass sechs Stunden vor Konzertbeginn gab es kein Halten mehr beim Kampf um die besten Plätze. © dpa | Ernesto Mastrascusa
200.000 Fans wurden auf das Gelände gelassen.
200.000 Fans wurden auf das Gelände gelassen. © dpa | Ernesto Mastrascusa
„50 Jahre Warten auf euch“ steht auf dem Transparent dieser Fans. 1962 wurden die Rolling Stones gegründet, 2016 spielten sie erstmals in Kuba.
„50 Jahre Warten auf euch“ steht auf dem Transparent dieser Fans. 1962 wurden die Rolling Stones gegründet, 2016 spielten sie erstmals in Kuba. © dpa | Ernesto Mastrascusa
USA und Kuba vereint. Nach dem Staatsbesuch von Barack Obama in der vergangenen Woche war das Stones-Konzert ein weiteres Zeichen der Annäherung der beiden Länder.
USA und Kuba vereint. Nach dem Staatsbesuch von Barack Obama in der vergangenen Woche war das Stones-Konzert ein weiteres Zeichen der Annäherung der beiden Länder. © dpa | Ernesto Mastrascusa
Ein Überblick über das riesige Konzertgelände.
Ein Überblick über das riesige Konzertgelände. © REUTERS | ENRIQUE DE LA OSA
Man könnte auch sagen: Havanna stand Kopf.
Man könnte auch sagen: Havanna stand Kopf. © Joe Raedle
Die Party startete schon Stunden bevor die Stones auf die Bühne gingen.
Die Party startete schon Stunden bevor die Stones auf die Bühne gingen. © dpa | Alejandro Ernesto
Die Sonne ging, die Rolling Stones kamen.
Die Sonne ging, die Rolling Stones kamen. © REUTERS | UESLEI MARCELINO
„Die Zeiten ändern sich“, rief Mick Jagger den Kubanern zum Start des Konzerts zu. „Viele Jahre war es schwierig, uns hier in Kuba zu hören. Aber jetzt sind wir da.“
„Die Zeiten ändern sich“, rief Mick Jagger den Kubanern zum Start des Konzerts zu. „Viele Jahre war es schwierig, uns hier in Kuba zu hören. Aber jetzt sind wir da.“ © dpa | Alejandro Ernesto
Die Bühne bestand auch aus einer riesigen Videoleinwand, damit alle Fans ihre Band auf dem riesigen Open-Air-Gelände sehen konnten.
Die Bühne bestand auch aus einer riesigen Videoleinwand, damit alle Fans ihre Band auf dem riesigen Open-Air-Gelände sehen konnten. © REUTERS | UESLEI MARCELINO
Natürlich blieben auch viele, die keinen Platz mehr auf dem Gelände gefunden hatten.
Natürlich blieben auch viele, die keinen Platz mehr auf dem Gelände gefunden hatten. © REUTERS | IVAN ALVARADO
Natürlich gab es die Klassiker wie „Angie“, „Brown Sugar“ und „Sympathy for the Devil“ zu hören.
Natürlich gab es die Klassiker wie „Angie“, „Brown Sugar“ und „Sympathy for the Devil“ zu hören. © REUTERS | ALEXANDRE MENEGHINI
Ein Fan beim Schießen eines Konzert-Selfies.
Ein Fan beim Schießen eines Konzert-Selfies. © REUTERS | IVAN ALVARADO
Eigentlich hatten die Stones schon am 20. März in Havanna spielen sollen, wegen des Besuchs von Barack Obama wurde der Gig dann aber noch fünf Tage nach hinten verschoben.
Eigentlich hatten die Stones schon am 20. März in Havanna spielen sollen, wegen des Besuchs von Barack Obama wurde der Gig dann aber noch fünf Tage nach hinten verschoben. © dpa | Alejandro Ernesto
Ein Fan in Rocklaune.
Ein Fan in Rocklaune. © REUTERS | IVAN ALVARADO
Starke Video-Show beim Song „Sympathy for the Devil“.
Starke Video-Show beim Song „Sympathy for the Devil“. © Joe Raedle
Lange Zeit war Rockmusik in Kuba verpönt. Sie wurde unter Revolutionsführer Fidel Castro als dekadentes Symbol des kapitalistischen Lebensstils angesehen. Davon war am Freitagabend nicht viel zu merken.
Lange Zeit war Rockmusik in Kuba verpönt. Sie wurde unter Revolutionsführer Fidel Castro als dekadentes Symbol des kapitalistischen Lebensstils angesehen. Davon war am Freitagabend nicht viel zu merken. © REUTERS | UESLEI MARCELINO
Als letztes Lied des Abends durfte „I Can’t Get No Satisfaction“ nicht fehlen. Die Fans waren begeistert: „Das ist das Größte“, meinte zum Beispiel ein Kubaner.
Als letztes Lied des Abends durfte „I Can’t Get No Satisfaction“ nicht fehlen. Die Fans waren begeistert: „Das ist das Größte“, meinte zum Beispiel ein Kubaner. © REUTERS | ALEXANDRE MENEGHINI
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Die Fläche in der Ciudad Deportiva war komplett gefüllt, auch seitliche Plätze wurden geöffnet, damit alle Menschen Einlass finden konnten. Auf umliegenden Hausdächern verfolgten auf Hunderte Menschen das Rock-Erlebnis. Begeistert zeigten sich viele von gigantischen Video-Show und der Energie der Rock n’Roller.

„Das ist das Größte“, meinte zum Beispiel ein Kubaner. „So eine Bühne habe ich noch nicht gesehen“, betonte Daniel Gonzales (50), der in Havanna Konzerte organisiert. Neben Klassikern wie „Angie“, „Brown Sugar“ und „Sympathy for the Devil“ durfte als letztes Lied des Abends „I Can’t Get No Satisfaction“ nicht fehlen. „Welche Hitze“, meinte Jagger angesichts tropischer Temperaturen, er rockte und tanzte wie eh und je über die Bühne, begleitet von Keith Richards (Gitarre), Ron Wood (Gitarre) und Charlie Watts (Schlagzeug).

Stones spenden an kubanische Musikschulen

Die Band ist bereits 1962 gegründet worden, nur drei Jahre nach der kubanischen Revolution unter Führung des 2006 abgetretenen älteren Bruders von Raúl Castro, des heute 89-jährigen Fidel Castro.

Zu dem Auftritt waren auch viele ausländische Fans angereist. Erst sollte das Konzert am 20. März stattfinden, wegen des Besuchs von US-Präsident Barack Obama wurde es auf den 25. März gelegt. Wie das Zentralorgan „Granma“ berichtete, spendeten die Stones Instrumente und Equipment an kubanischen Musikschulen.

Lange Zeit war Rockmusik in Kuba verpönt. Sie wurde unter Revolutionsführer Fidel Castro als dekadentes Symbol des kapitalistischen Lebensstils angesehen. (dpa)