Rom. Am Karfreitag im Petersdom betete Papst Franziskus in äußerster Demut. Seine Bitte vor Ostern: Weniger Rachsucht unter den Menschen.

Eindrucksvolles Bild: Der Papst liegt ausgestreckt auf einem Teppich, das Gesicht in ein Kissen gebettet und betet: Vor Hunderten Gläubigen hat Papst Franziskus im Petersdom die traditionelle Karfreitagsliturgie geleitet – und sich zu Beginn des von Stille geprägten Gottesdienstes als Zeichen der Demut für das Gebet hingelegt.

Der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa rief die Menschen dazu auf, sich nicht von Rachsucht leiten zu lassen, denn auch Jesus habe am Kreuz seinen Vater nicht gebeten, seine Sache zu rächen. „Wir müssen den Mythos Rache zerstören! Dieser Mythos durchdringt heute alles und alle“, sagte er. Mit Blick auf die Anschläge von Brüssel betonte er: „Wie weit der Hass der Menschen auch gehen mag, die Liebe Gottes wird immer größer sein.“

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen begann am Abend in Rom der Kreuzweg am Kolosseum. Zu der stimmungsvollen Prozession, mit der an die Leidensstationen Jesu erinnert werden soll, versammelten sich Zehntausende Gläubige vor dem antiken Amphitheater. Auch Papst Franziskus verfolgte die Meditationen an den 14 Stationen der „Via Crucis“, die von Kardinal Gualtiero Bassetti, dem Erzbischof von Perugia, verfasst wurden.

Unter den Teilnehmern, die das Kreuz trugen, waren auch eine Chinesin, ein Kenianer, eine Zentralafrikanerin und zwei Syrer. Bei der letzten Station sollte Agostino Vallini, Kardinalvikar der Diözese Rom, das Kreuz tragen, bevor Franziskus zu später Stunde eine Ansprache halten wollte. Die Zeremonie ist Teil der Osterfeierlichkeiten in Rom und gilt als eine der schönsten Andachten im römischen Kirchenjahr.

Am Gründonnerstag hatte der Papst im Rahmen der vatikanischen Osterfeierlichkeiten Flüchtlingen verschiedenen Glaubens die Füße gewaschen. Nach seiner Predigt vollzog er das Ritual der Fußwaschung an katholischen Nigerianern, koptischen Eritreerinnen, einem Hindu aus Indien sowie Muslimen aus Syrien, Pakistan und Mali. Dabei hatte er vor den Flüchtlingen niedergekniet und nach dem Waschen jedem den Fuß geküsst. (dpa/epd)