Berlin. Am Jahrestag des Germanwings-Absturzes am Donnerstag geht es auch um Schadenersatz. In den USA reichen Angehörige der Opfer Klage ein.

Einen Tag vor dem Jahrestag der Germanwings-Katastrophe vom 24. März 2015, reichen Angehörige der Opfer in den USA Klage gegen die Lufthansa ein. Der Mönchengladbacher Anwalt Christof Wellens, der 34 Opferfamilien vertritt, erhofft sich von den Richtern in Phoenix, Arizona, höhere Zahlungen für die Hinterbliebenen.

Bei dem Absturz in den Alpen waren 150 Menschen ums Leben gekommen, darunter 16 Schüler und zwei Lehre­rinnen aus Haltern. Der Copilot hatte den Airbus auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in selbstmörderischer Absicht gegen einen Fels gesteuert. Er war in den USA ausgebildet worden, hatte die Ausbildung aber wegen psychischer Probleme unterbrochen.

Bisherige Zahlung „in keiner Weise angemessen“

Wellens: „Aus unserer Sicht hätte er ­keine Fluglizenz bekommen dürfen.“ Den Familien, die der Anwalt betreut, geht es um Schmerzensgeld, Unterhaltsansprüche, wirtschaftliche Verluste, Reisen zu den Gräbern oder psycholo­gische Betreuung. Die bisherigen Zahlungen seien „in keiner Weise angemessen“, sagt Wellens. Er fordert für seine Mandanten Entschädigungen, die international üblich seien und „dem Leid ­gerecht werden“. Die 50.000 Euro Soforthilfe plus 25.000 Euro Schmerzensgeld pro Opfer, die die Airline bislang zu zahlen bereit war, nennt er „lächerlich“.

Schweigeminute in Haltern

Lufthansa aber hat bereits abgewinkt: „Germanwings wird keine Verhandlungen mit US-amerikanischen Anwälten führen“, heißt es. „Die Airline“, meint Wellens, „erkennt ihre Verantwortung nicht an.“ Doch man müsse die wirtschaftliche Not der Betroffenen sehen.

Er betreue unter anderem zwei Voll­waisen und Familien, die durch das Unglück den Ernährer verloren. Da wolle er mit dem Konzern nicht über 200 Euro Fahrtkosten diskutieren müssen, oder ein größeres Auto für Pflegeeltern, die plötzlich vier statt zwei Kinder hätten.

Um 10.41 Uhr, dem Moment des ­Absturzes, gibt es in Haltern am Donnerstag eine Schweigeminute, danach eine Gedenkfeier in der Sixtuskirche. Die meisten Angehörigen aber trauern an der Absturzstelle in Frankreich.