Frankfurt/Main. Nach dem ein Patient in Frankfurt am Lassafieber starb, hat sich auch dessen Bestatter wohl infiziert. Der Fall ist außergewöhnlich.

Es ist knapp drei Wochen her, dass ein Krankenpfleger aus dem afrikanischen Togo in Köln am Lassafieber starb. Sein Bestatter aus Alzey (Rheinland-Pfalz) hat sich ebenfalls mit dem Tropenvirus angesteckt, liegt auf der Sonderisolierstation 68 der Uniklinik Frankfurt/Main. Die Todesursache des in Afrika tätigen US-Bürgers war noch nicht bekannt, als der Bestatter mit der Leiche in Kontakt kam.

„Der Patient zeigt alle Zeichen einer schweren Virusinfektion“, sagte jetzt der behandelnde Oberarzt Timo Wolf. „Es geht ihm sehr schlecht.“ Er werde derzeit dennoch nicht intensivmedizinisch betreut. „Das kann sich aber in den ersten 14 Tagen schlagartig ändern.“ Die Ärzte glauben jedoch, dass er vollständig geheilt wird. Behandelt wird er mit dem Medikament Ribavirin.

Ansteckung kann zum Tod führen

„Es ist der weltweit erste Fall einer Ansteckung außerhalb von Afrika“, sagt René Gottschalk, Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes. Der Infektionsweg sei aber noch nicht aufgeklärt. Die Erreger werden durch Körperflüssigkeiten übertragen und können Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen auslösen, später sind Hautblutungen, Durchfall und Erbrechen möglich. Die Ansteckung kann auch zum Tod führen.

Die Infektion des Bestatters gibt Rätsel auf. Zwar sagt Susanne Glasmacher vom Berliner Robert Koch-Institut dieser Zeitung: „Generell ist bekannt, dass hämorrhagische Fieberviren, also Infektionen, die Blutungen verursachen, auch über Kontakt mit einer Leiche übertragen werden können.“ Die Fälle bezögen sich allerdings vor allem auf das aggressivere Ebolavirus. Afrikanische Bestattungsriten finden oftmals unter mangelnden hygienischen Bedingungen statt und beinhalten mitunter das Umarmen der Leiche. Theoretisch sei eine Übertragung durch Tote aber auch unter westlichen Bestattungsbedingungen denkbar.

Auch die Familie des Patienten ist vorsorglich in der Klinik

Dem stimmt auch das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg zu. „Auch eine Leiche sondert noch Flüssigkeiten ab, die ansteckend sein können“, sagte Sprecherin Laura Zimmermann. Jedoch: Nach eigenen Angaben kam der Bestatter nicht mit Körperflüssigkeiten in Berührung. Konkrete Fälle, in denen eine Lassainfektion von einer Leiche stattgefunden hat, waren beiden Instituten nicht bekannt. „Es lässt sich bisher über die Ansteckung nur spekulieren“, so Zimmermann. Gottschalk vom Gesundheitsamt sagt dazu: „Ein einfacher Hautkontakt reicht sicher nicht.“ Möglicherweise seien Partikel in die Bindehaut des Bestatters geraten.

Der US-Bürger starb am 26. Februar in Köln, der Leichnam erreichte am 3. März das auf Überführungen spezialisierte Bestattungsinstitut in Alzey. Dort sollte er für den Transport nach Togo konserviert werden. Sechs Tage später, am 9. März, stellte sich heraus, dass der Tote an Lassa erkrankt war. Bei dem Bestatter ist das Virus am 15. März entdeckt worden. Der Mann hatte als Einziger Kontakt mit dem Toten. Ebenfalls rätselhaft: Die grippeähnlichen Symptome, über die der Mann klagte, bestanden nach dessen Aussagen bereits vor dem Kontakt zur Leiche.

Klinik erfreigt Vorsichtsmaßnahmen

Auch Angehörige des Patienten sind in die Klinik aufgenommen worden. Dies sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagten die Ärzte. Bei niemandem bestehe der Verdacht auf Lassa. Die Möglichkeit einer weiteren Infektion hält das Bernhard-Nocht-Institut für gering. „Lassa ist nicht so aggressiv wie Ebola“, so die Sprecherin. Man wisse von 20 bis 30 Lassapatienten, die im Laufe der Jahre aus Afrika nach Europa gekommen seien. Keiner hatte hier jemanden angesteckt, „obwohl sie zum Teil auch ungeschützten Kontakt hatten, etwa mit Familienangehörigen“.

Das Lassafieber ist eine meldepflichtige Erkrankung, die vor allem in Westafrika auftritt. Benannt ist sie nach einer Stadt in Nigeria, in der sie erstmals beschrieben wurde. Dem Robert Koch-Institut zufolge kann sie schwere Verläufe haben, aber auch ohne Symptome ablaufen und unerkannt bleiben. Jährlich infizieren sich bis zu 300.000 Menschen mit dem Virus, von denen bis zu zwei Prozent am Fieber sterben. In Deutschland sind seit 1974 sechs importierte Fälle bekannt. Eine Impfung gibt es nicht. (mit dpa)