Washington. Ende 2016 ist Schluss: Themenpark-Betreiber Seaworld stellt seine umstrittenen Shows mit Orca-Walen in San Antonio und Orlando ein.

In Amerika geht ein maritimer Kindheitstraum zu Ende. Der „Seaworld“-Konzern stellt seine von über 400 Millionen Zuschauern besuchten Shows mit Orca-Walen ein. In San Diego werden die letzten akrobatischen Kunststücke der bis zu acht Meter langen Riesen Ende 2016 gezeigt. In San Antonio und Orlando endet das Spektakel 2019. Die Züchtung der Schwertwale, die über fünf Tonnen schwer werden, wird ab sofort eingestellt. Die Orca-Dame Takara, gerade trächtig, wird das letzte Jungtier in Gefangenschaft zur Welt bringen. Joel Mamby, Chef des an der Börse notierten Seaworld-Unternehmens, zieht damit die Konsequenzen aus einem seit Jahren schwelenden Streit mit Tierschützern. Sie kritisieren die Haltung der Orcas, die von ihren Dompteuren täglich gedrillt werden, als nicht artgerecht.

Wendepunkt war der 24. Februar 2010. In Orlando tötete der Orca-Bulle Tilikum seine Trainerin Dawn Brancheau vor den Augen entsetzter Zuschauer, darunter waren etliche Kinder. Die Katastrophe wurde von Seaworld hemdsärmelig als seltene Panne eingestuft. Tilikum kehrte nach kurzer Pause als Haupt-Attraktion zurück. Fehl-Entscheidung. Kurz nach dem Börsengang des Unternehmens, der dem damaligen Allein-Besitzer Blackstone Milliarden einbrachte, kam mit dem Dokumentarfilm „Blackfish“ 2013 der nächste Schuss vor den Bug. Die Reportage über die Ausbeutung der Orcas ließ die Aktie abstürzen. Besucherzahlen und Gewinn gingen rapide zurück.

29 Orcas in der Obhut von Seaworld

Erst vor wenigen Monaten drehte Seaworld bei und kündigte eine schleichende Revolution an: Schluss mit Shows, in denen sich die Riesen aus dem Wasserbecken wuchten. Stattdessen sollen die Orcas künftig in einer künstlichen Seen-Landschaft gehalten werden, die, so Mamby, auf das „natürliche Verhalten“ der Tiere abgestimmt ist. Bisher, so die Tierschutzorganisation Humane Society, der sich Seaworld künftig als Partner verpflichtet fühlt, „weiß niemand genau, wie das aussieht“.

Seaworld hat zurzeit 29 Orcas in Betreuung. Der Konzern lehnt die Forderung von Tierschützern ab, die Wale in Freiheit zu entlassen. „Sie würden verenden“, behauptet Seaworld. Was auch in Gefangenschaft passieren kann. Tilikum, der Killer-Wal, ist todkrank, gab Seaworld vor wenigen Tagen bekannt. Eine unheilbare Lungenentzündung hat das Tier geschwächt. Das neue „Seaworld“ wird der 36 Jahre alte Orca wohl nicht mehr erleben.

Und als „Keiko“, der als Darsteller in „Free Willy“ bekannt gewordene Killerwal, nach vielen Diskussion, langem Training und Kosten von mehr als 20 Millionen Euro in die Freiheit entlassen wurde, suchte er dann nach einem vorübergehenden Ausflug mit Artgenossen doch wieder bald die Nähe von Menschen. In Norwegen lebte er unter deren Aufsicht. Nach anderthalb Jahren in Freiheit starb Keiko 2003 an einer Lungenentzündung.