Los Angeles. Leo, Brie und „The Revenant“ als sichere Gewinner? Vieles spricht dafür, doch die 88. Oscar-Gala ist nicht vor Überraschungen gefeit.

An Leos erstem Oscar ist kaum noch zu rütteln, darin sind sich fast alle Filmkenner einig. Doch Hollywoods Trophäen-Spektakel am Sonntag (28. Februar, Ortszeit) bleibt weiter spannend. Auch wenn Leonardo DiCaprio endlich den ersten Goldjungen in Empfang nehmen sollte, ist die 88. Oscar-Gala noch für Überraschungen gut.

Wie heftig wird der schwarze Moderator Chris Rock über die „weißen Oscars“ ohne einen einzigen nominierten afroamerikanischen Schauspieler herziehen? Kommt es gar zu Protesten in der Show? Was wird Lady Gaga auf dem roten Teppich tragen – der schrille Star ist für den Song „Til It Happens To You“ aus der Dokumentation „The Hunting Ground“ nominiert.

Und das große Rätsel: Wer setzt sich in der Spitzenkategorie „Bester Film“ durch? Der knallharte Überlebensthriller „The Revenant – Der Rückkehrer“, die witzig-freche Finanzsatire „The Big Short“ oder das ernste Enthüllungsdrama „Spotlight“ über Journalisten, die einen breiten Missbrauchsskandal der katholischen Kirche aufdecken?

„The Revenant“ führt mit zwölf Nominierungen

Nach einem wochenlangen Preisringen, bei den britischen Baftas, den Golden Globes und zig anderen Wettbewerben, gibt es klare Favoriten und ebenso viel Unvorhersehbares.

Zahlenmäßig – und auf der Gänsehautskala – führt „The Revenant“ mit zwölf Nominierungen. Der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu scheucht darin DiCaprio als Pelztierjäger durch eisige Flüsse, verschneite Wälder und in die Klauen eines Grizzlybären. Der Schauspieler hat wenig zu sagen, aber viel zu ertragen. Als bärtiger Survival-Rächer hat DiCaprio in dieser Saison alle wichtigen Preise abgeräumt, sein erster Oscar im sechsten Anlauf ist zum Greifen nahe.

Oscars 2016 - Das sind die Nominierten

Zwei Oscars hat sie schon, Ende Februar könnte ein dritter dazu kommen: Filmstar Cate Blanchett ist für ihre Rolle in der Literaturverfilmung „Carol“ für die Auszeichnung nominiert. In dem Drama  spielt die Australierin Carol, die sich im New York der 50er Jahre in eine andere Frau verliebt.
Zwei Oscars hat sie schon, Ende Februar könnte ein dritter dazu kommen: Filmstar Cate Blanchett ist für ihre Rolle in der Literaturverfilmung „Carol“ für die Auszeichnung nominiert. In dem Drama spielt die Australierin Carol, die sich im New York der 50er Jahre in eine andere Frau verliebt. © (Credit too long, see caption) | Mike Windle
Jennifer Lawrence ist für ihre darstellerische Leistung in „Joy“ nominiert.
Jennifer Lawrence ist für ihre darstellerische Leistung in „Joy“ nominiert. © Getty Images | Nicholas Hunt
Die irische Schauspielerin Saoirse Ronan muss ständig ihren Vornamen erklären (er wird Ssörscha ausgesprochen):  Für ihre Arbeit in „Brooklyn“ kann sie jetzt auf einen Oscar hoffen.
Die irische Schauspielerin Saoirse Ronan muss ständig ihren Vornamen erklären (er wird Ssörscha ausgesprochen): Für ihre Arbeit in „Brooklyn“ kann sie jetzt auf einen Oscar hoffen. © REUTERS | MARIO ANZUONI
Die britische Schauspielerin Charlotte Rampling ist für „45 Jahre“ nominiert.
Die britische Schauspielerin Charlotte Rampling ist für „45 Jahre“ nominiert. © Getty Images | Clemens Bilan
Einen Golden Globe als beste Hauptdarstellerin hat Brie Larson schon für „Room“ gewonnen. Bekommt sie am 28. Februar auch noch einen Oscar?
Einen Golden Globe als beste Hauptdarstellerin hat Brie Larson schon für „Room“ gewonnen. Bekommt sie am 28. Februar auch noch einen Oscar? © REUTERS | MARIO ANZUONI
Das sind die Nominierten in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ auf einen Blick: Brie Larson, Saoirse Ronan, Charlotte Rampling, Jennifer Lawrence und Cate Blanchett (v.l.).
Das sind die Nominierten in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ auf einen Blick: Brie Larson, Saoirse Ronan, Charlotte Rampling, Jennifer Lawrence und Cate Blanchett (v.l.). © REUTERS | STAFF
Und das sind die Schauspieler, die als bester Schauspieler auf einen Oscar hoffen
Und das sind die Schauspieler, die als bester Schauspieler auf einen Oscar hoffen © REUTERS | STAFF
Hollywood-Star Leonardo DiCaprio ist für seine Rolle im  Rache-Thriller „The Revenant – Der Rückkehrer“ nominiert.
Hollywood-Star Leonardo DiCaprio ist für seine Rolle im Rache-Thriller „The Revenant – Der Rückkehrer“ nominiert. © dpa | Paul Buck
Der Brite Eddie Redmayne spielt in
Der Brite Eddie Redmayne spielt in "The Danish Girl" eine transsexuelle Frau. © REUTERS | LUKE MACGREGOR
Matt Damon ist für seine Rolle in „The Martian“ nominiert.
Matt Damon ist für seine Rolle in „The Martian“ nominiert. © dpa | Paul Buck
Der deutsch-irische Schauspieler Michael Fassbender könnte für seine Darstellung von Apple-Mitgründer Steve Jobs im gleichnamigen Film einen Oscar gewinnen.
Der deutsch-irische Schauspieler Michael Fassbender könnte für seine Darstellung von Apple-Mitgründer Steve Jobs im gleichnamigen Film einen Oscar gewinnen. © dpa | Andrew Cowie
Bryan Cranston ist für seine darstellerische Leistung in „Trumbo“ für einen Academy Award nominiert.
Bryan Cranston ist für seine darstellerische Leistung in „Trumbo“ für einen Academy Award nominiert. © REUTERS | MARIO ANZUONI
Diese Herren hoffen in der Kategorie bester Nebendarsteller auf eine Auszeichnung von der Academy of Motion Pictures.
Diese Herren hoffen in der Kategorie bester Nebendarsteller auf eine Auszeichnung von der Academy of Motion Pictures. © REUTERS | STAFF
Christian Bale ist für seine Arbeit in „The Big Short“ nominiert.
Christian Bale ist für seine Arbeit in „The Big Short“ nominiert. © REUTERS | MARIO ANZUONI
Sylvester Stallone hat schon einen Golden Globe für „Creed“ bekommen, jetzt hofft er auch noch auf einen Oscar.
Sylvester Stallone hat schon einen Golden Globe für „Creed“ bekommen, jetzt hofft er auch noch auf einen Oscar. © dpa | Will Oliver
Mark Ruffalo spielt in „Spotlight“ einen Journalisten und könnte am 28. Februar dafür ausgezeichnet werden.
Mark Ruffalo spielt in „Spotlight“ einen Journalisten und könnte am 28. Februar dafür ausgezeichnet werden. © REUTERS | DANNY MOLOSHOK
Tom Hardy ist als bester Nebendarsteller in „The Revenant – Der Rückkehrer“ nominiert.
Tom Hardy ist als bester Nebendarsteller in „The Revenant – Der Rückkehrer“ nominiert. © REUTERS | MARIO ANZUONI
Mark Rylance könnte für seine Rolle in „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ ausgezeichnet werden.
Mark Rylance könnte für seine Rolle in „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ ausgezeichnet werden. © imago/Landmark Media | imago stock&people
In der Kategorie „Beste Darstellerin in einer Nebenrolle“ treten Alicia Vikander, Rachel McAdams, Rooney Mara, Kate Winslet und Jennifer Jason Leigh (v.l.) gegeneinander an.
In der Kategorie „Beste Darstellerin in einer Nebenrolle“ treten Alicia Vikander, Rachel McAdams, Rooney Mara, Kate Winslet und Jennifer Jason Leigh (v.l.) gegeneinander an. © REUTERS | STAFF
Rooney Mara spielt in „Carol“ die Frau, in die sich Cate Blanchett verliebt.
Rooney Mara spielt in „Carol“ die Frau, in die sich Cate Blanchett verliebt. © (Credit too long, see caption) | Mike Windle
Alicia Vikander ist für ihre Rolle neben Eddie Redmayne in „The Danish Girl“ nominiert.
Alicia Vikander ist für ihre Rolle neben Eddie Redmayne in „The Danish Girl“ nominiert. © Getty Images | Frazer Harrison
Kate Winslet könnte für ihre Rolle in „Steve Jobs“ ihren zweiten Oscar gewinnen.
Kate Winslet könnte für ihre Rolle in „Steve Jobs“ ihren zweiten Oscar gewinnen. © Getty Images | Frazer Harrison
Jennifer Jason Leigh ist für ihre Arbeit in Quentin Tarantinos Western „The Hateful Eight“ als beste Nebendarstellerin nominiert.
Jennifer Jason Leigh ist für ihre Arbeit in Quentin Tarantinos Western „The Hateful Eight“ als beste Nebendarstellerin nominiert. © Getty Images | Randy Shropshire
Die Kanadierin Rachel McAdams könnte für ihre darstellerische Leistung in „Spotlight“ einen Oscar gewinnen.
Die Kanadierin Rachel McAdams könnte für ihre darstellerische Leistung in „Spotlight“ einen Oscar gewinnen. © REUTERS | MARIO ANZUONI
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Für Iñárritu wäre es der zweite Triumph in Folge. Vor einem Jahr steckte der Mexikaner gleich drei Oscar-Trophäen für Regie, Original-Drehbuch und als Produzent des besten Films „Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ ein. Das war eine bitterböse Komödie über Egos und Eitelkeiten im Showgeschäft, „The Revenant“ ist das Kontrastprogramm.

Zehn Nominierungen – doch „Mad Max: Fury Road“ steht etwas im Abseits

Doch am Ende könnte auch die Finanzkomödie „The Big Short“ mit Christian Bale, Ryan Gosling, Steve Carell und Brad Pitt in schrägen Rollen zum besten Film gekürt werden. Das tat kürzlich der US-Produzentenverband PGA, dessen Preisverleihung ein gutes Oscar-Barometer ist. Von 26 PGA-Siegern holten 19 in den vergangenen Jahren auch Oscar-Gold. Bei den Auszeichnungen der Schauspieler-Vereinigung SAG siegte dagegen das „Spotlight“-Ensemble mit Darstellern wie Mark Ruffalo, Michael Keaton und Rachel McAdams. Damit gibt es mindestens drei aussichtsreiche Kandidaten.

Trotz zehn Nominierungen, auch als bester Film, steht die postapokalyptische Action-Saga „Mad Max: Fury Road“ etwas im Abseits. Gleiches gilt für Ridley Scotts Weltraumepos „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ mit sieben Nominierungen und Steven Spielbergs Spionagethriller „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ mit sechs Gewinnchancen.

Als deutscher Koproduzent von „Bridge of Spies“ macht sich das Studio Babelsberg aber Hoffnungen, ebenso der Berliner Filmdekorateur Bernhard Henrich, der damit in der Sparte „Production Design“ erstmals für einen Oscar nominiert ist.

Deutscher Kurzspielfilm „Alles wird gut“ ist nominiert

Noch ein Deutscher könnte am Ende einen Goldjungen mit nach Hause nehmen: Patrick Vollrath ist mit seinem Kurzspielfilm „Alles wird gut“ in der Kategorie „Live-Action-Kurzfilm“ im Rennen. Der Vater-Tochter-Film gewann schon einen Studenten-Oscar.

An ihrer Dankesrede sollte auch die erstmals nominierte Schauspielerin Brie Larson feilen. Die 26-Jährige hat wie DiCaprio schon die wichtigsten Schauspielpreise der Saison gewonnen. Das ist der wenig bekannten Kalifornierin mit dem Indie-Drama „Room“ als Mutter gelungen, die mit ihrem kleinen Sohn in einem Zimmer gefangen gehalten wird. Die Newcomerin könnte Oscar-Veteranin Cate Blanchett und Hollywood-Liebling Jennifer Lawrence ausstechen.

Die Australierin Blanchett (46) holte als elegante High-Society-Lady „Carol“, die sich in den 1950er Jahren in eine Frau verliebt, ihre siebte Nominierung. Zwei Oscars hat sie schon. Lawrence ist mit „Joy – Alles außer gewöhnlich“ im Rennen. Mit 25 Jahren ist sie die jüngste Schauspielerin, die schon vier Nominierungen in ihrer kurzen Karriere einheimste. Sollte Brie gewinnen, kann sich Lawrence mit ihrem drei Jahre alten Goldjungen für „Silver Linings“ trösten. (dpa)