Köln. Jamie-Lee Kriewitz fährt für Deutschland zum ESC 2016. Die „Voice of Germany“-Siegerin war aber nicht das einzige Highlight des Abends.

Die ARD hat es doch noch unfallfrei geschafft, einen deutschen Kandidaten für das Finale des Eurovsion Song Contests 2016 in Stockholm zu finden. Die „The Voice of Germany“-Siegerin Jamie-Lee Kriewitz holte sich mit ihrem Song „Ghost“ am Donnerstagabend den Sieg vor Friedenslied-Dichter Alex Diehl („Nur ein Lied“) und der Metal-Kombo Avantasia („Mystery of a Blood Red Rose“). Dass eine allenfalls mittelmäßig unterhaltsame Sendung mit vielen mittelmäßigen Liedern zu dieser Entscheidung führte – man muss es in diesem Jahr wohl einfach so stehen lassen. Schließlich drohte das ESC-Vorgeplänkel nach dem Hin und Her mit Xavier Naidoo schon zum Fiasko zu werden.

Unterm Strich: Deutschland schickt ein gutes Lied und eine gute Stimme ins Rennen. Und anderes (unfreiwillig) Unterhaltsames gab es beim Vorentscheid auch. Und natürlich Barbara Schöneberger.

Jamie-Lee Kriewitz singt für Deutschland

Es ist entschieden! Jamie-Lee Kriewitz wird Deutschland beim 61. Eurovision Song Contest (ESC) am 14. Mai in Stockholm vertreten! Die Zuschauer der ARD-Show „Unser Lied für Stockholm“ wählte sie mit ihrem Song „Ghost“ in das Finale des deutschen Vorentscheids am Donnerstagabend in Köln. Moderatorin Barbara Schöneberger (r.) jubelte mit ihr.
Es ist entschieden! Jamie-Lee Kriewitz wird Deutschland beim 61. Eurovision Song Contest (ESC) am 14. Mai in Stockholm vertreten! Die Zuschauer der ARD-Show „Unser Lied für Stockholm“ wählte sie mit ihrem Song „Ghost“ in das Finale des deutschen Vorentscheids am Donnerstagabend in Köln. Moderatorin Barbara Schöneberger (r.) jubelte mit ihr. © dpa | Henning Kaiser
Für die 17-Jährige geht es also nach Schweden – in das diesjährige Gastgeberland. „Ich werde hart üben und arbeiten“, kündigte Janie-Lee für Stockholm an.
Für die 17-Jährige geht es also nach Schweden – in das diesjährige Gastgeberland. „Ich werde hart üben und arbeiten“, kündigte Janie-Lee für Stockholm an. © dpa | Henning Kaiser
Platz zwei mit 33,9 Prozent ging an Alex Diehl mit seinem Song „Nur ein Lied“ – Schmusemusik mit Botschaft. „Ich habe nicht damit gerechnet“, erzählte Alex Diehl.
Platz zwei mit 33,9 Prozent ging an Alex Diehl mit seinem Song „Nur ein Lied“ – Schmusemusik mit Botschaft. „Ich habe nicht damit gerechnet“, erzählte Alex Diehl. © Getty Images | Mathis Wienand
Platz drei mit 21,6 Prozent gingt an die Gruppe Avantasia.
Platz drei mit 21,6 Prozent gingt an die Gruppe Avantasia. © Getty Images | Mathis Wienand
Die Sängerin Ella Endlich hatte nicht so viel Glück. Sie kam nicht in die Endrunde.
Die Sängerin Ella Endlich hatte nicht so viel Glück. Sie kam nicht in die Endrunde. © dpa | Henning Kaiser
Ella Endlich setzte auf nackte Haut. Das half auch nichts.
Ella Endlich setzte auf nackte Haut. Das half auch nichts. © dpa | Henning Kaiser
Auch mit dabei: Die Schwestern Josepha (l.) und Cosima Carl alias Joco.
Auch mit dabei: Die Schwestern Josepha (l.) und Cosima Carl alias Joco. © dpa | Henning Kaiser
Jetzt kommen die Mönchskutten: Gregorian. Mit einem Mix aus gregorianischen Gesängen und Pop wollte die Gruppe überzeugen.
Jetzt kommen die Mönchskutten: Gregorian. Mit einem Mix aus gregorianischen Gesängen und Pop wollte die Gruppe überzeugen. © dpa | Henning Kaiser
„Bei dem Gesang war doch eine Nonne dabei?!“ Nicht nur Barbara Schöneberger muss nach diesem Auftritt schmunzeln.
„Bei dem Gesang war doch eine Nonne dabei?!“ Nicht nur Barbara Schöneberger muss nach diesem Auftritt schmunzeln. © dpa | Henning Kaiser
Christian Friedel und die Mitglieder seiner Band „Woods of Birnam“ auf der Bühne. Til Schweiger findet die Band anscheinend gut. Die Jungs durften den Song zu seinem Kinoerfolg „Honig im Kopf“ beisteuern.
Christian Friedel und die Mitglieder seiner Band „Woods of Birnam“ auf der Bühne. Til Schweiger findet die Band anscheinend gut. Die Jungs durften den Song zu seinem Kinoerfolg „Honig im Kopf“ beisteuern. © dpa | Henning Kaiser
Die Jungs sind süße Hipster. Das kam gut bei den Mädels an, reichte aber nicht.
Die Jungs sind süße Hipster. Das kam gut bei den Mädels an, reichte aber nicht. © dpa | Henning Kaiser
„Luxuslärm“ scheiterten ebenfalls in der Vorrunde.
„Luxuslärm“ scheiterten ebenfalls in der Vorrunde. © dpa | Henning Kaiser
Frontfrau Janine Meyer trug Undercut, dazu weißes Top und Jeansjacke. So kann man nichts falsch machen. Oder?
Frontfrau Janine Meyer trug Undercut, dazu weißes Top und Jeansjacke. So kann man nichts falsch machen. Oder? © dpa | Henning Kaiser
Das Duo Keøma gab den Pop-Song „Protected“ zum Besten – ein solides Stück. Aber kein Siegerlied.
Das Duo Keøma gab den Pop-Song „Protected“ zum Besten – ein solides Stück. Aber kein Siegerlied. © dpa | Henning Kaiser
Sängerin Kat trug ein langes, goldfarbenes Kleid. Sie wanderte ein bisschen auf der Bühne hin und her.
Sängerin Kat trug ein langes, goldfarbenes Kleid. Sie wanderte ein bisschen auf der Bühne hin und her. © dpa | Henning Kaiser
Avantasia kam auf Platz drei. Sänger Tobias Sammet ist bühnenerfahren. Er hatte mit Avantasia beim Wacken vor 82.000 Menschen gespielt.
Avantasia kam auf Platz drei. Sänger Tobias Sammet ist bühnenerfahren. Er hatte mit Avantasia beim Wacken vor 82.000 Menschen gespielt. © dpa | Henning Kaiser
 Avantasia mischten mit ihrem Auftritt „ Mystery of a blood red rose“ den Vorentscheid endlich auf.
Avantasia mischten mit ihrem Auftritt „ Mystery of a blood red rose“ den Vorentscheid endlich auf. © dpa | Henning Kaiser
Als Achter geht Singer-Songwriter Alex Diehl an den Start.  Sein Song „Nur ein Lied“ landete auf Platz zwei.
Als Achter geht Singer-Songwriter Alex Diehl an den Start. Sein Song „Nur ein Lied“ landete auf Platz zwei. © dpa | Henning Kaiser
Im Hintergrund wurde der Text in anderen Sprachen auf einer Leinwand angezeigt.
Im Hintergrund wurde der Text in anderen Sprachen auf einer Leinwand angezeigt. © dpa | Henning Kaiser
Sie gewann bereits die fünfte Staffel von „The Voice“!  Jamie-Lee Kriewitz. Wie erwartet trug sie ein farbenfrohes, verrücktes Outfit im Manga-Stil. Damit fällt man auf. Im Hintergrund ein Zauberwald.
Sie gewann bereits die fünfte Staffel von „The Voice“! Jamie-Lee Kriewitz. Wie erwartet trug sie ein farbenfrohes, verrücktes Outfit im Manga-Stil. Damit fällt man auf. Im Hintergrund ein Zauberwald. © Getty Images | Mathis Wienand
Was war das auf ihrem Kopf? Ihr Outfit erinnerte an „Disney-Prinzessin trifft verrückten Hutmacher“.
Was war das auf ihrem Kopf? Ihr Outfit erinnerte an „Disney-Prinzessin trifft verrückten Hutmacher“. © dpa | Henning Kaiser
Dann kam Ralph Siegel – also fast. Er schickte Laura Pinski ins Rennen.
Dann kam Ralph Siegel – also fast. Er schickte Laura Pinski ins Rennen. © dpa | Henning Kaiser
Laura Pinski setzte auf den Kostümwechsel. Auf ihr Kleid wurden Bilder projiziert.
Laura Pinski setzte auf den Kostümwechsel. Auf ihr Kleid wurden Bilder projiziert. © dpa | Henning Kaiser
Moderatorin Barbara Schöneberger führte charmant und routiniert durch den ESC-Abend von Köln. Und sie sang eine Hymne auf Xavier Naidoo.
Moderatorin Barbara Schöneberger führte charmant und routiniert durch den ESC-Abend von Köln. Und sie sang eine Hymne auf Xavier Naidoo. © dpa | Henning Kaiser
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Die Highlights von „Unser Lied für Stockholm“

Die Siegerin: Nun ja, eigentlich war es ja keine Überraschung. Das Manga-Mädchen Jamie-Lee, mit der Unterstützung von Smudo angereist, hatte ja auch schon durch „The Voice of Germany“ ihre TV-Fangemeinde erheblich vergrößert. Und natürlich gewinnt man bei der ProSieben/Sat.1-Show auch nicht, wenn man nicht singen kann. Das sind zwei Sachen, die vielen ihrer Konkurrenten am Donnerstag fehlten. Ein gutes Lied, eine gute Stimme – unwahrscheinlich, dass dabei noch mal so eine Nullpunktenummer herauskommt wie im letzten Jahr bei Ann-Sophie. Und die Siegchancen? Naja, dafür müsste man vielleicht fix noch ein paar Manga-affine asiatische Länder am ESC teilnehmen lassen.

Der Sieger der Herzen: Ganz klar Alex Diehl, der Friedenssänger, die Nicole im Handwerker-Look. Er hatte sein “Nur ein Lied” unter den Eindrücken der Flüchtlings-Terror-Fremdenfeindlichkeits-Krise dieser Tage gedichtet. Ein sympathischer Kerl mit einem schönen Text. „Dieses Lied hat eine Botschaft“, hieß es oft in den sozialen Medien. Bei Gesangswettbewerben ist die Botschaft alleine dann aber doch nicht genug. Vor allem nicht, wenn sie von einer holprigen Stimme verkündet wird. Das Schöne daran: Alex Diehl scheint auch so ganz glücklich gewesen zu sein.

Die Metamorphose des Abends: Meat Loaf und Bon Jovi holten sich mit irgendwas zwischen Glamour-Rock und Metal den dritten Platz. Zumindest war das der akustische Eindruck, den Avantasia hinterließen. Wenn man dann doch mal die Augen auf den Bildschirm gerichtet hatte, erkannte man: kein Meat Loaf, kein Bon Jovi. Und die Erkenntnis war: Mit Metal (oder so etwas ähnlichem) hat man beim ESC-Publikum wohl doch keine ganz großen Chancen. Es sei denn, man macht’s wie Lordi und tritt in Maskerade auf. Vielleicht als Meat Loaf. Lassen wir das.

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Der Hingucker des Abends: Die meiste Haut zeigte Helene Fischer, ähm, Ella Endlich. Die Schlagersängerin hatte einen ziemlich knappen Rock an, bot mit „Adrenalin“ aber einen ziemlich abgedroschenen Partyschlager-Sound. Oder genauer: Sie klang wie alles von Helene Fischer. Immerhin musste sie kein zweites Mal auf die Bühne und entging somit der Gefahr einer Blasenentzündung. Apropos Gefahr: Auch um die Sängerin von Keoma, die in einem eleganten, goldenen Kleid auftrat, wurde sich Sorgen gemacht. So schrieb ein Twitterer: „Hoffentlich hat sie sich ne neue Rettungsdecke ins Auto gelegt.“ Und auch bei Gregorian konnte man nicht weggucken: ein Sextett aus Mönchen (ja, Mönche) in glitzernden Kutten, die Choräle singen, während drumherum alles aufleuchtet mit Feuer und Laser. Das Gucken war allerdings interessanter als das Hören.

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Das Comeback des Abends: Da war er wieder: Ralph Siegel! Nach langer Pause schickte der Liedermacher die 19-jährige Laura Pinski mit seinem Song „Under the sun we are one” ins Rennen. Zwölf Jahre hatte Siegel an keinem ESC-Vorentscheid mehr mitgewirkt. Das Problem am Donnerstag: Sein Song klang wie einer von vor zwölf Jahren. So konzentrierte sich die Aufmerksamkeit vor allem auf das bodenlange Kleid von Laura Pinski, das dann auch noch die Farben wechselte. Immerhin: Siegel durfte noch mal ans Mikro von Barbara Schöneberger. „Ich bin froh, wieder hier zu sein“, sagte er beinahe zu Tränen gerührt. Dabei sein ist eben manchmal doch alles.

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Und Barbara Schöneberger? Auf Twitter wurde schon nach wenigen Minuten der Sendung gefordert, man solle doch die Moderatorin nach Stockholm schicken. Schöneberger eröffnete die Show als Sängerin – gekonnt. In ihrem Medley ging es vor allem um das Nominierungs-Hickhack, das ein Jahr zuvor bei der Siegerehrung von Andreas Kümmert losgegangen war und über die Posse um Xavier Naidoo in die Show vom Donnerstag mündete. Freilich: Aus so einer Show holt auch Barabara Schöneberger nicht viel raus, aber es war wieder einmal nett mit ihr. Und sie hatte einen erneuten Eklat abgewendet, indem sie nach eigenen Angaben mit den Kandidaten den Satz übte „Ich nehme die Wahl an“. Und dass das geklappt hat, das war doch das Wichtigste am Donnerstagabend.

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