München. Die in Biersorten nachgewiesenen Pestizide sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung unbedenklich. Die Mengen seien viel zu gering.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht derzeit keine Gefahr für Verbraucher durch die in vielen Biersorten nachgewiesenen Pestizide. Glyphosat-Rückstände in Bier seien grundsätzlich erwartbar. Selbst die höchsten gemessenen Werte von rund 30 Mikrogramm pro Liter seien so niedrig, dass die Aufnahmemenge rein rechnerisch bei einem Erwachsenen mehr als 1000-fach niedriger liege als die derzeit als unbedenklich geltenden Mengen von 0,5 Milligramm (Tausendstel Gramm) pro Kilogramm Körpergewicht.

„Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken“, teilte das BfR mit. Allerdings nehmen Menschen höchstwahrscheinlich zusätzlich mit vielen weiteren Lebensmitteln Glyphosat auf. Selbst bei einer „Worst-Case“-Aufnahme über verschiedene Nahrungsmittel sei vollkommen ausgeschlossen, dass die als unbedenklich geltende lebenslänglich oder einmalig duldbare Menge überschritten werde, sagte ein Sprecher dazu.

Brauerbund hält Studie für unglaubwürdig

Der Deutsche Brauer-Bund hat die Studie des Münchner Umweltinstituts zu Glyphosat in Bier als nicht glaubwürdig bezeichnet. Der Vorwurf des Umweltinstitutes, die Brauereien würden ihre Rohstoffe nicht ausreichend kontrollieren, sei „absurd und völlig haltlos“, teilten die Brauer am Donnerstag mit. Die Brauereien in Deutschland betrieben einen hohen Aufwand, um die vier natürlichen Rohstoffe Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, die nach dem Reinheitsgebot zum Brauen verwendet werden, auf mögliche Schadstoffe zu kontrollieren.

Der Deutsche Brauer-Bund habe ein eigenes Überwachungssystem für Braumalz. „Unser Monitoring zeigt, dass die gemessenen Werte stets deutlich unter den Höchstgrenzen liegen. Zu keiner Zeit konnten Überschreitungen der zulässigen Rückstandshöchstwerte bei Glyphosat festgestellt werden.“ Daneben gebe es staatliche Kontrollen und weitere Eigenkontrollen der Brauereien, die dafür Sorge trügen, dass keine Schadstoffe Eingang in die Produktion finden.

Umweltinstitut: Grenzwert ums 300-fache überschritten

Das Münchner Umweltinstitut hatte 14 der beliebtesten Biermarken Deutschlands testen lassen und dabei Spuren des Unkrautvernichters gefunden. Die Werte lagen zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm pro Liter und damit im extremsten Fall fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser von 0,1 Mikrogramm, wie das Umweltinstitut am Donnerstag mitteilte. Einen Grenzwert für Bier gibt es allerdings nicht. Das Pflanzengift steht im Verdacht, krebserregend zu sein. In wenigen Tagen soll auf europäischer Ebene über eine erneute Zulassung von Glyphosat entschieden werden.

Reaktionen auf die Ergebnisse kamen auch von anderer Stelle. Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat nach dem Fund des Pestizids Glyphosat in deutschem Bier die Verantwortung von sich gewiesen. „Wir haben in Deutschland das weltweit strengste Pflanzenschutzgesetz“, sagte ein DBV-Sprecher am Donnerstag in Berlin.

Nach Angaben des Bauernverbands sei der Einsatz bei der Vorerntebehandlung von Braugerste hierzulande verboten. Möglich sei jedoch, dass Bauern den Boden vor dem Einbringen des Saatguts mit glyphosathaltigen Mitteln behandeln, um diesen von Unkraut zu befreien. Glyphosat zersetze sich jedoch innerhalb von zwei bis drei Wochen im Boden. „Wenn das Pestizid beim Einsäen noch vorhanden wäre, würde nichts wachsen“, erklärte der Sprecher.

Es sei schwer festzustellen, aus welcher Quelle das gefundene Pestizid stamme, sagte der Bauernverbands-Sprecher weiter. Möglich sei, dass Spuren von Glyphosat durch den Import von Braugerste Eingang in die Produktionskette gefunden hätten. Nach Angaben des Bauernverbands werden in Deutschland jährlich rund eine Million Tonnen Braugerste angebaut. Eine ebenso große Menge wird importiert – hauptsächlich aus Frankreich, Dänemark und Großbritannien. (dpa)