Richmond. Der Bösewicht in John Grishams neuem Buch ist der Krebs. Für den Kampf dagegen riskiert der Bestsellerautor auch Ärger mit dem Verlag.

Bestseller-Autor John Grisham (61) hat ein neues Buch geschrieben, und er verschenkt es. In Deutschland kann „The Tumor“ kostenlos heruntergeladen werden. Wer Fan seiner Thriller ist, könnte trotzdem enttäuscht werden – aber das dürfte ihm egal sein. Er hat mehr als 300 Millionen Romane verkauft, sein kostenloses Buch nennt er das „wichtigste Werk meiner Karriere“. Weil es Leben retten könne.

Der Jurist, der mit Gerichtsthrillern zu Weltruhm gekommen ist, macht sich zum Anwalt für ein medizinisches Verfahren: Es geht um eine Therapie, bei der durch hochenergetischen Ultraschall Tumorgewebe auf 65 Grad erwärmt und damit förmlich „verkocht“ wird: Die Behandlungsmethode Hoch Intensiver Fokussierter Ultraschall (HIFU) kommt in Deutschland und Japan seit einigen Jahren beim Prostatakrebs zum Einsatz, ist aber bei anderen Erkrankungen und in den USA im Stadium klinischer Tests.

Figur im Buch stirbt an Hirntumor

„The Tumor“ soll aufzeigen, wie die Methode das Leben des dreifachen Vaters Paul verlängern könnte, der mit 35 Jahren plötzlich im Badezimmer umfällt: Hirntumor. Paul stirbt. Es ist die Geschichte, wie Grisham sie von einem Freund ähnlich schon häufig gehört hat: Neal Kassell ist Neurochirurg, hat dem Autor von vielen traurigen Fällen erzählt – und ist Vorsitzender der „Focused Ultrasound Foundation“. Kassell ist überzeugt davon, dass mit der Methode vielen Menschen geholfen werden könnte, stößt aber auf viele Widerstände. Er bat Grisham um Hilfe, um Gelder für die Forschung einzuwerben. Grisham entgegnete, dass er auf andere Art besser helfen kann.

In dem Buch schildert er, wie in einer Welt in der Zukunft Krebs mit dem Hochenergie-Ultraschall behandelt wird. Es ist ein starkes Plädoyer für die Methode, die auch noch auf Bedenken bei der US-Gesundheitsbehörde FDA stößt. Grishams Agent und sein Verlag rieten ihm ab, wie die „Washington Post“ schreibt. Die Befürchtung: Grisham könnte seine Marke beschädigen.

Grisham kämpft auch für Unschuldige

In der Tat gibt es in den überwiegend positiven Bewertungen bei Amazon auch Kommentare von Grisham-Fans, es sei mühsam, das nur 48 Seiten dicke Buch zu Ende zu lesen. Bei Amazon und auf der Seite der Stiftung kann die Broschüre heruntergeladen werden, in den USA wird sie auch als gebundenes Exemplar kostenlos verschickt.

Es ist nicht das erste Anliegen, mit dem Grisham in die Öffentlichkeit geht. Er ist auch ein wichtiger Unterstützer der Initiative „Innocence Project“, die Beweis für die Freilassung unschuldig Verurteilter sucht.