Berlin. In „Deadpool“ spielt Hollywood-Star Ryan Reynolds einen vulgären Antihelden. Privat geht dem Schauspieler nichts über Vaterfreuden.

Er sieht blendend aus, er ist charmant, einer der größten Hollywoodstars und er führt ein glückliches Familienleben: Ryan Reynolds (39, „X-Men“). Fast zu viel Perfektion für ein Menschenleben. Kein Wunder, dass es dem Kanadier Spaß machte, einen vulgären Antihelden zu spielen. Die Marvel-Comicverfilmung „Deadpool“ spielte schon am Eröffnungswochenende 100 Millionen Dollar ein – Rekord. Auch in Deutschland landete der Film auf dem ersten Platz der Kinocharts. Wir sprachen mit Ryan Reynolds über seine Rolle als böser Junge, das Windelwechseln daheim und seine Kindheit.

Mr. Reynolds, noch einen weiteren Comic-Superhelden? Meinen Sie das wirklich ernst?

Ryan Reynolds: Das ist so ernst wie ein Herzinfarkt! Denn Deadpool ist ganz anders als alle anderen Comic-Superhelden.

Inwiefern?

Reynolds: Er ist unglaublich witzig, nimmt sich und andere ständig auf den Arm und sagt die schlimmsten Zoten und vulgärsten Beleidigungen mit einem Lächeln auf den Lippen. Und er hat nicht das geringste Interesse daran, die Welt zu retten. Das spricht doch für ihn. Kurz: Deadpool ist der coolste böse Junge unter den Superhelden.

Warum hat es denn Jahre gedauert, bis der Film endlich gedreht werden konnte?

Reynolds: Ich glaube, den großen Hollywood-Studios war Deadpool zu heiß, zu politisch unkorrekt – und ganz und gar nicht jugendfrei. Wir haben den Film auch mit einem Budget gemacht, das andere Superhelden-Filme für das Catering während der Dreharbeiten ausgeben.

Die Rolle verlangte Ihnen physisch ziemlich viel ab.

Reynolds: Ich habe auch zwei Jahre lang das Fitnessstudio nicht verlassen. Denn für so eine Actionrolle muss man wirklich superfit sein – allein schon deshalb, damit man sich nicht verletzt. Denn es war mir ein großes Anliegen, die allermeisten Stunts selbst zu machen. Ich bin jetzt 39 – und wenn man da hinfällt, ist das nicht mehr so lustig. Da tut es einfach nur höllisch weh.

Welche Superpower hätten Sie denn gerne im wirklichen Leben?

Reynolds: Zurzeit wäre ich schon damit zufrieden, wenn ich die Windeln meiner Tochter schneller wechseln könnte. Sie läuft mir seit Neustem nämlich immer davon.

Ihre Tochter ist jetzt 14 Monate alt.

Reynolds: ... und sie hat mein Leben total verändert. Es ist so aufregend, so wunderbar, Vater zu sein!

Ihre Frau Blake Lively hat sich allerdings darüber beklagt, dass Sie ständig nach „vollgemachten Windeln“ riechen.

Reynolds: Ist das nicht der schönste Duft der Welt? Man sollte ihn als Eau de Toilette vermarkten. Unsere Tochter hat unser beider Leben wunderbar bereichert. Jetzt sind wir eine richtige Familie. Ich könnte nicht glücklicher sein.

Sie waren vor Ihrer Hochzeit mit „Gossip Girl“-Star Blake Lively mit Rocksängerin Alanis Morissette verlobt, mit Scarlett Johansson verheiratet …

Reynolds: Worauf wollen Sie hinaus?

Was muss ein Mann haben, der mit solchen starken Frauen zusammen ist?

Reynolds: Wenn ich das wüsste! Einen gut ausgeprägten Sinn für Humor – das wäre ein guter Anfang. Aber Liebesbeziehungen kann man nicht miteinander vergleichen. Jeder Mensch ist anders.

Wer oder was hat Sie denn am meisten in Ihrem Leben geprägt?

Reynolds: Mein Elternhaus. Ich bin in Vancouver, in Kanada aufgewachsen. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit. Und da ich der jüngste von vier Brüdern bin, musste ich schon meinen ganzen Grips sammeln, um mich durchzusetzen. Das hat mich geprägt. Und ich hatte immer – gerade weil mir meine Eltern das vorgelebt haben – einen guten moralischen Kompass. Hilfsbereitschaft, Geradlinigkeit, Fairness – das sind für mich keine leeren Worte. Mein Vater ist letztes Jahr viel zu früh gestorben. Aber lassen Sie uns jetzt von etwas anderem reden.