Hannover. Wegen Raubmordes ist der sogenannte Supermarkträuber am Mittwoch vom Landgericht Hannover zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Als das Urteil gegen den Supermarkträuber fällt, geht ein Aufatmen durch den Zuschauerrang, wo einige der betroffenen Kassiererinnen den Prozess verfolgt haben. Frühestens in 21 Jahren wird der Mann wieder in Freiheit kommen, der bei einer Überfallserie quer durch Deutschland seiner Forderung nach Geld an der Kasse oft mit Schüssen und Schlägen Nachdruck verliehen hat. Das Landgericht Hannover verurteilt den 42-Jährigen am Mittwoch wegen Raubmordes zu lebenslanger Haft, weil der Mann bei einem Überfall in der Stadt einen 21-Jährigen aus nächster Nähe erschossen hatte, der ihn stoppen wollte. Außerdem stellt es die besondere Schwere der Schuld fest, was eine Haftentlassung frühestens nach 21 Jahren bedeutet.

In seiner Urteilsbegründung hält der Vorsitzende Richter Wolfgang Rosenbusch dem Verurteilten noch einmal die Folgen der Überfallserie vor, bei der er mit erheblicher krimineller Energie und unverhältnismäßiger Gewalt vorgegangen sei. Über Jahre, wenn nicht bis ans Lebensende seien manche der Kassierinnen traumatisiert, denen der Täter seine halbautomatische Ceska-Pistole auf die Stirn drückte oder kurzerhand in die Kasse schoss, wenn es ihm nicht schnell genug ging. „Völlig neben der Spur“ seien einige der Frauen noch bei ihrer Zeugenaussage im Gericht gewesen, eine in den Fuß geschossene Kassiererin aus Hamm kann immer noch nicht wieder richtig laufen.

Am letzten Prozesstag meldete sich der Angeklagte zu Wort

Die Mutter des 21 Jahre alten angehenden Kochs, der nur noch schnell vor Ladenschluss Leergut zum Supermarkt bringen wollte und nach einem Gerangel mit dem Täter erschossen wurde, wendet sich im Gerichtssaal mit harten Worten an den 42-Jährigen. „Meine Tochter wünscht Ihnen den Tod“, sagt sie. Sie selber sagt ihm einen qualvollen, einsamen Tod ohne Vergebung voraus. In den Augen seiner Kinder sei er nun für immer ein Mörder. An dem Tag, an dem ihr Sohn eigentlich Geburtstag gefeiert hätte, nahm sie zum Prozessstart Ende Dezember auf der Nebenklägerbank Platz.

Weder für sie noch für die anderen Opfer hatte der 42-Jährige in dem Prozess eine Entschuldigung oder ein Wort über, eigentlich zeigte der kräftig gebaute Mann mit Bauchansatz und Halbglatze kaum eine Regung. An allen Verhandlungstagen schwieg er zu den Vorwürfen, erst am letzten Tag meldet er sich plötzlich zu Wort: „Ich denke, dass es hier zu vielen gefälschten Beweisen gekommen ist durch die deutsche Polizei.“ Während etlicher der ihm zur Last gelegten 24 Überfälle habe er sich zu Hause in Polen und nicht in Deutschland befunden. Auch die von ihm an Tatorten gesicherten Fingerabdrücke und DNA-Spuren zieht er in Zweifel. Ein Nebenklägeranwalt reagiert empört auf die Ausführungen.

Hannover, Salzgitter, Bottrop, Essen, Nauen oder Hof: Bei seinen Raubzügen ging der Serientäter stets nach demselben Muster vor: Kurz vor Ladenschluss betrat er den Markt, bedrohte die Kassiererin mit einer Pistole und verlangte Geld. Bundesweit wurde mit Bildern aus Überwachungskameras nach dem Mann gefahndet. Ende Juni 2015 konnte die Polizei ihn dann bei seiner Einreise aus Polen nahe Dresden festnehmen. Handydaten hatten die Ermittler auf seine Spur gebracht. 55 Taten lasteten die Fahnder dem Mann zunächst an, 24 kamen zur Anklage. (dpa)