Berlin. Wo Unfälle passieren, sind Gaffer nicht weit. Feuerwehrleute aus Bad Hersfeld nutzen nun einen besonderen Schutz vor den Schaulustigen.

Das Problem durch Schaulustige an Unfallstellen ist in Zeiten der Smartphones nicht kleiner geworden. Selbst aus dem fahrenden Auto heraus wird gefilmt und fotografiert, wenn es irgendwo kracht. Die Freiwillige Feuerwehr aus dem hessischen Bad Hersfeld hat sich nun einen besonderen Gaffer-Schutz einfallen lassen, wie die „Hessenschau“ berichtet: Eine Plane, die nicht nur Sichtschutz ist, sondern zugleich auch der Eigenwerbung dient.

„Nicht gaffen! Mitglied werden“ steht auf dem Transparent, das die Bad Hersfelder Feuerwehrleute am Wochenende erstmal bei einem Autounfall auf der A4 zum Einsatz brachten. Eine Aktion, die den Helfern im Netz nicht nur Lob einbrachte, von der sie aber nach wie vor überzeugt sind, wie es in der „Hessenschau“ hieß.

Aktion weckt Interesse anderer Feuerwehren

Mehrere Feuerwehren aus ganz Deutschland hätten sich schon nach der Aktion erkundigt, teils mit dem Wunsch, sie auch umzusetzen, sagte eine Sprecher der Bad Hersfelder Feuerwehr. Auch Vorwürfen, die Plane selbst würde zusätzlich ablenken, Einsatzkräfte davon abhalten, ihrer eigentlichen Aufgabe nachzugehen und vorbeifahrende Autofahrer generell als Gaffer abstempeln, trat der Feuerwehrmann entgegen. Weil Gaffer ohnehin langsam an Unfallstellen vorbeifahren und nicht selten ihr Handy zücken würden, sei die Plane keine zusätzliche Ablenkung. Es würden nur Einsatzkräfte eingesetzt, um sie hochzuhalten, wenn sie in diesem Moment definitiv nicht anderweitig gebraucht würden. Und weiter hieß es: „Wir wollen nicht jeden als Gaffer abstempeln. Wir wollen auf das Problem aufmerksam machen und das haben wir erreicht.“

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Noch entschiedener gegen das Gaffer-Problem anzukämpfen, war auch das Ziel in Nordrhein-Westfalen, als Verkehrsminister Michael Groschek im April 2014 die Inbetriebnahme von mehreren mobilen Sichtschutzwänden verkündete. Gerade weil Gaffer immer öfter zum Smartphone greifen, um Unfallstellen zu fotografieren, sei das „Projekt Sichtschutz“ nötig geworden. „Wir geben den Opfern mit diesen Sichtschutzwänden ein Stück Würde zurück“, sagte Groschek damals. 470.000 Euro ließ sich der Bund die Wände kosten, die auf Wunsch der Polizei per Lkw an Unfallstellen transportiert werden können. Man sei allerdings der Überzeugung, dass der wirtschaftliche Schaden noch größer sei, wenn Gaffer weiterhin sich und andere gefährden und Staus produzieren.

In Bad Hersfeld ist man jetzt jedenfalls auch von der kleineren Variante der Anti-Gaffer-Aktion überzeugt. „Für uns war das eine sehr gelungene Aktion, die Plane hat sich bewährt“, sagte ein Sprecher gegenüber der Hessenschau. Ob die Freiwilligen von Bad Hersfeld auch schon neue Mitglieder begrüßen konnten, darüber ist bisher nichts bekannt.