Münster. Die Tierschutzorganisation Peta spricht vom „historischen Durchbruch“: Es gibt erstmals eine Anklage wegen der Massentötung von Küken.

Hört das massenhafte Töten von männlichen Küken kurz nach der Geburt jetzt auf? Erstmals sind Betreiber einer Zuchtanlage wegen der organisierten Vernichtung der Tiere angeklagt. Die Staatsanwaltschaft Münster hat einen Bericht bestätigt, dass sie Anklage gegen eine Brüterei im münsterländischen Senden erhoben hat. Nach Angaben der Tierschutzorganisation Peta soll es der erste derartige Fall sein. Peta erstattete Anzeige.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte auf Anfrage, man habe Anklage beim Landgericht erhoben und strebe gegebenenfalls eine höchstrichterliche Rechtsprechung an. Denn es handele sich um ein bundesweites Problem. Bundesweit würden jährlich 50 Millionen männliche Küken „bei lebendigem Leib vergast oder geschreddert“, schreibt die Tierschutzorganisation Peta.

Das Unternehmen habe sich nicht äußern wollen, schreibt der „Spiegel“, der zuerst über die Anklageerhebung berichtet hatte. Das massenhafte Küken-Töten sei „der überwiegenden Auffassung zufolge nach dem Tierschutzgesetz verboten“. Die Praxis werde aber von Behörden und Landwirtschaftsministerium bisher trotzdem geduldet. Weil es die Anzeige gebe, könne sich Lohmann aber nicht mehr länger auf ein Verbotsirrtum berufen, so die Staatsanwaltschaft gegenüber dem „Spiegel“.

Gericht hatte Verbot wieder gekippt

Auf Initiative von Nordrhein-Westfalen hatte der Bundesrat im vergangenen Jahr bereits beschlossen, das Töten der Küken zu verbieten. Ein Verbot in NRW ist jedoch nach einer Klage wieder aufgehoben worden.

In den Niederlanden gibt es ein Label „Kip van morgen“ (Huhn von morgen), das besonderes Tierwohl auszeichnet. Die führenden Supermarktketten des Landes haben sich darauf verständigt, nur noch Fleisch mit diesem Label zu verkaufen. Ein Kilogramm Brustfilet koste dann im Supermarkt etwa 1,50 Euro mehr, berichtete Agraringenieur Peter van Horne von der Universität Wageningen bei einem Geflügelsymposium. Rudolf Preisinger, Geschäftsführer der weltweit agierenden Lohmann Tierzucht GmbH, hatte dort gesagt, vor allem die Aufzucht männlicher Küken verteuere neben vergrößerten Käfigen und unbehandelten Schnäbeln die Zucht.

Um keine Küken mehr zu töten, wird bereits seit einiger Zeit daran geforscht, das Geschlecht des Huhns frühzeitig im Ei zu erkennen. Eier, aus denen männliche Küken schlüpfen würden, könnten dann frühzeitig aussortiert werden. (dpa/epd/law)