Wirbel um Engelkes Vergleich von Leipzig mit NS-Deutschland
•
Lesezeit: 3 Minuten
Von Monika Idems
Berlin. Moderatorin Anke Engelke vergleicht bei der Berlinale-Eröffnung Leipzig mit Nazi-Deutschland – und macht damit viele Menschen wütend.
Moderatorin Anke Engelke hat bei der Eröffnungsgala der Berlinale am Donnerstagabend die Stadt Leipzig mit der Düsternis von Nazi-Deutschland verglichen. Im Berlinale-Palast vor rund 1600 Gästen bekam sie einigen Applaus – in den sozialen Medien sind viele Nutzer sehr verärgert.
Engelke machte die Bemerkung, als sie Hollywood-Superstar George Clooney bei der Gala begrüßte. Clooney sei ja öfter in Berlin, etwa vor drei Jahren, als er den Film „Monuments Men“ drehte. „Viele Millionen wurden dafür verwandt, die düstere Atmosphäre von Nazi-Deutschland herzustellen, aber er hätte es billiger haben können – 180 Kilometer im Süden: in Leipzig“, sagte die Moderatorin.
„Sowas Dämliches wollen wir hier nicht“
Auf einer Facebook-Seite, die die Comedy-Tochter „MySpass“ der Produktionsfirma „Brainpool“ für Anke Engelke betreibt – die Moderatorin selbst hält nach eigener Aussage nichts von sozialen Medien – entlud sich der Zorn der Nutzer. „Sie haben aber einen großen Kamm in der Tasche, Frau Engelke! Schön, dass Sie alle über selbigen scheren können. Ich und die Mehrheit der Leute, die wie ich in dieser wunderbar schönen Stadt leben, sind so wenig Nazis wie sie Leipzigerin sind“, schrieb eine Leipzigerin.
Ein weiterer kommentierte: „Schon mal daran gedacht, dass es ohne Leipzig kein vereintes Deutschland geben würde? (...) Ich hoffe nur, dass Sie nie wieder einen Fuß in unsere Stadt setzen, sowas Dämliches wollen wir hier nicht!“ Wieder ein anderer schrieb: „Es regt mich unfassbar auf, dass die Einwohner von Leipzig (oder auch Dresden) unermüdlich über einen Kamm geschert werden! Wegen ein paar Idioten, die sowas von gar nicht die breite Masse meiner wunderschönen, weltoffenen Heimatstadt widerspiegeln. Hier ist man freundlich zueinander und lebt friedlich zusammen. Dass mediale Personen wie Sie, Frau Engelke, sich so abfällig über den ,dummen Osten`äußern, heizt die Stimmungsmache nur noch mehr an! Das gehörte definitiv in die Kategorie: nicht lustig.“
Oberbürgermeister lädt Engelke nach Leipzig ein
Wie die „Leipziger Volkszeitung“ berichtet, konterte der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) mit einer satirischen Einladung Engelkes: „Wir benötigen dringend Unterstützung beim Aufhängen der Fahnenspaliere auf unseren Prachtstraßen, unsere Exerzierplätze müssten gefegt werden“, sagte Burkhard demnach, „und natürlich muss für den nächsten Parteitag das Gelände vor dem Völkerschlachtdenkmal etwas national aufgemöbelt werden. Diese Aufgaben liegen uns in Leipzig schwer im Magen, weil Demokratie und Offenheit hier einen hohen Stellenwert haben.“
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Marian Wendt äußerte sich auf Facebook: „Forderte nicht auch Anke Engelke immer, die Dinge differenziert zu sehen? Bei Legida nehmen weniger als 0,01% der Menschen in unserer Region teil. Ich fühle mich getroffen und als Einwohner der Leipziger Region beleidigt.“
Anke Engelke war für ein Statement zunächst nicht zu erreichen.