Berlin. Musiker Smudo kann hartnäckig sein – vor allem wenn es um Hasskommentare geht. Eine Facebook-Sprecherin bekam das deutlich zu spüren.

Im Mittelpunkt der Pressekonferenz in Hamburg sollte eigentlich die „Counter Speech Tour“ stehen, die im April und Mai in einigen deutschen Städten stattfindet. Organisiert wird das Ganze von „Laut gegen Nazis“ mit Unterstützung von Facebook Deutschland und anderen Unternehmen, Musikern und Organisationen. Unter anderem Smudo von den Fantastischen Vier und Facebooks deutsche Chef-Lobbyistin Eva-Maria Kirchsieper sollten Rede und Antwort stehen. Aber statt sich nach der „Counter Speech Tour“ zu erkundigen, brannten den Journalisten eher Fragen zu Facebooks Umgang mit Hasskommentaren unter den Nägeln.

Wie viele Mitarbeiter sich bei dem sozialen Netzwerk eigentlich mit dem Sichten dieser Kommentare befassen, will das Unternehmen immer nur sehr vage beantworten. „Mehrere Hundert“, seien es. Bei der Pressekonferenz wurde genauer nachgehakt. Die Antworten blieben unbefriedigend – auch für Smudo.

Kirschsieper versuchte zunächst die Nachfragen im Keim zu ersticken. Das sei an diesem Tag nicht das Thema, beteuerte sie. „Sie kommunizieren da nie drüber“, beschwerte sich ein Journalist, woraufhin Kirschsieper zum großen Monolog ausholte, die Frage aber unbeantwortet ließ. Da wurde es auch Podiumsredner Smudo zu bunt. Er hakte nach: „Ist es dann besser, sich an ,Laut gegen Nazis’ zu wenden wegen des Löschens von Inhalten als an Facebook selber?“ Immerhin darauf gab es eine klare Antwort: Nein. Aber bei Fehlern seitens Facebook – und die würden durchaus passieren – könne man sich zum Löschen solcher Kommentare immer auch an Andere wenden.

„Sie können auch mal was Unangenehmes sagen“

Anschließend wollte Smudo erneut auf Facebooks Manpower hinsichtlich der Hasskommentare zurückkommen. Er fände es schon „ganz wichtig zu sehen, mit welchem Aufwand Facebook heute und Morgen gegen das Thema arbeitet“, sagte der Musiker. „Es macht jetzt keinen guten Eindruck, dass Sie sich so ein bisschen da rauswinden.“

Herauswinden würde sie sich nicht, stellte Kirschsieper klar. „Nein, aber aus dieser Frage“, folgte prompt Smudos schlagfertige Antwort. Aber egal wie hartnäckig er nachbohrte und versuchte mit Aussagen wie „Sie können auch mal was Unangenehmes sagen oder was Blödes oder was nicht in Ordnung ist. Sie können das tun. Jetzt!“, die Sprecherin aus der Reserve zu locken, eine konkrete Antwort gab es nicht.

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Zum Hintergrund:

Facebook hatte angekündigt, Maßnahmen gegen Hetz- und Hass-Kommentare zu ergreifen. Dafür will Facebook mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) zusammenarbeiten, genau wie mit gemeinnützigen Organisationen wie „Laut gegen Nazis“ oder „Netz gegen Nazis“. Auch mit Vertretern politischer Parteien in Deutschland soll kooperiert werden.

Mit Counter Speech (zu deutsch: Gegenrede) ist gemeint, Hass-Kommentare durch gegenteilige Äußerungen und vor allem durch stichhaltige Argumente zu übertönen und dadurch bestenfalls die Kommentatoren zum Nachdenken zu bringen. „Facebook ist davon überzeugt, dass soziale Medien effektiv dafür eingesetzt werden können, um Ansichten wie Fremdenfeindlichkeit zu diskutieren und zu hinterfragen“, teilte das Unternehmen dazu bereits im September vergangenen Jahres mit.