Berlin. Es klingt nach einem Schülertraum, der wahr wird: Ein Gymnasium im norwegischen Bergen will künftig E-Sport als Schulfach anbieten.

In den ersten beiden Stunden Mathe, Englisch in der dritten und vierten – und dann Counter Strike. Was sich anhört wie eine Schülerfantasie, soll jetzt in Norwegen Realität werden. Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, plant ein Gymnasium in Bergen, E-Sport (also Computersport) in seinen Lehrplan aufzunehmen. Wenn alles wie geplant abläuft, haben die Schüler der „Garnes Vidaregående Skule“ ab dem Schuljahr 2016/2017 also ein Wahlsportfach mehr. Dann heißt es: Handball, Fußball – oder eben Zocken.

Der neue E-Sport-Kurs soll fünf Stunden pro Woche einnehmen, 30 Schüler sollen ihn besuchen können. Dabei ginge es allerdings nicht nur um Geschicklichkeit an Maus und Tastatur. Ausdauer-Training, Ernährungsberatung und Verbesserung der Reflexe sollen auch in der Zocker-Klasse stattfinden. „Das Training soll die Schüler in die Lage versetzen, sich lange Zeit konzentrieren zu können, während sie spielen“, erklärt der Projektleiter der Schule, Petter Grahl Johnstad in einem Interview mit der Gaming-Seite „dotablast.com“. Zur Einordnung: Ein Match in professionellen E-Sport-Ligen kann schon mal einen halben Tag dauern. Der Klischee-Zocker, der sich nur von Cola und Chips ernährt, käme dabei schnell an sein Limit.

„Dota 2“ oder doch „Counter Strike“?

In vielen Dingen, so Johnstad weiter, unterscheide sich der E-Sport gar nicht zu sehr von den anderen Wahlsportfächern der Schule. So wie beim Fuß- und Handball würden auch bei den PC-Spielern „theoretisches Verständnis, Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit, Taktik und Strategie“ geprüft. „Unsere Schüler sollen sich vor allem als Team verstehen“, sagt Johnstad. Der Lernort soll sich allerdings deutlich unterscheiden. Statt Sportplatz und Turnhalle soll ein neuer Gaming-Raum her, mit spezieller Dekoration, High-End-PCs und Gaming-Stühlen.

Die „Garnes Vidaregående Skule“ in Bergen. Hier soll ab dem nächsten Schuljahr E-Sport unterrichtet werden.
Die „Garnes Vidaregående Skule“ in Bergen. Hier soll ab dem nächsten Schuljahr E-Sport unterrichtet werden. © Svein Harkestad | Svein Harkestad

Was genau trainiert werden soll steht noch nicht ganz fest. Zwei Spiele pro Schuljahr sollen es sein, sagt Johnstad. Bisher stünden „Dota 2“, „League of Legends“ und „Counter-Strike: Global Offensive“ zur Wahl. Auch der passende Lehrer sei noch nicht gefunden. Er habe aber bereits Kandidaten im Auge, sagt der Projektleiter. Je nachdem, welches Spiel gerade im Unterricht im Mittelpunkt steht, könne man auch noch Experten per Skype hinzuschalten.

Später einmal sei auch denkbar, dass die neue Klasse an Turnieren in Norwegen teilnimmt. Und wer weiß – wer sich früh übt, könnte es ja auch weit bringen. Und das kann auch im Gaming mittlerweile richtig lukrativ sein: Die besten Profi-Gamer der Welt sind dank ihrer Preisgelder zu Millionären geworden.