Mainz/Rüsselsheim. Die Kirche muss sich Kritik an internen Verfahren bei Missbrauchsfällen gefallen lassen. Opfer warten teils zehn Jahre auf Ergebnisse.

Missbrauchsopfer warten zum Teil mehr als zehn Jahre auf das Ergebnis innerkirchlicher Ermittlungen. Das berichtet „Der Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe. Als Beispiel nennt das Nachrichtenmagazin einen Fall aus Rüsselsheim. Ein Sprecher des zuständigen Bistums Mainz sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Pfarrer sei nach Bekanntwerden der Vorwürfe suspendiert worden.

Der „Spiegel“ beruft sich auf eine „Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“. Diese ist der Ansicht, „nicht nur die Dauer der Verfahren muss scharf kritisiert werden, sondern auch die fehlende Transparenz“. Selbst Opfern und Anwälten werde der Einblick verwehrt.

Verfahren in Rom läuft seit zehn Jahren

Der Rüsselsheimer Pfarrer soll Anfang der 1990er Jahre einen damals 13 Jahre alten Messdiener im Schlaf unsittlich berührt haben. Ein seit 2005 vor dem Kirchengericht in Rom laufendes Verfahren sei bisher ohne Ergebnis, kritisiert die Initiative. Der Mann werde zwar vom Bistum nicht mehr beschäftigt, beziehe aber weiter Gehalt und arbeitete als Organist und Chorleiter – auch mit Minderjährigen.

Laut Bistum hatte der Pfarrer selbst einen Antrag auf Laisierung (Aussetzung der priesterlichen Rechte und Pflichten) gestellt. „Dieses Verfahren in Rom ist bislang nicht abgeschlossen“, gab Bistumssprecher Tobias Blum zu. „Die Kirchengemeinden, bei denen der frühere Priester als Kirchenmusiker tätig ist, sind über die damals erhobenen Vorwürfe informiert.“ (dpa)