Gersfeld. Es brauchte zwei Anläufe, aber dann hat’s geklappt: Auf Hessens höchstem Berg ist am Samstag der längste Rodelzug der Welt gefahren.

„Welt-re-kord, Welt-re-kord“ skandieren die Rodler voller Vorfreude auf den letzten Metern bis zum Ziel. Als die Bestmarke geschafft ist, bricht Jubel aus. Die Wintersportfreunde steigen von den Schlitten, fallen sich strahlend in die Arme und klatschen sich mit den Händen ab. Geschafft!

Nach langem Zittern ist am Samstag auf der Wasserkuppe im zweiten Anlauf der Rodel-Weltrekord geglückt. 416 Fahrer, die sich im Internet anmelden konnten, sind Schlitten an Schlitten in einer langen Kette eine Skipiste auf Hessens höchstem Berg hinabgerodelt. Das Rekord-Institut für Deutschland überwachte die 150 Meter lange, ununterbrochene Fahrt der Rodelzugs und zertifizierte den Rekord in der Rhön, dem Mittelgebirge im Drei-Länder-Eck von Hessen, Bayern und Thüringen.

Das ist der längste Rodelzug der Welt

Das ist der längste Rodelzug der Welt. 416 Schlittenfahrer an einem Seil fuhren sich am Samstag auf der Wasserkuppe in der Rhön in die Geschichtsbücher.
Das ist der längste Rodelzug der Welt. 416 Schlittenfahrer an einem Seil fuhren sich am Samstag auf der Wasserkuppe in der Rhön in die Geschichtsbücher. © dpa | Uwe Zucchi
Die Ruhe vor dem Rodeln: Der Rekordversuch glückte erst im zweiten Anlauf: Beim ersten war die Schlittenkette zwischen den Rodeln nach wenigen Sekunden gerissen.
Die Ruhe vor dem Rodeln: Der Rekordversuch glückte erst im zweiten Anlauf: Beim ersten war die Schlittenkette zwischen den Rodeln nach wenigen Sekunden gerissen. © dpa | Uwe Zucchi
Einer der „Rekord-Rodel“ in der Nahaufnahme.
Einer der „Rekord-Rodel“ in der Nahaufnahme. © dpa | www.mykolter.de
Mindestens 150 Meter mussten die Teilnehmer für den neuen Rekord zurücklegen.
Mindestens 150 Meter mussten die Teilnehmer für den neuen Rekord zurücklegen. © dpa | Uwe Zucchi
Am Ende war der Jubel natürlich groß. Bei der bisherigen Bestmarke, die in Südtirol aufgestellt worden war, waren lediglich 240 Schlittenfahrer beteiligt gewesen.
Am Ende war der Jubel natürlich groß. Bei der bisherigen Bestmarke, die in Südtirol aufgestellt worden war, waren lediglich 240 Schlittenfahrer beteiligt gewesen. © dpa | Uwe Zucchi
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„Das war wie ein WM-Finale“

Initiator Christoph Seipp atmete nach der nervenaufreibenden Schlitterpartie tief durch und sagte: „Ich bin sowas von erleichtert. Das war ein bisschen wie im WM-Finale. Danke an alle, die mitgemacht und durchgehalten haben.“ Denn der feste Glaube an die Bestmarke sank bedenklich, als der erste Versuch mit 422 Schlitten schiefging.

Einige der Kunststoff-Rodelschlitten, die mit Karabinern und Seilen eng miteinander verbunden waren, verhakten sich. Bodenwellen und aufgewühlter Schnee sorgten auf der wegen des regen Publikumsverkehrs nicht mehr ganz planen Piste für erhöhten Schwierigkeitsgrad. Einige Schlitten stürzten zur Seite und schließlich riss das Seil.

Dabei hatten die Organisatoren - Kuscheldecken-Designer Seipp, ein Schlittenhersteller und der Skilift-Betreiber Wiegand - in der Vorwoche alles getestet. Allerdings im viel kleineren Maßstab mit etwas mehr als 40 Schlitten. Da ging noch alles gut.

Alter Rekord nur mit 240 Schlittenfahrern

Rolf Allerdissen vom Rekord-Institut hatte eine Vermutung, wieso der erste Versuch misslang: Der Schlitten-Zug setzte sich nicht gleichmäßig in Bewegung, während vorne schon Tempo gemacht wurde, standen die hinteren Teilnehmer noch auf der Stelle. Da musste selbst die stabilste Verbindung reißen. Im zweiten Anlauf gab es dann für die Rodler genauere Anweisungen: nicht zu schnell werden, bloß Schrittgeschwindigkeit fahren.

Nachdem der Rodelzug wieder instand gesetzt und neu aufgestellt wurde, ging es dann mit gemächlicherem Tempo los – und die Kette der Schlitten hielt der Belastung bis zum Ziel in 150 Metern Entfernung stand. Somit geht der Rekord nun auf die Wasserkuppe in die Rhön. Die bisherige Bestmarke wurde im Januar 2015 aufgestellt, als in Obereggen in Südtirol 240 Schlitten zusammengekommen waren. (dpa)