Gotha/Ichtershausen. Zwei Babyleichen werden in Thüringen gefunden – Mutter und ihr Ex-Freund sind festgenommen worden. Sie beschuldigen sich gegenseitig.

Nach dem Fund zweier Babyleichen in Ichtershausen bei Erfurt stehen die 29 Jahre alte Mutter und ihr Ex-Freund unter Tatverdacht. Gegen den 34-jährigen Mann wird wegen Mordverdachts ermittelt, gegen die Frau wegen Totschlags durch Unterlassen, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Er sagt dagegen, er habe nicht einmal von der Schwangerschaft etwas gewusst.

Die Frau hat in den Vernehmungen eingeräumt, im Herbst 2014 und im Herbst 2015 jeweils ein Kind geboren zu haben, sagte der Leiter der Kriminalpolizei Gotha, Matthias Kehr. Den Ermittlern zufolge hat sie ausgesagt, dass ihr damaliger Lebensgefährte die Kinder in Handtücher gewickelt und in Plastiktüten „weggebracht“ hat.

Festnahmen am Dienstag

Eine Spaziergängerin hatte am Sonntag in einem Waldstück nahe einer früheren Fabrik die Leiche eines kleinen Jungen gefunden. Für Gerichtsmediziner steht fest, dass das Kind bei der Geburt noch gelebt hat. Am Montag wurden weitere Knochenteile entdeckt. Auch dabei handelt es sich um sterbliche Überreste eines Babys, sagte Kripo-Chef Kehr.

Pressekonferenz in Gotha: Polizei und Staatsanwaltschaft informierten über den Stand der Ermittlungen, nachdem zwei Babyleichen gefunden worden sind.
Pressekonferenz in Gotha: Polizei und Staatsanwaltschaft informierten über den Stand der Ermittlungen, nachdem zwei Babyleichen gefunden worden sind. © dpa | Martin Schutt

Die Mutter und ihr Ex-Freund wurden am Dienstag in Ichtershausen festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Erfurt hat Haftbefehl beantragt.

Der Mann bestreitet die Tatvorwürfe. Er will laut Staatsanwaltschaft weder etwas von der Schwangerschaft noch von der Entbindung seiner Freundin bemerkt haben. Die genaue Todesursache ist bislang unklar. In Deutschland hatten in den vergangenen Jahren wiederholt Fälle getöteter Neugeborener für Aufsehen gesorgt.

Bei dem am Sonntag in dem Waldgrundstück gefundenen Baby handelt es sich laut Polizei um das mutmaßlich im vergangenen Herbst geborene Kind. Die Knochenstücke stammen von dem ein Jahr zuvor zur Welt gekommenen Baby. Zu dessen Geschlecht konnten die Ermittler noch nichts sagen, weitere Untersuchungen seien dazu nötig. Die sterblichen Überreste seien stark verwest gewesen.

Journalist hatte zweite Leiche entdeckt

Ein Journalist hatte die Plastiktüte mit den Knochenteilen nach dem Fund des ersten Kindes entdeckt. Die Polizei hatte zwar mit einem Leichenspürhund gesucht – doch dieser habe nicht angeschlagen, hieß es. Laut Polizei ist der Fundort, der unweit der Wohnung der Frau liegt, nicht der Tatort.

Auf die Spur der arbeitslosen Frau, die noch zwei weitere Kinder im Alter von 6 und 13 Jahren hat und inzwischen mit einem anderen Mann zusammenlebt, war die Polizei nach Hinweisen aus der Bevölkerung gekommen. Zeugen sei aufgefallen, dass die Frau im vergangenen Sommer schwanger gewesen sei, dann aber kein Baby bei sich hatte. (dpa)