Kelkheim. 7100 Christen wurden laut einer Studie 2015 ermordet. Großen Anteil daran hat der IS. Am schlechtesten ist die Lage aber in Nordkorea.

Verfolgung, Zwangsarbeit und Folter: In keinem Land der Erde werden Christen wegen ihres Glaubens laut einer Studie stärker verfolgt als in Nordkorea. Im Weltverfolgungsindex 2016 des christlichen Hilfswerks Open Doors belegt das Land bereits im 14. Jahr hintereinander den Spitzenplatz. Pakistan rückt von Rang acht auf sechs, Eritrea sogar von Rang neun auf drei. Libyen gehört zum ersten Mal zu den ersten zehn Ländern des Index.

Insgesamt habe sich die Zahl der wegen ihres Glaubens ermordeten Christen und der attackierten oder zerstörten Kirchen seit dem Vorjahr in etwa verdoppelt. Open Doors zählt dabei nach eigener Aussage jeweils nur die aus Glaubensgründen belegten Taten, die der Organisation gemeldet wurden – also etwa nicht zwingend Kriegsopfer in Syrien. Im Berichtszeitraum des Vorjahres wurden demnach 4344 Christen ermordet und sowie 1062 Kirchen angegriffen. Im aktuellen Berichtszeitraum waren es 7100 ermordete Christen und 2406 attackierte Kirchen.

Zehntausende Christen in Arbeitslagern

Im Weltverfolgungsindex der überkonfessionellen Organisation werden die 50 Länder aufgeführt, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt und benachteiligt werden. Insgesamt setzt sich Open Doors in rund 60 Ländern für verfolgte Christen ein.

In Nordkorea hat Diktator Kim Jong Un sein System zum Aufspüren von Christen weiter verstärkt, wie das Hilfswerk erklärte. Auch die Fluchtmöglichkeiten nach China seien durch zusätzliches Militär und Schutzzäune eingedämmt worden. „Zehntausende Christen, ganze Familien, befinden sich in den grausamen Arbeitslagern. Viele sterben an Folter, Unterernährung oder den Folgen der Zwangsarbeit“, heißt es in dem Bericht.

IS und Boko Haram verfolgen Christen

In 35 der 50 Länder des Weltverfolgungsindex sei der islamische Extremismus die Haupttriebkraft der Verfolgung von Christen. Großen Anteil daran hätten islamistische Gruppen wie Boko Haram, Al-Shabaab und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

„Christen sind die größte verfolgte Glaubensgemeinschaft weltweit“, erklärte Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland. „Angesichts eines Exodus von Christen aus dem Nahen Osten und einer Verfolgung im Stil ethnischer Säuberung, die auch auf Afrika übergreift, müssen Politiker und Kirchen ihre Anstrengungen zum Schutz und zur Unterstützung verfolgter Christen deutlich verstärken“, appellierte Rode.

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Volker Kauder, sagte, der Bericht von Open Doors müsse aufrütteln. „Deutschland und Europa, aber auch die gesamte Weltgemeinschaft müssen noch stärker als bisher den wachsenden religiösen Fanatismus ächten“, forderte er. Dabei müssten alle Staaten, Kirchen und alle friedliebenden Religionsgemeinschaften zusammenstehen, um die Religionsfreiheit generell zu verteidigen. (dpa)