Mexiko-Stadt. Mexikos Drogenbaron Joaquín Guzmán ist gefasst. Die Polizei kam auch deshalb auf seine Spur, weil er mit Filmproduzenten verhandelte.
Hochmut kommt vor dem Fall: Der mexikanische Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán wollte einen Film über sein Leben drehen. Für das Projekt habe er bereits Kontakt zu Schauspielern und Produzenten aufgenommen, sagte Generalstaatsanwältin Arely Gómez am Freitag. Das sei einer der Ermittlungsstränge gewesen, die schließlich zur Lokalisierung und Festnahme des Chefs des Sinaloa-Kartells geführt haben.
Guzmán kann auf ein bewegtes Leben in der mexikanischen Unterwelt zurückblicken. Der Mann aus einfachen Verhältnissen hat sein Verbrechersyndikat zu einem internationalen Großkonzern aufgebaut, schaffte es mit seinen Drogengeldern auf die „Forbes“-Liste der reichsten Menschen der Welt und türmte gleich zweimal aus Hochsicherheitsgefängnissen.
Festnahme im dreckigen Unterhemd
Ein halbes Jahr nach seiner letzten spektakulären Flucht wurde „El Chapo“ am Freitag in der Stadt Los Mochis im Bundesstaat Sinaloa erneut festgenommen. Bei dem Zugriff kamen fünf mutmaßliche Bandenmitglieder ums Leben, sechs weitere wurden festgenommen. Nach dem Zugriffsversuch in seinem Haus floh Guzmán zunächst durch das Abwassersystem der Stadt, wie Generalstaatsanwältin Gómez sagte. Der meist gesuchte Drogenhändler der Welt wurde schließlich in einem Motel gestellt. Die Sicherheitskräfte beschlagnahmten vier gepanzerte Autos, acht Maschinen- und Sturmgewehre sowie eine Panzerbüchse. Auf ersten Fotos nach seiner Festnahme ist Guzmán in einem verdreckten Unterhemd in einem Motelzimmer zu sehen.
Guzmán wurde am Freitagabend (Ortszeit) auf dem Flughafen von Mexiko-Stadt präsentiert. Schwer bewaffnete Soldaten brachten ihn von einem gepanzerten Fahrzeug zu einem Hubschrauber. Von dort wurde er in das Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano im Bundesstaat México geflogen. Aus dieser Haftanstalt war er vor einem halben Jahr getürmt. Vermutlich mit Hilfe von Justizvollzugsbeamten floh er durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel. Der Ausbruch war eine schwere Demütigung für Präsident Enrique Peña Nieto.
„Die erneute Festnahme ist ein Erfolg für den Rechtsstaat. Heute haben unsere Institutionen einmal mehr bewiesen, dass wir ihnen vertrauen können“, sagte der Staatschef am Freitag. An der Fahndung und dem Zugriff seien Militär, Bundespolizei und der Geheimdienst beteiligt gewesen. (dpa)