Köln. „Straftaten neuer Dimension“: Die Kölner Polizei verurteilt den Übergriff auf Dutzende Frauen. Ein Krisentreffen wurde angesetzt.

Für Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers sind die Übergriffe auf Frauen rund um den Hauptbahnhof in der Silvesternacht „Straftaten einer völlig neuen Dimension“. „Es ist ein unerträglicher Zustand, dass mitten in der Stadt solche Straftaten begangen werden“, sagte Albers am Montag in Köln.

Am Silvesterabend hätten sich auf dem Bahnhofsvorplatz etwa 1000 Männer versammelt, die „dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum“ stammen. Aus der Menge hätten sich Gruppen von mehreren Männern gebildet, die Frauen umzingelt, bedrängt und ausgeraubt hätten. Albers sprach von Sexualdelikten in sehr massiver Form und einer Vergewaltigung.

Polizeigewerkschaft reagiert entsetzt

Der Polizei lagen bis Montag 60 Anzeigen vor, darunter auch Diebstähle von Taschen, Handys und Geldbörsen. Die Ermittler gehen von weiteren Opfern aus, die sich bisher noch nicht gemeldet haben.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) reagierte entsetzt auf die Vorfälle. „Das ist eine völlig neue Dimension der Gewalt. So etwas kennen wir bisher nicht“, sagte der NRW-Landesvorsitzende der GdP, Arnold Plickert, am Montag.

Täter waren „völlig enthemmt und gewaltvoll“

Die stark alkoholisierten Täter seien „völlig enthemmt und gewaltvoll“ vorgegangen. „Ein Täter hat einer Zivilpolizistin in die Hose gefasst“, berichtete Plickert. Bei den am Einsatz beteiligten Polizeibeamten herrsche eine „tiefe Betroffenheit“.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat laut einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“ für Dienstag ein Krisentreffen anberaumt. Die Vorfälle seien „ungeheuerlich“, sagte Reker der Zeitung. Ein Ermittler sagte dem Blatt: „Die bisherigen Hinweise gehen deutlich in Richtung polizeibekannte Intensivtäter, mit Flüchtlingen haben die nichts zu tun.“

Die Facebook-Seite „Nett-Werk Köln“ bringt normalerweise Menschen zusammen, die Möbel oder Wohnungen tauschen wollen. Nun tauschen die Nutzer dort ihre Erfahrungen aus der Silvesternacht aus. Dabei häufen sich auch fremdenfeindliche Kommentare.

Oberbürgermeisterin warnt vor „rechtsfreiem Raum“

Es könne nicht sein, dass Besucher, die nach Köln kommen, Angst haben müssten, überfallen zu werden. „Wir können nicht tolerieren, dass hier ein rechtsfreier Raum entsteht“, so Reker. Die Oberbürgermeisterin schlug eine Ausweitung der Video-Überwachung als mögliche Gegenmaßnahme vor.

Die Kölner Polizei hatte nach den Vorfällen eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Am Sonntag hatten Polizisten in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs fünf Männer festgenommen, die Frauen bedrängt und Reisende bestohlen haben sollen. Ob sie auch etwas mit den Taten in der Silvesternacht zu tun haben, ist nach Angaben der Ermittler noch unklar. (dpa/we/LS)