Berlin. Alle paar Tage neue Kleider, Röcke, Blusen – das verspricht das Online-Unternehmen Myonbelle. Wir haben die Mode-Flatrate getestet.

Im Schrank hängen fünf Kleider, die absolut winter- und alltagstauglich sind. Dazu vier für besondere Anlässe – mindestens. Und dann noch: diverse Hosen, Röcke, Strickjacken, Shirts, Blusen, Pullis, Tops, Jacken. Über zu wenig Auswahl sollte ich mich eigentlich nicht beklagen. Vielmehr sollte ich darauf achten, die Auswahl nicht noch weiter auszudehnen.

Hilfe für Frauen, denen es ähnlich geht, verspricht ein Geschäftsmodell im Internet. Myonbelle heißt das Start-up-Unternehmen aus Leichlingen bei Köln. Es biete den „unendlichen Kleiderschrank“, sagt Geschäftsführerin Nina Blasberg. „Wir sind Deutschlands erste Kleider-Flatrate.“ Das Prinzip von Myonbelle: Mode mieten, so viel man will. Klingt gut und passt zum Zeitgeist, bei dem Besitz unwichtiger und Teilen groß geschrieben wird. Das probier ich aus.

Für 49 Euro im Monat bekommen die Myonbelle-Kundinnen Fashionpakete mit jeweils zwei Kleidungsstücken und zwei Accessoires nach Hause geschickt. Verfügbar ist das Angebot bislang nur in Deutschland. Die Kleider-Abonnentinnen dürfen den Inhalt so lange behalten, wie sie möchten. Wer Lust auf neue Outfits hat, sendet sein Paket samt Inhalt zurück – und erhält ein paar Tage später die nächste Box.

Günstige Mitgliederpreise für Kundinnen

„Jedes Teil verleihen wir maximal etwa drei bis vier Mal“, sagt Geschäftsführerin Blasberg. Meist würden die Klamotten allerdings nur ein- oder zweimal versendet, dann etwa, wenn eine Kundin ein Teil so lieb gewinnt, dass sie es nicht mehr abgeben möchte. „Es besteht die Möglichkeit des Rauskaufs“, erklärt Blasberg, „wer ein Kleidungsstück behalten möchte, kann es zum sogenannten Mitgliederpreis erwerben.“ Dieser liege deutlich unter dem Neuverkaufspreis. Aussortierte gebrauchte Teile würden im Internet verkauft. Irgendwann, so der Plan, soll ein Kleiderflohmarkt auf der Myonbelle-Internetseite integriert werden.

Gebrauchte Kleidung zu tragen, ist für mich eigentlich kein Problem. Manche Teile aus meinem Kleiderschrank sind Fundstücke von Flohmärkten, Kleidertauschpartys oder Internet-Kleidertauschbörsen. Die Myonbelle-Sachen würden gereinigt und anziehbereit verschickt, verspricht Blasberg. Mein Kleider-Abo auf Probe kann also starten. Auf geht’s!

Auf der Internetseite von Myonbelle registrieren sich die Kundinnen mit ihrer E-Mail-Adresse und wählen anschließend ihre Kleidergröße aus. Damit das Myonbelle-Team beim Zusammenstellen das Pakets den Geschmack der Kundin trifft, muss man im Sortiment auf der Website noch Teile markieren, die einem gefallen. „Je mehr Markierungen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man genau das Teil bekommt, das man auf der Website ausgewählt hat“, sagt Blasberg.

Myonbelle wählt Kleidung für die Kundinnen aus

Die persönliche Prioritätenliste helfe dem Team zudem, den Stil der Kundin einzuschätzen und passende Kleidungsstücke und Accessoires auszuwählen. Na, da bin ich ja mal gespannt, ob Myonbelle meinen Geschmack trifft. Den Kollegen verspreche ich noch: „Alles, was mir von der Größe her passt, trage ich auch auf der Arbeit.“ Ob das so klug war?

Das erste Paket kommt schon ein paar Tage später in der Redaktion an. Die Kollegen sind fast so gespannt wie ich. Das T-Shirt „Mary“, dunkelblau, kleine weiße Punkte: eher unspektakulär. „Monroe Big“, ein leicht transparentes schwarzes Oberteil mit großen hellen Punkten und langen Ärmeln: ganz schick. Der Schmuck? Nicht unbedingt das, was ich sonst so tragen würde, aber okay.

Ein Haar in der Suppe

Meine Outfits für die nächsten zwei Tage stehen also soweit fest. „Mary“ passt auf jede Jeans. ich frage mich zwar, warum ich pünktlich zu den ersten winterlichen Temperaturen im Jahr ein Sommershirt bekomme, aber sei’s drum. Dazu eine relativ großes goldenes Colier mit Textilelementen in verschiedenen Grün- und Türkistönen. Die Klamotten riechen sauber, aber seltsam fremd. Ein bisschen erinnert der Geruch an Second-Hand-Läden. Und was ist das? Ein fremdes blondes Haar am Ausschnitt! Nicht so schön. Immerhin: Es soll bei vier Paketen im Testmonat das letzte „Haar in der Suppe“ bleiben.

Nicht nur der Geruch der Myonbelle-Klamotten ist irgendwie fremd. Das Kleider-Abo bringt seine Kundinnen auch dazu, mit dem eigenen Klamottenstil zu experimentieren. „Den Überraschungseffekt mögen viele sogar besonders“, sagt Blasberg von Myonbelle. Ja, genau das macht vielleicht den Reiz des Kleider-Abos aus. Mein graue Blazer hing drei Jahre ungenutzt im Kleiderschrank. Kombiniert mit der Myonbelle-Bluse lohnt es sich, ihn endlich mal wieder herauszukramen. Der Rock aus Paket zwei ist eigentlich eher unscheinbar. Zusammen mit der Bluse, die ich sonst nie trage, und der blauen Musterstrumpfhose macht er dann doch was her.

Plötzlich Prinzessin

Die böse Überraschung kommt mit dem dritten Paket. Noch immer frage ich mich, wie mich das Myonbelle-Team so verkehrt einschätzen konnte – und warum ich den Kollegen versprochen haben, jedes Outfit in der Redaktion zu tragen. „Duff“ heißt es. Laut Beschreibung ein Kleid „perfekt für den Freitagabend“, mit „toller Passform“ und „sexy Schnitt“ in einem „zartem Pfirsich-Ton“. Treffender wäre vielleicht: hässlicher Synthetik-Fummel, farblich irgendwo zwischen Rosa und Apricot, mit zu langem satinartigem Unterkleid und Spitzen-Überstoff in Gardinenoptik. Die Krönung des Outfits: die Kette mit riesigen Glitzerklunkern. Ich bin plötzlich Prinzessin und verstecke mich im Büro hinter meinem Schreibtisch. Als ich noch im Kindergarten war, hätte ich das Kleid sicher toll gefunden.

So abgeschreckt ich auch von „Duff“ war, so sehr begeisterte mich „Doillon“. Das schwarze Kleid mit der dezent-goldenen Stickerei am Saum hätte ich am liebsten behalten. Statt für 74,95 Euro können Myonbelle-Abonnentinnen das Kleid für 45 Euro kaufen. Soll ich oder soll ich nicht? Ich entscheide mich dagegen. Schweren Herzens. Es war ja schließlich nicht Sinn der Sache, seinen Kleiderschrank mithilfe des „unendlichen Kleiderschranks“ noch weiter zu füllen.

Nach dem vierten Paket endet schließlich der Probezeitraum. Ein paar richtig tolle Klamotten waren dabei, ein paar krasse modische Fehltritte ebenso. Die Accessoires waren insgesamt vernachlässigbar. Aber das ist vielleicht Geschmackssache.

An den meisten Kleidungsstücken wäre ich im Laden wohl vorbei gelaufen. Geliefert mit der Box waren sie aber mindestens inspirierend. Eine Strickjacke, die ich bereits als Spende fürs Sozialkaufhaus aussortiert hatte, ist so zurück in meinen Kleiderschrank gewandert, weil ein Myonbelle-Stück zeigte, wie toll sie sich kombinieren lässt. Und ganz zum Schluss bin ich dann doch noch schwach geworden. Ein schickes schlichtes schwarzes Kleid aus Paket vier – sogar noch mit Etikett – hängt nun in meinem Kleiderschrank. Einen Anlass finde ich sicher.

Das liefert der „unendliche Kleiderschrank“ – eine Bewertung

Paket 1 • „Mary“ – T-Shirt Das T-Shirt der Marke UVR Connected in Dunkelblau mit kleinen Pünktchen ist süß, aber eher unspektakulär. „Wäre mir jetzt gar nicht aufgefallen, dass das Shirt neu ist oder dir gar nicht gehört“, sagt ein Kollege. Insgesamt könnte das Teil tatsächlich Bestandteil meines eigenen Kleiderschranks sein. Die Farbe ist nicht mehr ganz so frisch, vielleicht wird es für dieses Teil langsam Zeit, aussortiert zu werden. Die Größe ist gerade noch in Ordnung, im Geschäft hätte ich vermutlich eher eine Nummer größer gewählt. So ist das Shirt etwas zu kurz und ich zieh lieber noch ein Top drunter. Bei winterlichen Außentemperaturen ist es ohnehin etwas zu sommerlich. Fazit: Kann man tragen, muss man aber nicht haben. • „Monroe Big“ – Bluse Die schwarze Bluse mit den großen weißen Punkten von der Marke Ichi sieht angezogen besser aus als am Bügel. Laut Beschreibung ist sie „perfekt für den Sommer“ und zeichnet sich durch „angenehmen Tragekomfort“ aus. Bei 100 Prozent Polyester möchte ich allerdings lieber nicht an mögliche Körpergerüche bei wirklich sommerlichen Temperaturen denken. Fazit: Material überzeugt nicht. • „Miami grün“ – Kette Die Kette „Miami grün“ ist eher ein Collier. Es besteht aus Metall- und Textilelementen. Farblich – unterschiedliche Grün- und Türkistöne – passt der Schmuck leider weder perfekt zur dunkelblauen Mary noch zur schwarzen „Monroe Big“. Fazit: Tolle Farben im falschen Paket. • „Mayfield clean“ – Kette Die Kette mit dem dunklen Band und dem silbernen Anhänger ist super schlicht – und trifft vielleicht gerade dadurch meinen Geschmack sehr gut. Obendrein passt sie hervorragend zu der schwarzen Bluse, kombiniert etwa mit einem grauen Blazer. Fazit: Einer der schönsten Schmuckstücke während des gesamten Myonbelle-Probeabos.


Paket 2 • “Doillon“ – Kleid Viel ist zu „Doillon“ gar nicht zu sagen. Das schwarze Kleid des britischen Mode-Labels Fever ist einfach toll. Der relativ dicke Stoff fühlt sich auf der Haut gut an, der Schnitt ist klasse, das Kleid mit der dezent-goldenen Stickerei am Saum sowohl für den Alltag als auch für besondere Anlässe passend. Der reguläre Preis liegt laut Myonbelle bei 74,95 Euro. Bei einem Mitgliederpreis von 45 Euro fällt es schwer, nicht zuzuschlagen. Fazit: Einer meiner Favoriten. • Rock – ohne Name Endlich mal ein Teil aus Baumwolle. Der dunkelblaue Rock von Fever ist relativ hoch geschnitten und endet knapp über dem Knie. Die zwei vorne aufgesetzten Taschen lassen sich allerdings kaum nutzen, so eng, wie der Rock geschnitten ist. Mit Pumps, Bluse und Blazer gut fürs Büro, mit Sneakers aber ebenso freizeittauglich. Fazit: Fast ein bisschen zu langweilig. • Kordelkette – ohne Name Die hübsche schwarze Kordelkette aus meinem Paket sieht fast so aus wie „Jaipur club“ auf der Myonbelle-Website. Nur, dass sie nicht leicht bunt, sondern dezent schwarz glitzert, so wie „Jaipur black“. Prinzip und Verschluss stimmen aber mit „Jaipur club“ überein. Der Magnetverschluss ist auch der einzige Punkt zum Meckern. Ständig klemmt der Magnet-Clip kleine Härchen ein, es ziept und zuppelt. Fazit: Sieht gut aus, die Qualität könnte aber besser sein. • Kette – ohne Name Auf den ersten Blick muss ich bei der Kette an eine meiner Lehrerinnen aus der Schulzeit denken. Die Halskette mit den würfelförmigen pastellfarbenen Steinen in Rosa, Grün, Gelb, Blau wirkt zunächst einmal: bieder. Angelegt finde ich aber Gefallen an dem Schmuckstück. Im Vergleich zu den doch sehr häufig recht protzigen Glitzer-Colliers aus dem Myonbelle-Angebot ist die Kette, die sich nur von den Farben her von „Gibara“ unterscheidet, wirklich zauberhaft. Fazit: Überzeugt erst auf den zweiten Blick.


Paket 3 • “Grazia“ – Kleid Süßes Dreiecks-Printmuster in tollen, kräftigen Farben (Bordeaux, Goldgelb, Rosa, Mintgrün, Grau, Hell- und Dunkelblau), raffinierter Schnitt mit Raffung auf Taillenhöhe und V-Ausschnitt am Rücken – das ist das Yumi-Kleid „Grazia“. Der weiche Viskose-Stoff liegt angenehm auf der Haut. Das Kleid passt mit seinen Dreiviertel-Ärmeln kombiniert mit einer Strickjacke gut in die Herbst-/Wintersaison. Vielleicht das Kleid, für das es die meisten Komplimente gab. Allerdings scheint der fremdartige Reinigungsgeruch stärker zu sein als bei den anderen Kleidungsstücken. Fazit: Wäre der Geruch nicht so gewöhnungsbedürftig, hätte „Grazia“ Lieblingsstück-Potenzial. „Duff“ – Kleid Das rosa-apricotfarbene Etwas namens „Duff“ hat von allen Fashion-Teilen den Vogel abgeschossen. Leider nicht im positiven Sinne. Unter normalen Umständen wäre dieser Polyester-Fummel postwendend zurück bei Myonbelle gelandet. „Keep away from fire“ – von Feuer fernhalten – steht im Schildchen. Das sagt alles über die Qualität. Wer dieses Möchtegern-Prinzessinnen-Kleid von Little Mistress als „perfekt für den Freitagabend“ beschreibt, denkt vielleicht an eine Karnevalsparty. Und von einer „tollen Passform“ und einem „sexy Schnitt“ kann auch keine Rede sein, außer man leidet an Geschmacksverirrung. Kleid und Beschreibung sind mittlerweile von der Myonbelle-Homepage verschwunden. Zum Glück, denn auf Fotos sieht „Duff“ nur halb so grässlich aus wie live. Fazit: Untragbar! • Kette – ohne Name Passend zum Kleid „Duff“ liefert Myonbelle im dritten Paket eine Kette: Billigklunker mit großen Perlen und weißen Glitzersteinen. Die Kette ist so schwer, dass sie Nackenschmerzen verursacht. Sie zwickt und piekt und klirrt und klimpert. Fazit: Bääh! • Kette – ohne Name Auch perfekt abgestimmt auf „Grazia“ liegt eine Kette dem Paket bei. Bordeauxrot, dezent glitzernd, so ähnlich wie die Kordelkette aus Paket 2, nur nicht als Kordel, sondern mit nur einer Schnüre. Bis auf den Magnetverschluss ist der Schmuck: perfekt! Fazit: Da könnte man glatt zugreifen.


Paket 4 • „Zinser“ – Kleid Das karierte Winterkleid „Zinser“ – Dunkelblau mit wenig Orange – erinnert ein bisschen an eine Schuluniform. Der Schnitt mit dem ausgestellten, faltigen Rock unterstreicht das Mädchenhafte. Leider fehlt dem Kleid der Gürtel, der auf dem Bild auf der Website mit abgebildet ist. Fazit: Nicht mehr, aber auch nicht weniger als „ganz nett“. • Kleid – ohne Name Klassisch schick-schwarz, ein bisschen 60er-Jahre inspiriert, ärmellos mit kleinem hochgestellten Kragen. An Kragen, Schulter und am Saum ist das Kleid mit Satin abgesetzt. Das Teil dürfte sich bei Partys oder einem schicken Essen als Hingucker erweisen. Fürs Büro vielleicht ein Tacken zu viel. Fazit: Was soll ich sagen? Ich hab’s behalten. • Armreif – ohne Name Der goldene Armreif ist relativ schwer und für die Arbeit an der Tastatur völlig unbrauchbar. Aber dafür ist er wohl eigentlich auch nicht gedacht.Wer Goldschmuck mag, dem dürfte auch der Armreif gefallen. Fazit: Na ja. • Ohrringe – ohne Name Dass dem Paket nicht wieder eine Kette beiliegt, sondern ein Set aus Ohrringen und Armreif, gefällt mir ausgesprochen gut. Beides lässt sich auch gut mit den Kleidern im Paket kombinieren. Allerdings sind die Goldenen Ohrringe mit den hellen Glitzersteinchen irgendwie unvorteilhaft groß. Fazit: Trifft nicht so ganz meinen Geschmack.

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