Bangkok. Für den Mord an britischen Touristen sind zwei Arbeiter in Thailand zum Tod verurteilt worden. Der Polizei wird Folter vorgeworfen.

In einem umstrittenen Prozess sind zwei Wanderarbeiter aus Myanmar in Thailand für den Mord an zwei britischen Touristen zum Tod verurteilt worden. Das Provinzgericht in Koh Samui erklärte die beiden Angeklagten am Donnerstag für schuldig. Die Briten im Alter von 23 und 24 Jahren waren im September 2014 erschlagen an einem Strand auf der Insel Koh Tao bei Koh Samui gefunden worden. Sie wurden nach einem Kneipenbesuch mit einer Hacke attackiert, die junge Frau war vergewaltigt worden.

Der Prozess war vor allem wegen der polizeilichen Ermittlungen umstritten, da den Behörden Folter der Verdächtigen und Schlamperei bei der Verwahrung von DNA-Beweisen unterstellt wurde. Die im Oktober vergangenen Jahres verhafteten, damals 21 Jahre alten Verdächtigen hatten die Tat zunächst gestanden, später widerriefen sie. Die Männer gaben an, die Geständnisse seien von der Polizei mit Folter erpresst worden. Auch Myanmar hatte neue Ermittlungen gefordert.

Familien der Opfer halten Urteil für gerecht

Die Verteidigung habe die Foltervorwürfe nicht belegen können, urteilte das Gericht. Bei dem Urteil stützte es sich auf die DNA-Beweise. In Thailand wurde zuletzt im Jahr 2009 eine Todesstrafe vollstreckt, damals mit der Giftspritze.

Die Familien der Opfer waren bei der Urteilsverkündung anwesend. „Heute ist ein gerechtes Urteil verkündet worden“, sagte Michael Miller, der Bruder eines Opfers. Die Familie sei von der Schuld der Angeklagten überzeugt. „Sie haben vergewaltigt, um ihre selbstsüchtigen Bedürfnisse zu befriedigen, und gemordet, um dies zu vertuschen“, sagte er zu Journalisten vor dem Gerichtsgebäude.

Verteidiger der Verurteilten wollen in Berufung gehen

Die Verteidiger kündigten an, in Berufung zu gehen. Die Staatsanwaltschaft habe die Hauptanklagepunkte nicht zweifelsfrei beweisen können, sagte Andy Hall von MRWN, einer Hilfsorganisation für Wanderarbeiter, die die Verteidigung organisiert hatte. In einer Mitteilung durch ihre Anwälte sagten die Verurteilten, sie respektierten die Entscheidung des Gerichts, seien aber überzeugt, dass die Wahrheit in einem Berufungsverfahren ans Licht kommen werde.

Menschenrechtler forderten Thailands Justiz und Behörden dazu auf, die Verhandlung neu aufzurollen. In einem Prozess, in welchem die Foltervorwürfe nicht untersucht und die DNA-Beweise von der prominentesten Gerichtsmedizinerin des Landes angezweifelt worden seien, seien der Richterspruch sowie die verhängten Todesurteile zutiefst verstörend, kritisierte Phil Robertson, Vize-Asienchef der Organisation Human Rights Watch.

Der Tourismus macht zehn Prozent der thailändischen Wirtschaft aus. Im vergangenen Jahr besuchten rund 25 Millionen Menschen das südostasiatische Land. Die Polizei stand unter Druck, das Verbrechen möglichst schnell aufzuklären, um den Ruf Thailands als sicheres Ferienziel nicht zu gefährden. Koh Tao wurde 2015 von Nutzern der Reisewebsite Trip Advisor trotz der Mord-Schlagzeilen zur besten Insel Asiens gewählt. (dpa/epd)