Freiburg. Mehr Service wollte ein Busunternehmen mit WLAN bieten. Ergebnis: Seit die Fahrgäste surfen können, hat der Vandalismus aufgehört.

Gib Deinen Fahrgästen Beschäftigung, und sie machen keinen Unsinn mehr: Auf dieses Rezept ist ein Busunternehmen in der badischen Provinz mehr zufällig gestoßen. Seit es in den Bussen des Unternehmens „Tuniberg Express“ kostenlos WLAN gibt, registriert das Unternehmen quasi keine Sachbeschädigungen mehr. „Der Vandalismus tendiert gegen Null“, sagt Betriebsleiter Jochen Maier unserer Redaktion. „Das hat für Ruhe gesorgt.“ Das könnte Vorbild im ÖPNV sein.

Und das auch buchstäblich: Das Unternehmen aus dem 2500-Einwohner-Ort Merdingen im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald fährt Linien- und Schülerverkehr, und im Schülerverkehr habe sich das WLAN auch an der Akustik bemerkbar gemacht. „Es ist ein angenehmeres Fahren.“ Vor allem aber sind seit der Einführung im Juni keine Sitze mehr aufgeschlitzt oder bemalt und keine Scheiben mehr geritzt worden. Den Effekt hatte das Unternehmen nicht in der Form erwartet. „Das war auch nicht der Grund, weshalb wir das mal probieren wollten.“

Service wegen langer Fahrzeiten

Fahrgäste seien bei den Überlandfahrten schon mal 30, 40 Minuten unterwegs, „die Zeit kann lang werden. Da wollten wir das als Service bieten, damit die Leute die Zeit besser nutzen können.“ Zwei Busse wurden testweise mit mobilen WLAN-Routern ausgerüstet – und das Unternehmen merkte schnell, dass die Idee ankommt: Nach zwei Wochen war das gebuchte Datenvolumen für den Monat aufgebracht, rund 1000 Geräte waren eingeloggt gewesen. „Tuniberg Express“ stockte auf – und entschied nach der Resonanz, die komplette Flotte von 20 Bussen etappenweise auszurüsten. 15 Fahrzeuge sind jetzt bereits mit WLAN unterwegs.

Zwar fragt eine Aufschrift „Und wann steigen Sie um?“ von den Bussen, die Busfirma glaubt aber nicht an signifikant steigende Fahrgastzahlen. „Vielleicht sind es ein paar Prozent, die denken, dass sie dann vielleicht doch Bus fahren. Es ging uns aber darum, die Fahrgäste zu halten.“ Zuschuss vom Verkehrsverbund gab es für das WLAN nicht, „das zahlen wir aus unserem Budget“.

Die Reaktionen sind durchweg positiv – sieht man ab von dem Kommentar unter einem Text der Badischen Zeitung: Der Leser findet es „nicht ok, unsozial und egoistisch“, dass alle Fahrgäste einfach gezwungen werden, sich den Strahlen auszusetzen.

Nachfragen anderer Busunternehmen in Merdingen hat es bisher nicht gegeben. Spannend könnten die Erfahrungen schon sein, „aber wir sind ja erst seit einem halben Jahr damit unterwegs.“