Shenzhen. Für solche Momente geben die Retter alles: Drei Tage nach dem katastrophalen Erdrutsch in China ist ein Überlebender gefunden worden.

Er lag drei Tage unter Schutt und Schlamm: Drei Tage nach dem verheerenden Erdrutsch in der südchinesischen Stadt Shenzhen haben Helfer den ersten Überlebenden gerettet. Das nährt bei den verzweifelt arbeitenden Rettungstrupps die Hoffnung, dass vielleicht doch noch weitere Überlebende gefunden werden.

Bagger und Schlamm, wohin das Auge blickt: Nach dem Erdrutsch haben die chinesischen Behörden alle Kräfte mobilisiert.
Bagger und Schlamm, wohin das Auge blickt: Nach dem Erdrutsch haben die chinesischen Behörden alle Kräfte mobilisiert. © REUTERS | KIM KYUNG-HOON

Der junge Mann namens Tian Zeming ist am frühen Mittwochmorgen aus den Trümmern gezogen worden. Der 19 Jahre alte Wanderarbeiter war ansprechbar und wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert, berichteten Retter. Offenbar hatte es unter den Trümmern und dem Schlamm auch eine Luftblase gegeben, so dass er atmen konnte.

Ein weiterer Mann, den Feuerwehrleute unter dem Schutt in der Nähe des Geretteten entdeckten, war von Ärzten für tot erklärt worden, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Damit ist die Zahl der Todesopfer auf zwei gestiegen. Es werden immer noch knapp 80 Menschen unter den bis zu zehn Meter hohen Erdmassen vermisst.

Derweil ging die Suche nach Verantwortlichen für die Katastrophe weiter: Wie der Staatssender „China National Radio“ berichtete, nahm die Polizei einen Vizepräsidenten der Firma fest, die das Betriebsrecht für die Schuttdeponie besitzt. Auch Computer der Firma wurden demnach beschlagnahmt. Menschen in Shenzhen warfen aber vor allem den lokalen Behörden Versagen vor.

Erdrutsch in China: 4000 Helfer suchen Überlebende

Luftaufnahmen zeigen die Ausmaße des Unglücks in Shenzhen: Nach Regenfällen war ein Berg mit ausgehobener Erde und Bauschutt auf einen Industriepark gerutscht.
Luftaufnahmen zeigen die Ausmaße des Unglücks in Shenzhen: Nach Regenfällen war ein Berg mit ausgehobener Erde und Bauschutt auf einen Industriepark gerutscht. © dpa | Stringer
Die Behörden teilten mit, der Schutthaufen sei „zu hoch“ und „zu steil“ gewesen und deshalb durch Regenfälle instabil geworden.
Die Behörden teilten mit, der Schutthaufen sei „zu hoch“ und „zu steil“ gewesen und deshalb durch Regenfälle instabil geworden. © REUTERS | CHINA STRINGER NETWORK
 Der Bauschutt war von Arbeitern in mehr als zwei Jahren auf einem etwa 100 Meter hohen Hügel angehäuft worden.
Der Bauschutt war von Arbeitern in mehr als zwei Jahren auf einem etwa 100 Meter hohen Hügel angehäuft worden. © REUTERS | CHINA STRINGER NETWORK
Ein erschöpfter Helfer.
Ein erschöpfter Helfer. © dpa | Freddy Chan
Feuerwehrleute, Polizisten, Sanitäter –  schnell versuchten mehr als 2900 Rettungskräfte der dramatischen Situation Herr zu werden. Die Zahl wurde dann noch auf 4000 aufgestockt.
Feuerwehrleute, Polizisten, Sanitäter – schnell versuchten mehr als 2900 Rettungskräfte der dramatischen Situation Herr zu werden. Die Zahl wurde dann noch auf 4000 aufgestockt. © REUTERS | CHINA STRINGER NETWORK
Mindestens 33 Gebäude waren von dem Erdrutsch betroffen, berichtete Shenzhens stellvertretender Bürgermeister Liu Qingsheng. Auch eine Gaspipeline sei von den Erdmassen getroffen worden und explodiert.
Mindestens 33 Gebäude waren von dem Erdrutsch betroffen, berichtete Shenzhens stellvertretender Bürgermeister Liu Qingsheng. Auch eine Gaspipeline sei von den Erdmassen getroffen worden und explodiert. © Getty Images | ChinaFotoPress
Die Gebäude wurden unter bis zu zehn Meter hohen Schlamm- und Geröllbergen begraben, berichteten Geologen auf Pressekonferenzen vor Ort. Die „South China Morning Post“ zitierte aus einem Regierungsbericht, wonach die Halde bereits im Februar hätte stillgelegt werden sollen. Dennoch soll noch bis kurz vor dem Unglück Bauschutt dort angeliefert worden sein.
Die Gebäude wurden unter bis zu zehn Meter hohen Schlamm- und Geröllbergen begraben, berichteten Geologen auf Pressekonferenzen vor Ort. Die „South China Morning Post“ zitierte aus einem Regierungsbericht, wonach die Halde bereits im Februar hätte stillgelegt werden sollen. Dennoch soll noch bis kurz vor dem Unglück Bauschutt dort angeliefert worden sein. © imago/Xinhua | imago stock&people
In apokalyptischer Szenerie begannen Rettungstrupps die Suche nach Überlebenden.
In apokalyptischer Szenerie begannen Rettungstrupps die Suche nach Überlebenden. © Getty Images | Lam Yik Fei
Dass es nicht noch zu viel mehr Opfern kam, ist dem Umstand geschuldet, dass die Schlammlawine, nachdem sie mit einem entsetzlichen Tösen heranbrauste, von großen Fischteichen aufgehalten wurde. Ein kurzes, kostbares Zeitfenster, das vielen Menschen die Möglichkeit gab, noch zu flüchten.
Dass es nicht noch zu viel mehr Opfern kam, ist dem Umstand geschuldet, dass die Schlammlawine, nachdem sie mit einem entsetzlichen Tösen heranbrauste, von großen Fischteichen aufgehalten wurde. Ein kurzes, kostbares Zeitfenster, das vielen Menschen die Möglichkeit gab, noch zu flüchten. © Lam Yik Fei
Evakuierte Personen ruhen sich in einer Notunterkunft aus.
Evakuierte Personen ruhen sich in einer Notunterkunft aus. © imago/Xinhua | imago stock&people
Fast hundert Menschen wurden vermisst.
Fast hundert Menschen wurden vermisst. © REUTERS | TYRONE SIU
Bereits am Montag waren mehr als 170 Menschen konnten bis dahin nur tot geborgen werden.
Bereits am Montag waren mehr als 170 Menschen konnten bis dahin nur tot geborgen werden. © REUTERS | TYRONE SIU
Mit Baggern und anderem schweren Gerät suchen die Rettungstrupps nach Überlebenden...
Mit Baggern und anderem schweren Gerät suchen die Rettungstrupps nach Überlebenden... © imago/Xinhua | imago stock&people
...auf einer Fläche von über 380.000 Quadratmetern Schlamm, der bis zu zehn Meter tief ist.
...auf einer Fläche von über 380.000 Quadratmetern Schlamm, der bis zu zehn Meter tief ist. © REUTERS | CHINA STRINGER NETWORK
Ebenfalls zum Einsatz kamen Rettungshunde...
Ebenfalls zum Einsatz kamen Rettungshunde... © dpa | Freddy Chan
...und Polizisten mit weiteren Suchhunden.
...und Polizisten mit weiteren Suchhunden. © REUTERS | KIM KYUNG-HOON
Auch Soldaten der Volksbefreiungsarmee wurden gerufen ...
Auch Soldaten der Volksbefreiungsarmee wurden gerufen ... © REUTERS | KIM KYUNG-HOON
...sowie paramilitärische Polizisten.
...sowie paramilitärische Polizisten. © REUTERS | KIM KYUNG-HOON
Schaulustige beobachten die Rettungsarbeiten. Die Anwohner kritisierten, dass Unglück wäre zu verhindern gewesen, wenn die Behörden etwas gegen den Berg unternommen hätten.
Schaulustige beobachten die Rettungsarbeiten. Die Anwohner kritisierten, dass Unglück wäre zu verhindern gewesen, wenn die Behörden etwas gegen den Berg unternommen hätten. © dpa | Freddy Chan
Chinesische Soldaten kommen mit Schaufeln zu einem der eingestürzten Gebäude.
Chinesische Soldaten kommen mit Schaufeln zu einem der eingestürzten Gebäude. © dpa | Freddy Chan
In einem zusammengebrochenen Haus stehen drei Hunde, die das Unglück überlebt haben.
In einem zusammengebrochenen Haus stehen drei Hunde, die das Unglück überlebt haben. © Getty Images | Lam Yik Fei
Zwischen zerstörten Möbeln suchen Rettungskräften nach Zeichen von Überlebenden.
Zwischen zerstörten Möbeln suchen Rettungskräften nach Zeichen von Überlebenden. © REUTERS | TYRONE SIU
Doch in Anbetracht der Ausmaße der Zerstörung ist ein Auffinden weiterer Überlebender schwer vorstellbar.
Doch in Anbetracht der Ausmaße der Zerstörung ist ein Auffinden weiterer Überlebender schwer vorstellbar. © REUTERS | CHINA DAILY
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Anwohner beklagten, dass die örtliche Regierung schon länger über Probleme an der mit 90 Metern viel zu hoch und steil aufgeschütteten Deponie Bescheid wusste. Der US-Sender „Radio Free Asia“ zitierte Behördenberichte, die schon im August 2013 von „illegaler“ Lagerung von Bauabfällen warnten. Trotzdem sei bis kurz vor der Katastrophe weiterhin Müll angeliefert worden. Mehrfach hatten lokale Medien in den vergangenen Jahren berichtet, die rasant wachsende Millionenmetropole habe Probleme, geeignete Lagerplätze für anfallenden Bauschutt zu finden.

Vermutlich wegen starker Regenfälle war die rund 90 Meter hohe Deponie am Sonntag kollabiert. Der Erdrutsch begrub mindestens 33 Gebäude, darunter Fabriken und Arbeiterquartiere. Die Zahl der Helfer ist inzwischen von 3000 auf 4000 Helfer aufgestockt worden. (dpa)