Berlin. Die Sternsinger wollen sich auch für Flüchtlingskinder öffnen. Doch wollen die das – und vor allem deren Eltern? Ein Interview.

Wenn Familien nach Deutschland kommen, läuft die Integration oft über die Kinder: Sie finden Freunde in der Schule, sie spielen Fußball mit Gleichaltrigen, sie sind in Jugendgruppen. Aber bringen Kinder muslimischen Glaubens auch als Sternsinger Gottes Segen? Im Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ wird über die Frage nachgedacht – „mit Respekt und Sensibilität“, sagt im Interview Klaus Krämer (51), Präsident des Kindermissionswerks und von Missio Aachen. Immerhin kümmern sich Menschen in vielen Pfarreien aufopferungsvoll um Flüchtlingsfamilien. Klingeln sollen die Sternsinger auf ihren Touren auch bei muslimischen Familien.

Prälat Klaus Krämer ist Präsident des Kindermissionswerks
Prälat Klaus Krämer ist Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger". © Kindermissionswerk | Kindermissionswerk

Dürfen Flüchtlingskinder anderen Glaubens Sternsinger sein?

Klaus Krämer: Die Sternsingeraktion ist eine Aktion der Kinder in Deutschland für Kinder in aller Welt. Sie richtet sich zuerst an die Kinder und Jugendlichen unserer katholischen Pfarrgemeinden. Es war aber schon immer ein schönes Zeichen, dass die Sternsinger über die Grenzen ihrer Gemeinden hinaus Freunde zum Mitmachen eingeladen haben. Diese Einladung richtet sich nun in vielen Gemeinden an Kinder, die als Flüchtlinge zu uns gekommen sind.

Das schließt muslimische Kinder mit ein?

Krämer: Wesentlicher Inhalt des Sternsingens ist es, dass der weihnachtliche Segen und damit die weihnachtliche Botschaft von der Menschwerdung Gottes und dem Heil für alle Menschen in die Häuser getragen wird. Dies wird sich ein Muslim aus seiner eigenen religiösen Grundhaltung heraus nicht immer ohne weiteres zu eigen machen können. Dem müssen wir mit Respekt und Sensibilität begegnen. Besonders bei Kindern müssen wir darauf achten, dass nicht der falsche Eindruck entsteht, dass jemand gegen seine Überzeugung vereinnahmt wird. Vor allem müssen auch die Eltern mit einbezogen sein.

Wie viele Flüchtlingskinder werden jetzt mitgehen?

Krämer: Es hat vereinzelte Anfragen von den Pfarreien an uns gegeben. Wir machen jetzt erste Schritte und erste Erfahrungen des Aufeinander-Zugehens. Dann werden wir sehen, inwieweit auch Interesse von Flüchtlingsfamilien besteht, sich an solchen Aktionen zu beteiligen. Wir dürfen nichts übereilen und müssen uns Schritt für Schritt aufeinander zu bewegen.

Werden die Sternsinger auch Flüchtlingsfamilien besuchen?

Krämer: Die Sternsinger besuchen alle Menschen, die in einer Stadt oder einem Dorf zusammenleben. Und dazu gehören jetzt auch Flüchtlingsfamilien. Ich denke es ist ein schönes Zeichen, wenn die Sternsinger dort anklopfen und ihre Grüße zum neuen Jahr überbringen, ihnen Gottes Segen für das neue Jahr wünschen. Das ist eine Geste der Zuwendung und eine Geste, andere mit einzubeziehen in das Leben der Gemeinschaft.

• Die bundesweite Eröffnung der Aktion findet am 29. Dezember in Fulda statt. Sie thematisiert den Respekt gegenüber Kindern weltweit. (dpa)