Berlin. Kuriose Verkehrskontrolle in der Pfalz: Ein Mann fuhr mit umgedrehten Nummernschild. Und leugnete die Existenz der Bundesrepublik.

Diese Woche fängt ja spitze an, werden sich einige Beamte der Polizeidirektion Mainz gedacht haben. Gleich zweimal mussten die Polizisten am Montag bei Verkehrskontrollen viel Geduld beweisen, um kontrollierten Autofahrern nicht nur ihr Vergehen, sondern auch die schlichte Tatsache vor Augen zu führen, dass es so etwas wie Polizei, Spielregeln und Gesetze in Deutschland überhaupt gibt.

Zunächst hatte ein 54-jähriger Mann aus Bad Homburg auf sich aufmerksam gemacht, weil er nicht nur mit einem umgedrehten Nummernschild unterwegs war, sondern sich auch sehr oft bitten ließ, bis er auf die Anhaltezeichen der Polizei reagierte. Schließlich reagierte der Mann doch und fuhr zusammen mit den Beamten auf einen Parkplatz in der Nähe von Göllheim, rund 20 Kilometer östlich von Kaiserslautern. Allerdings fing das Drama nun erst an, wie aus einer Mittelung der Polizei hervorgeht.

Deutschland als besetztes Land?

Der Mann gab nämlich vor, „Reichsbürger“ zu sein, und als solcher erkenne er weder die Existenz der Bundesrepublik Deutschland noch die Autorität von Polizeibeamten an. Und das mit dem Nummernschild? Deutschland sei ein besetztes Land, die Alliierten hätten hier ja alles auf den Kopf gestellt.

Und wie es sich für einen „Reichsbürger“ gehört, zeigte der Mann den Beamten auch keine Ausweisdokumente, sondern einen wohl selbst gebastelten „deutschen Staatsangehörigenausweis“. Eine lange Diskussion, die offenbar nur wenig Eindruck bei den Beamten hinterließ. Sie hielten den Mann so lange auf dem Parkplatz, bis er letztlich doch klein beigab, am Ende doch richtige Ausweisdokumente und ein korrektes Nummernschild präsentieren konnte.

Streifenwagen auf Ebay?

Kurioserweise blieb das für die Verkehrsdirektion Mainz an diesem Tag kein Einzelfall. Wenig später war ein 39-Jähriger aus Pfalzfeld bei einer Kontrolle nicht bereit, sich auszuweisen. Der Personalausweis sei ja nichts weiter als ein Firmenausweis der „Deutschland GmbH“, und zum Kontrollieren könne ja jeder kommen – Uniformen und Streifenwagen gebe es ja auch bei Ebay.

Auch die Kontrolle bei Bad Kreuznach endete allerdings wenig erfreulich für den Kontrollierten: Über das Kennzeichen seines Firmenwagens erreichten die Beamten den Chef des Autofahrers, der die Identität des Mannes aufklärte. Laut Polizeimitteilung hatte der Arbeitgeber schon Routine darin, den Namen seines Mitarbeiters an Beamte zu verraten.

Was sich für den Normalbürger der Bundesrepublik lustig anhört, wird für den „Reichsbürger“ und seinen Genossen weniger witzig weitergehen: Beide erhielten Anzeigen wegen Personalienverweigerung und werden wohl zum sogenannten Idiotentest zitiert. (ba)