Berlin. Ein Gespräch mit Schauspieler Christoph Maria Herbst über Ferieninseln als Arbeitsort, den Ruf der Griechen und die Liebe zum Lasttier.

Christoph Maria Herbst spielt in „Highway to Hellas“, der seit Donnerstag im Kino läuft, einen spießigen Bankmitarbeiter, der auf der griechischen Insel Paladiki überprüfen soll, ob das von seinem Arbeitgeber investierte Geld auch gerechtfertigt ist. Die Mentalitäten prallen aufeinander, es gibt jede Menge Missverständnisse – und viele neue Freundschaften, unter anderem mit dem Griechen Panos. Ein Gespräch mit Herbst über sommerliche Wärme, Griechischlernen und seinen Ritt auf einem Esel.

Frage: Die Bilder im Film sehen ein bisschen nach Urlaub aus ...

Christoph Maria Herbst: Ich bin froh, dass der Film nicht im vergangenen Sommer angelaufen ist, wo die Griechenland-Krise wieder einen ihrer Höhepunkte hatte und die Geschichte zynisch hätte wirken können. Nein, er läuft jetzt zu dieser ungemütlichen Jahreszeit. Viele denken: „Ach komm, lass uns doch mal wieder nach Griechenland fahren.“ Wovon die Griechen dann auch wieder etwas hätten. Denn wenn man denen einen Freude machen will, sollte man sie einfach besuchen.

Sind Sie Griechenland-Fan?

Herbst: Nein, dass heißt jetzt nicht, dass ich Griechenland hasse, ich bin nur einfach kein Fan. Ich bin auf ein humanistisches Gymnasium mit altsprachlichem Schwerpunkt gegangen, hatte ab der Obertertia, also der neunten Klasse, Griechisch-Leistungskurs. Davon hatte ich auf Tinos nicht viel, außer dass ich die Buchstaben lesen konnte und es mir gelang, auf Griechisch einen Bauernsalat zu bestellen. Einiges habe ich natürlich aufgeschnappt, wie „Dankeschön“ und „Guten Tag“.

In einer Szene bekommen Sie einen gebratenen Schafskopf vorgesetzt. Ist Ihnen da nicht schlecht geworden?

Herbst: Ich musste jedenfalls nicht viel spielen. Das war ziemlich unangenehm. Dann hat der Satz meines Spielpartners, dass das Auge das Beste sei, das Fass noch zum Überlaufen gebracht. Ich ernähre mich vegan-Schrägstrich-vegetarisch. Ich bin nicht hundert Prozent vegan, weil ich im Leben nichts fanatisch mache. Ich ekele mich nicht vor Fleisch. Ich würde meinen Liebsten auch ein Filet braten.

Worin unterscheidet sich denn Ihre berühmte Rolle in der Serie „Stromberg“ von der Rolle Geissner jetzt im Film?

Herbst: Das Fallenlassen von Vorurteilen, sich die nicht einfach bestätigen zu lassen und abzunicken, das hat der Geissner ganz stark. Und er bringt diese Einsamkeit mit, nimmt aber trotzdem die Impulse auf, die von außen kommen. Geissner ist viel offener. Und ein Türöffner ist natürlich auch der Ouzo. In dem Film wird ja auch ziemlich viel gesoffen.

Wie war es denn, die Szenen mit dem Esel zu drehen?

Herbst: Großartig. Ich liebe Esel. Vor allem ihre scheinbare Ausgeglichenheit. Und ihre großen Ohren natürlich. Ich habe auch einige Fotostudien gemacht, als wir auf Tinos waren, nur von den Ohren. Total süß sind die. Mein Esel war sehr fotogen. Ich bin nicht auf ihm geritten, er hat mich vielmehr auf sich reiten lassen. Der war nicht störrisch, sondern irgendwie natur-stoned. Esel sind aber auch hochsensibel. Deshalb lief meiner auch weg, als ich ihn in einer Szene anschreie. Also hatte ich die Idee, die Szene stumm zu spielen und das Schreien nachzusynchronisieren. Das hat dann funktioniert.

Will der Film denn ein verzerrtes Griechenland-Bild geraderücken?

Herbst: Ja, das denke ich schon. Es geht aber in erster Linie natürlich um Glück und Sehnsucht, um Einsamkeit und Freundschaft, um Vorurteile und das Über-den-eigenen-Schatten-Springen“. Das könnte auch in einem anderen Land spielen. Einmal schlägt Geissner vor, dass sich die Inselbewohner doch mal einen Bademeister anschaffen sollten, weil so viele ertrinken. Er begreift nicht, dass sie aufgrund ihrer desolaten Situation Selbstmord begehen. Ich denke „Highway to Hellas“ hat diesbezüglich schon eine Botschaft: Nämlich dass wir die Krise nicht als eine Krise der Banken begreifen sollten und als eine Krise irgendwelcher Steuerhinterzieher, sondern dass das eine Krise der Menschen ist.