Berlin. . Steven Spielberg spricht über seinen neuen Film „Bridge of Spies“, über die Suche nach politischen Stoffen und seine größte Errungenschaften.

Hollywoodregisseur Steven Spielberg ist der erfolgreichste Filmemacher der Welt. Er wurde 15-mal für den Oscar nominiert und für „Schindlers Liste (1993) und „Der Soldat James Ryan“ (1998) hat er ihn auch bekommen. „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ (ab 26. Nov. im Kino) ist sein dritter Spielfilm in Folge mit politischem Bezug. Hat er sich vom Fantasyfilm endgültig verabschiedet? Beim Interview im Berliner Hotel Adlon spricht der 68-Jährige über seine Liebe zu politischen Stoffen, zu seinem Land und seiner Familie.

Ihr Film „Bridge of Spies“ erzählt die Geschichte des ersten Agentenaustausches zwischen der Sowjetunion und den USA. Wie haben Sie den Filmstoff gefunden?

Auf diesen Stoff hat mich Matt Charman aufmerksam gemacht, der Drehbuchautor von „Bridge of Spies“. Er wusste nämlich, wie sehr ich mich für historische Themen interessiere. Übrigens genauso wie Tom Hanks. Wir sind beide Geschichte-Fans. Schon lange bevor wir zusammen „Der Soldat James Ryan“ gemacht haben, unterhielten wir uns geradezu exzessiv über geschichtliche Themen.

Sie sind während des Kalten Krieges aufgewachsen …

… aber ich hatte keine Ahnung von diesem Agentenaustausch zwischen der Sowjetunion und den USA. Die Details und die politische Dimension dieser Transaktion habe ich erst erfahren, als ich mich auf den Film vorbereitete.

So, wie Sie den Film inszeniert haben, könnte man ihn als einen „moralischen Kompass“ verstehen.

Absolut. Das war einer der ganz wichtigen Gründe, warum ich diesen Film gemacht habe: Um zu zeigen, dass jeder Mensch ein Recht darauf hat, fair und würdevoll behandelt zu werden – ganz gleich, was er getan hat. Vor diesem Film habe ich ja „Lincoln“ gemacht, der für mich ein noch viel größerer moralischer Kompass ist. Vor allem für uns in den USA.

Wie kommen Sie dann damit zurecht, dass Sie in einem Land leben, das sich Guantánamo leistet?

Ich bin absolut gegen Guantánamo. Daraus habe ich nie einen Hehl gemacht. Und natürlich sehe ich da schreckliche Parallelen zu unserem Film. In dem Land, in dem ich nach wie vor sehr gerne lebe, gibt es aber selbstverständlich auch Dinge, mit denen ich nicht einverstanden bin.

Man hat den Eindruck, dass Sie sich immer deutlicher Filmstoffen mit politischer Relevanz zuwenden.

Es stimmt, dass ich mich sehr deutlich in diese Richtung bewegt habe. Allerdings habe ich auch schon früher Filme mit politischem Inhalt gemacht – über den Holocaust, den Sklavenhandel oder den Sieg der Alliierten über Hitlerdeutschland. Dazu eindeutig Stellung zu beziehen, war für mich eminent wichtig. Eigentlich hatte ich schon in jungen Jahren ein sehr ausgeprägtes politisches, soziales und moralisches Gewissen. Aber ich bin auch Entertainer und mag großes, glitzerndes Popcornkino. (Lacht) Stecken Sie mich also bitte in keine Schublade – denn schon nächstes Jahr kommt wieder ein Fantasyfilm ins Kino, die Roald-Dahl-Verfilmung „The BFG“.

Was sehen Sie persönlich denn als Ihre größte Errungenschaft an?

Die größte Leistung in meinem Leben ist, dass ich vor fast 25 Jahren Kate Capshaw geheiratet habe und mit ihr sieben wunderbare Kinder habe. (Lacht) Kate und ich haben sozusagen zusammen an sieben wunderbaren Produktionen gearbeitet. Meine Familie wird immer an erster Stelle stehen. Die Erziehung unserer Kinder, immer für sie da zu sein, das war immer unsere absolute Priorität. Im Laufe meiner Karriere habe ich so gut wie nie an den Wochenenden gearbeitet – abgesehen von den Zeiten, als ich irgendwo anders auf der Welt gedreht habe. Ich habe auch immer versucht, zum Abendessen zu Hause zu sein.