Berlin/Essen. Reinhard Grindel will DFB-Präsident werden. Nun amüsiert sich das Netz über einen Image-Film, den der CDU-Abgeordnete einst drehen ließ.

Reinhard Grindel ist als zupackender Mensch bekannt. Oder besser: Reinhard Grindel wäre gerne als zupackender Mensch bekannt. Denn eigentlich ist Reinhard Grindel gar nicht bekannt. Als durchsickerte, dass der 54-jährige CDU-Bundestagsabgeordnete künftig Präsident des Deutschen Fußball-Bundes werden soll, war die typische Frage auch in vielen Sportredaktionen: Reinhard wer?

Schon im Jahr 2013 wollte Grindel daran etwas ändern. Und was wäre da für einen zupackenden Abgeordneten geeigneter als ein schickes Video? Und so ließ Grindel einen Film schaffen, auf dem er zupackt – hauptsächlich nach Händen, aber auch ein Pferd und seine Frau können sich dem kraftvollen Griff des Abgeordneten nicht erwehren.

Der Begleittext sollte Warnung genug sein

Seit 2013 spukt das Video nun auf Youtube herum, fand wenig Beachtung – bis es nun, da Grindel der starke Mann im deutschen Fußball zu werden scheint, wieder ausgegraben und schon über 12.000 mal angesehen wurde. Es reiht sich nahtlos ein in die Reihe großer Wahlwerbe-Videos, von CDU mit Kuh in Ahaus bis zu Hartmut Koschyk und seinem Hund. Schon der Begleittext sollte eigentlich Warnung genug sein: „Im Herzen Niedersachsens liegt mein Wahlkreis auch verkehrstechnisch gut erreichbar“, heißt es da. Der routinierte deutsche Reisekatalog-Konsument weiß, dass hinter so einer Formulierung nichts Gutes stecken kann.

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Wer dennoch auf das Video klickt, wird mitgenommen auf eine Tour durch die tiefste niedersächsische Provinz, wo die Orte Namen wie Scheeßel haben, in denen es noch Schuhmachermeister mit seltsam gekleideten Ehefrauen gibt. Immer im Bild: Reinhard Grindel. Grindel der Hände schüttelt, Grindel, der durch Kulissen schreitet, Grindel, der Dinge ansieht – und dabei ein ähnlich variantenreiches Mimikspiel wie Til Schweiger erkennen lässt. Alles unterlegt von einer Popschnulze, für die sich sogar Pur-Frontmann Hartmut Engler schämen würde.

Angela Merkel lächelt, ein Kind guckt verzweifelt

Schon der Anfang ist vielversprechend: Grindel betritt flotten Schrittes sein Abgeordnetenbüro, von der Wand lächelt Angela Merkel und aus dem Off ertönt eine sanft gezupfte Gitarre. Einen abrupten Schnitt später umklammert Grindel ein Kindergartenkind, dessen Blick pure Verzweiflung verrät. Im selben Moment setzt der Gesang ein: „Wenn wir hoffnungsfrohe Kinderaugen seh’n...“ Medienschaffende nennen das eine Text-Bild-Schere.

In weiteren Rollen treten auf: ein Kuhstall, eine Bäckerei, ein Fließband, eine Werkstatt und als Höhepunkt der abfotografierte Grindel, der von einer Zeitungsseite aus den echten Grindel anlächelt. Und dazu fräst sich der Refrain viel schneller in den Gehörgang, als er ihn jemals wieder verlassen wird: „Komm mit ins Zukunftsland, es liegt in deiner Hand, in Niedersachsen, hier in Niedersachsen.“

Kläglicher Versuch eines Schusses

In Niedersachsen wird nämlich die Zukunft wachsen, so trällert es der Hartmut-Engler-Verschnitt wenig später. Und während der Betrachter sich fragt, was das doch für ein tolles Bundesland ist, in dem die Zukunft nicht nur kommt, sogar wächst, warum er noch nicht abgeschaltet hat, und wer diesen Film tatsächlich jemals für eine gute Idee hielt, kommt nach 2:45 Minuten tatsächlich auch das Thema Fußball: Eine Jugendmannschaft rennt auf ein Feld, gleichzeitig setzt ein Kinderchor an und singt – natürlich: „Komm mit ins Zukunftsland!“ Dann tritt Grindel derart kläglich einen Ball in Richtung Tor, dass nur zwei Möglichkeiten übrig bleiben: Dies war tatsächlich der beste seiner vielen Versuche – oder dem Regisseur war da schon längst alles egal.

Aber Grindel will den Fußball in Zukunft ja auch nur verwalten und nicht selbst spielen. Sollte er gewählt werden – und danach sieht es momentan aus – wird er sein Abgeordnetenmandat abgeben. Auf ein Fortsetzungsvideo darf sich der geneigte Zuschauer also nicht freuen.