Berlin. Sie treten trotz Bedrohung und Repressalien für unabhängigen Journalismus ein. Dafür hat sie „Reporter ohne Grenzen“ nun ausgezeichnet.

Die Syrerin Zaina Erhaim ist von der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ zur Journalistin des Jahres gekürt worden. Erhaim sei 2013 aus dem sicheren Ausland nach Syrien zurückgekehrt und habe seitdem in dem Land fast 100 Bürgerjournalisten ausgebildet. Das teilte die Organisation am Mittwoch in Berlin mit.

Zudem habe sie die Gründung einer ganzen Reihe unabhängiger Zeitungen und Zeitschriften unterstützt. „Zaina Erhaim beweist durch ihren unermüdlichen Einsatz, dass eine alternative Berichterstattung über den Krieg in Syrien möglich ist“, erklärte der Geschäftsführer von „Reporter ohne Grenzen“, Christian Mihr.

Preisträger stehen für unabhängige Berichterstattung

Als Bürgerjournalisten des Jahres würdigte die Organisation das äthiopische Blogger-Kollektiv „Zone9“. Die sechs Blogger aus dem ostafrikanischen Land würden wegen ihres Einsatzes für unabhängige Informationen über die Zustände im Land von Regierung und Justiz drangsaliert. Sie hätten mehr als ein Jahr im Gefängnis verbracht, hieß es. Sich selbst beschreiben sie als „informelle Gruppe junger Äthiopier, die zusammenarbeiten, um eine alternative und unabhängige Darstellung der sozialen und politischen Umstände in Äthiopien zu schaffen“.

Zum Medium des Jahres kürte die Jury die türkische Tageszeitung „Cumhuriyet“ für ihre Berichterstattung über Tabuthemen wie die Kurdenfrage und den Genozid an den Armeniern. Dafür wurde das Blatt nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen“ von türkischen Regierungsstellen mit Klagen, Internetsperren und Verleumdungskampagnen überzogen.

Erdoğan stellte Strafanzeige gegen ausgezeichnete Zeitung

So ließ Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan persönlich Strafanzeige gegen die Zeitung und ihren Chefredakteur Can Dündar stellen. „Cumhuriyet“ hatte Ende Mai Fotos und ein Video veröffentlicht, die eine Beteiligung des türkischen Geheimdienstes an Waffenlieferungen an Islamisten in Syrien nahelegten.

Unter den Nominierten für die Auszeichnung als Journalist des Jahres waren auch die Blogger Markus Beckedahl und André Meister von netzpolitik.org. Die Preise wurden bei einer Veranstaltung in Straßburg am Dienstagabend übergeben. (epd)