Friedrichsdorf. Auf der Seite eines deutschen Weihnachtsmarkts prangt eine Botschaft einer Al-Kaida-Unterstützergruppe. Der Staatsschutz ermittelt.

Wer die Seite des Weihnachtsmarkts im hessischen Friedrichsdorf aufruft, erfährt aktuell nichts über den ”liebevoll geschmückten Budenzauber” vom 18. bis 20. Dezember. Er sieht die Botschaft einer Al-Kaida-Unterstützergruppe. Hacker haben die Seite defaced, wie es genannt wird, wenn Inhalte in fremde Seiten eingeschmuggelt werden. Die Botschaft richtet sich nicht direkt gegen den Weihnachtsmarkt in dem Taunusstädtchen und ist auch auf Seiten in den USA, Großbritannien und Indien platziert worden.

Gruppe grenzt sich von IS ab

Die Urheber nennen sich “Soldaten Allahs” und wünschen Ungläubige in einigen genannten Ländern – Deutschland ist nicht darunter – in die Hölle und drohen, man werde nicht mehr in Ruhe schlafen können. Sie distanzieren sich aber von dem sogenannten Islamischen Staat (IS/Daesh). Es scheint sich um eine rein syrische Gruppe zu handeln. Sie fordert auf, die Muslime und Mujahedin in Syrien in Ruhe zu lassen.

Der Staatsschutz ist in den Fall eingebunden und ermittelt, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Hochtaunus unserer Redaktion. Eine Einschätzung wollte er zum derzeitigen Zeitpunkt nicht vornehmen. In einer Facebook-Gruppe zu Friedrichsdorf gibt es aber wenig Sorge.

Standardbotschaft auch auf weiteren Seiten

Die Hacker haben die gleiche Botschaft in den vergangenen Tagen ohne ein erkennbares System auch schon auf zahlreichen anderen Seiten hinterlegt, wie das in Washington sitzende Middle East Media Research Institute in seinem Terrorismus-Monitor schrieb. So brüstete sich die Gruppe mit einer Liste von 53 veränderten indischen Seiten, die ganz unterschiedliche Inhalte haben.

In den USA wurden Seiten bestückt, die sich Kunst und dem Bemalen von Gläsern widmeten, gehackt wurde auch eine russische Karaoke-Webseite. Die Seite des Weihnachtsmarkts ist die erste deutsche Adresse. Darauf gestoßen sein könnten die Hacker auch mit einem Programm, das automatisiert Sicherheitslücken sucht. Den “Erfolg” meldete die Gruppe auch auf ihrem Twitteraccount. Dort hatte sie auch Ratschläge weiterverbreitet, wie sich muslimische Hacker vor der Enttarnung durch Anonymous schützen.

Seitenverändern ist für Hacker ein Sport

Das Defacement von Seiten wird von manchen Hackern als Sport betrieben und wie ein Graffitisprayen ohne bleibende Schäden verstanden. Im Vorfeld des jährlichen Kongresses des Chaos Computer Clubs warteten in der Vergangenheit in der Szene Viele bereits darauf, welche als Streiche empfundene Seitenverunstaltungen zu bestaunen sind. Da waren regelmäßig auch Seiten von Behörden, Parteien oder Medien Ziel, um auf Sicherheitslücken aufmerksam zu machen.