Berlin. Das „Dschungelcamp“ hat ihn gerettet: Walter Freiwald (61) war endlich wieder im Fernsehen. Jetzt hat er ein Buch geschrieben.

Die Zeit von Walter Freiwald (61) war so gut wie vorbei: Fiel sein Name, dachten die Älteren noch an „Der Preis ist heiß“. Das war es dann. Ab und zu sah man ihn auf Teleshopping-Kanälen. Doch Anfang des Jahres polterte Freiwald durchs „Dschungelcamp“. Unterhaltung darf an die Grenzen gehen, sagt er. Acht Millionen Einschaltquote, das sei ein Argument. Nun hat er seine Autobiografie vorgelegt „Frei Schnauze und mit einem Augenzwinkern“. Petra Koruhn sprach mit Walter Freiwald über das Unterhaltungsgeschäft und das Gefühl, ganz unten zu sein.

Viele halten Sie ja für ein Großmaul.

Walter Freiwald: Da spielen Sie wohl auf das Dschungelcamp an. Da war ich der Krawalter. Aber das sind doch die Spielregeln. Da darf keine Langeweile aufkommen. Und ich sollte nun mal für Stimmung sorgen. Dass es so schlimm würde, habe ich allerdings nicht gedacht.

Er wäre im Dschungelcamp wieder dabei

Man hat Sie für Ihre, sagen wir, Dialoge mit Häme überschüttet. Würden Sie wieder mitmachen?

Freiwald: Klar, es ist die erfolgreichste Unterhaltungssendung, die wir haben. Und ich wollte eigentlich immer nur eins: Die Leute zum Lachen bringen.

Die RTL-Show war ja auch Ihre Rettung. Wie Sie schreiben, hatten Sie einfach keine Angebote.

Freiwald: Ja, ich habe zwei Jahre versucht, einen Job zu finden. Erfolglos. Ich habe 120 Bewerbungen geschrieben und 120 Absagen erhalten. Und es hat mich total traurig gemacht: Die Leute ab 50 haben eben keine Chance mehr, Arbeit zu finden. Ab 60 ist der Ofen dann komplett aus. Da kann Frau Merkel noch so schön sagen: Gebt den Alten eine Chance! Tut aber keiner. Dabei bin ich im Kopf jung.

Das Mediengeschäft hat ihn fallenlassen

Ist es Jugendwahn, der uns beherrscht?

Freiwald: Nein, es ist Nicht-Wissen. Die Welt weiß einfach nicht, was ein Mensch mit 60 noch kann.

Aber Sie kommen doch aus dem Mediengeschäft. Gab es da keinen, der Sie wieder ins Boot holte?

Freiwald: Meine Generation hat sich in der Branche überlebt. In all den Medienanstalten sitzt jetzt die neue Generation. Zwei Jahre lang hat mir gar keiner irgendwas angeboten. Ja, man sagt das so: Sie sind doch prominent! Da muss ich fast lachen, ich war ein prominenter Arbeitsloser.

Wie haben Sie das verkraftet?

Freiwald: Ich bin in ein echtes Loch gefallen und hatte ein totales Tief. Ich habe jeden Tag Bewerbungen geschrieben, überall angerufen und mich um meine schwer kranke Frau gekümmert. Ich bin Hausmann geworden. Habe eingekauft und geputzt. Schön war, dass wir uns in unserer Ehe noch näher gekommen sind. Aber für mein Selbstbewusstsein war es wirklich schwierig. Glücklicherweise mussten wir uns nicht um das Finanzielle Sorgen machen. Ich hatte Rücklagen. Aber es war auch so schlimm genug.

Hatten Sie eine Depression?

Freiwald: Ich habe ja nie so gedacht. Aber im Nachhinein glaube ich schon, dass es so etwas war. Es kam wirklich viel zusammen. Wenn es einem so schlecht geht, fallen einem auch Dinge von früher ein. Dass man als Kind verprügelt wurde, das war damals ja so in der Erziehung. Und ein Wunschkind war ich eben auch nicht, sondern ein Unfall, wie man so schön sagt.

Wie kamen Sie da heraus?

Freiwald: Ich hatte einen wirklich guten Arzt, dem ich alles erzählt habe. Ist eigentlich nicht meine Art. Aber ich hatte das Glück, dass er mir auch zuhörte.

Und das hat Sie weitergebracht?

Freiwald: Ja, es hat geholfen. Und auf einmal ging es wieder bergauf. Dann saß ich auf einmal tatsächlich wieder im Fernsehen. Es bewegte sich etwas. Das Schönste war, als ich in einer Fernsehsendung sagte, dass ich einfach mal alles aufschreiben würde, wie es so läuft im Showgeschäft. Dass ich aber keinen Verleger finden würde. Und da meldete sich doch tatsächlich Vito von Eichborn und sagte: Ich mach das. Das war für mich ein echter Rettungsanker. Heute geht es mir wieder richtig gut.