Hannover. Nach der Absage des Fußball-Länderspiels in Hannover sind die Hintergründe weiter unklar. Die Polizei sucht nach Verdächtigen.

Terror-Alarm in Hannover: Nach der Absage des Länderspiels in Hannover wegen Terroralarms sucht die Polizei in einem Großeinsatz nach Verdächtigen. „Wir sind an verschiedenen Orten im Einsatz“, sagte eine Polizeisprecherin. Details wollte sie nicht nennen. Seit der Absage des Länderspiels am Dienstagabend habe es mehrere Überprüfungen von verdächtigen Gegenständen gegeben, die sich alle nicht bestätigt hätten.

In der Nacht zum Mittwoch blieb es ruhig in der Stadt. Festnahmen gab es bisher nicht. Auch Sprengstoff wurde bislang nicht gefunden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) will sich am Mittwoch zu den Vorfällen äußern.

Das Fußball-Länderspiel war am Dienstagabend kurz nach dem Einlass abgesagt worden – aus Angst vor einem Anschlag. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen kamen die Hinweise von einem ausländischen Geheimdienst. Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe sagte: „Wir haben konkrete Hinweise gehabt, dass jemand im Stadion einen Sprengsatz zünden wollte.“

Hinweise auf Sprengsätze an Zufahrtswegen zum Stadion

Nach Informationen von „Spiegel online“ soll der französische Geheimdienst die Quelle der Information sein. Dies berichtete auch die „Bild“-Zeitung. Zunächst habe es Hinweise gegeben, dass eine Gruppe um einen namentlich bekannten Nordafrikaner einen Anschlag planen könne. Es sei konkret von Sprengmitteln, Sprengstoffgürteln, automatischen Waffen und Sprengsätzen an den Zufahrtswegen die Rede gewesen. Dann habe der französische Geheimdienst auf einen irakischen Schläfer hingewiesen, der einen Anschlag auf das Freundschaftsspiel geplant haben soll.

DFB-Testspiel gegen Niederlande abgesagt

Zwei Stunden vor dem geplanten Länderspiel Deutschland gegen Niederlande in der HDI-Arena in Hannover: Die Fahnen beider Länder wurden während der Probe vor dem Spiel auf dem Spielrasen ausgebreitet.
Zwei Stunden vor dem geplanten Länderspiel Deutschland gegen Niederlande in der HDI-Arena in Hannover: Die Fahnen beider Länder wurden während der Probe vor dem Spiel auf dem Spielrasen ausgebreitet. © dpa | Peter Steffen
Auf dem Hauptbahnhof in Hannover geben bewaffnete Polizeikräfte einem Fußballfan im Vorfeld des Länderspiels Auskunft. Zu diesem Zeitpunkt sollte das Spiel noch stattfinden.
Auf dem Hauptbahnhof in Hannover geben bewaffnete Polizeikräfte einem Fußballfan im Vorfeld des Länderspiels Auskunft. Zu diesem Zeitpunkt sollte das Spiel noch stattfinden. © dpa | Ole Spata
Bekundungen der Solidarität mit Frankreich: Ein Fußball-Fan schwenkt die französische und die europäische Flagge vor der HDI-Arena in Hannover.
Bekundungen der Solidarität mit Frankreich: Ein Fußball-Fan schwenkt die französische und die europäische Flagge vor der HDI-Arena in Hannover. © dpa | Philipp Von Ditfurth
Das Länderspiel in der Hannoveraner HDI-Arena sollte unter verstärkten Sicherheitsbedingungen stattfinden. Auch kurz vor dem geplanten Anpfiff lief noch alles nach Plan.
Das Länderspiel in der Hannoveraner HDI-Arena sollte unter verstärkten Sicherheitsbedingungen stattfinden. Auch kurz vor dem geplanten Anpfiff lief noch alles nach Plan. © dpa | Philipp von Ditfurth
Am Montag noch hatte die Deutsche Nationalmannschaft in der Arena trainiert. Polizeibeamte bewachten die Trainingseinheit.
Am Montag noch hatte die Deutsche Nationalmannschaft in der Arena trainiert. Polizeibeamte bewachten die Trainingseinheit. © dpa | Peter Steffen
Doch am Dienstag fand das Spiel dann doch nicht statt. Wegen einer „konkreten Gefahrenlage“ wurde das Stadion eine Stunde vor Anpfiff evakuiert, das Testspiel abgesagt.
Doch am Dienstag fand das Spiel dann doch nicht statt. Wegen einer „konkreten Gefahrenlage“ wurde das Stadion eine Stunde vor Anpfiff evakuiert, das Testspiel abgesagt. © dpa | Peter Steffen
Fußballfans erfahren über Anzeigetafeln der Verkehrsbetriebe in Hannover, dass das Fußball-Länderspiel kurzfristig abgesagt wurde.
Fußballfans erfahren über Anzeigetafeln der Verkehrsbetriebe in Hannover, dass das Fußball-Länderspiel kurzfristig abgesagt wurde. © dpa | Jochen Lübke
Zwei Polizisten stehen auf der Tribüne des geräumten Stadions. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere hochrangige Gäste wollten das Spiel live im Stadion verfolgen.
Zwei Polizisten stehen auf der Tribüne des geräumten Stadions. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere hochrangige Gäste wollten das Spiel live im Stadion verfolgen. © dpa | Julian Stratenschulte
Zwei Polizisten gehen die Reihen auf der Tribüne der HDI-Arena in Hannover ab.
Zwei Polizisten gehen die Reihen auf der Tribüne der HDI-Arena in Hannover ab. © dpa | Julian Stratenschulte
Höchste Konzentration: Polizeikräfte kurz vor der Absage des Spiels.
Höchste Konzentration: Polizeikräfte kurz vor der Absage des Spiels. © dpa | Peter Steffen
Die Polizei informierte die Fußballfans vor dem Stadion über Lautsprecherdurchsage: „Die Zuschauer werden gerade gebeten, das Stadion zügig, aber ohne Panik zu verlassen.“
Die Polizei informierte die Fußballfans vor dem Stadion über Lautsprecherdurchsage: „Die Zuschauer werden gerade gebeten, das Stadion zügig, aber ohne Panik zu verlassen.“ © dpa | Peter Steffen
Polizisten mit Sturmgewehren sperren den Bereich vor der HDI-Arena ab.
Polizisten mit Sturmgewehren sperren den Bereich vor der HDI-Arena ab. © dpa | Julian Stratenschulte
Die Sicherheitskräfte sichern den Bereich vor der Arena in Hannover.
Die Sicherheitskräfte sichern den Bereich vor der Arena in Hannover. © dpa | Julian Stratenschulte
Auch viele Sanitäter stehen für den Ernstfall bereit.
Auch viele Sanitäter stehen für den Ernstfall bereit. © dpa | Christian Charisius
Ordner sperren mit einer Menschenkette den Zugang zum Stadion ab und bitten die Fußballfans, umzukehren.
Ordner sperren mit einer Menschenkette den Zugang zum Stadion ab und bitten die Fußballfans, umzukehren. © dpa | Peter Steffen
Spezialeinsatzkräfte sichern den Bereich vor dem Fußballstadion.
Spezialeinsatzkräfte sichern den Bereich vor dem Fußballstadion. © dpa | Julian Stratenschulte
Sie sind mit Sturmgewehren bewaffnet.
Sie sind mit Sturmgewehren bewaffnet. © dpa | Julian Stratenschulte
Ein Fan, der als Zeichen der Solidarität eine französische Flagge bei sich hat, steht etwas verloren vor der HDI-Arena, nachdem er von der Absage des Länderspiels erfahren hat.
Ein Fan, der als Zeichen der Solidarität eine französische Flagge bei sich hat, steht etwas verloren vor der HDI-Arena, nachdem er von der Absage des Länderspiels erfahren hat. © dpa | Ole Spata
Ein Fußball-Fan zeigt deutlich, was er von den Terroristen und den Anschlägen in Paris hält. 
Ein Fußball-Fan zeigt deutlich, was er von den Terroristen und den Anschlägen in Paris hält.  © dpa | Ole Spata
Sicherheitskräfte hindern die Fußballfans daran, zum Stadion zu laufen.
Sicherheitskräfte hindern die Fußballfans daran, zum Stadion zu laufen. © Getty Images | Alexander Koerner
Schwer bewaffnete Polizisten haben sich vor dem Stadion positioniert.
Schwer bewaffnete Polizisten haben sich vor dem Stadion positioniert. © dpa | Julian Stratenschulte
Die Polizisten mit Sturmgewehren lassen niemanden zur HDI-Arena durch.
Die Polizisten mit Sturmgewehren lassen niemanden zur HDI-Arena durch. © dpa | Ole Spata
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Die Empfehlung zur Spielabsage sei ihm nicht leichtgefallen, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière auf einer Pressekonferenz in Hannover. Die Hinweise hätten sich jedoch immer mehr verdichtet. „In einer solchen Lage hat im Zweifel der Schutz der Menschen Vorrang.“ Er habe die Absage nach Beratungen mit den Sicherheitsbehörden empfohlen. Seine Entscheidung sei auf dem gemeinsamen Flug mit Bundeskanzlerin Angela Merkel von Berlin nach Hannover gefallen. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius sagte, anhand der beim Bund eingegangenen Hinweise sei die Austragung des Spiels nicht zu verantworten gewesen. „Es gab keinen Platz für Fehlinterpretationen.“

Mann ließ Sprengsatz-Attrappe im Zug liegen – Fahndung läuft

Nach dem Fund einer Sprengstoff-Attrappe in einem IC sucht die Polizei auch nach dem Mann, der das Paket dort liegen ließ. „Wir werten alles Material aus, das wir haben, und wenn es Videoaufnahmen gibt, dann auch die“, sagte Jörg Ristow, Sprecher der Bundespolizei.

Ein Reisender hatte am Abend in dem Zug einen verdächtigen Gegenstand bei der Ankunft in Hannover entdeckt und die Bundespolizei alarmiert. Ein unbekannter Mann soll das Paket auf der Gepäckablage abgelegt haben. Eine Mitreisende habe den Mann darauf aufmerksam gemacht, dass er etwas vergessen habe, als dieser aufstand und ging. Der Unbekannte habe aber nicht darauf reagiert, sondern den Zug verlassen und sei geflüchtet.

Bundespolizisten untersuchten das Paket. Nachdem auch ein Sprengstoffsuchhund angeschlagen habe, seien Entschärfer hinzugezogen worden. Sie fanden beim Röntgen diverse elektronische Bauteile. Bei dem Fund handelte es sich nach Aussagen von Bundespolizeisprecherin Sandra Perlebach um eine gut gemachte Sprengstoff-Attrappe und nicht um eine scharfe Bombe, wie zunächst befürchtet worden war. Der betroffene Zug war auf dem Weg von Hannover über Bremen nach Oldenburg. (dpa)