Berlin. Es ist Movember – und das ist kein Tippfehler. Der Movember im November ist traditionell eine haarige Angelegenheit. Aus gutem Grund.

Fünf Jahre sterben Männer im Schnitt früher als Frauen. Schuld sind oftmals Herz-Kreislauf- oder Krebs-Erkrankungen. Die kommen bei Männern deutlich häufiger vor als bei Frauen. Das hat die Studie zur Männergesundheit bereits im vergangenen Jahr gezeigt. Ein Hauptgrund: Männer sind Vorsorgemuffel. Nur selten nehmen sie Präventions- und Vorsorgeprogramme überhaupt wahr. Das soll aber nicht so bleiben.

Deshalb wurde der November von der „Movember Foundation“ zum Monat der Männergesundheit erkoren. Das Ziel der Organisation ist es, „dass Männer glücklicher, gesünder und länger leben“. Dabei setzen sie auf eine auffällige und vor allem haarige Aktion. Jeden November lassen sich Männer weltweit einen Schnurrbart stehen. Der Sinn dahinter: Menschen über das veränderte Aussehen in ein Gespräch zu verwickeln und sie somit auf das Thema Männergesundheit aufmerksam machen – und natürlich Spenden sammeln.

Seinen Ursprung hat die Movember Foundation bereits im Jahr 2003. Aber erst seit 2012 wird der Movember offiziell auch in Deutschland durchgeführt und wird jedes Jahr bei Einzelpersonen oder auch ganzen Gruppen populärer. Neben Fußball- und Eishockeyvereinen zählen auch einige Sportler oder Schauspieler zu den Unterstützern. Dieses Jahr ist Miloš Vuković aus der RTL-Serie „Unter uns“ offizieller Botschafter der Initiative. Allerdings lässt er sich selbst keinen Schnurrbart wachsen – nicht, weil er sich nicht traut, sondern weil er nicht darf. Als Schauspieler steht er täglich vor der Kamera. Ein Äußeres, das sich ständig verändert, passt da nicht ins Bild. Stattdessen beteiligt er sich ab dem 1. November an der Aktion MOVE: eine 30-tägige Fitness-Challenge, die dazu anregt, jeden Tag im November körperlich aktiv zu werden, um gesund und fit zu bleiben.

Der Schauspieler Miloš Vuković macht bei Movember mit.
Der Schauspieler Miloš Vuković macht bei Movember mit. © BM | Movember Foundation / Milos Vukovic

Über Krebs nachzudenken, ist oftmals schlimmer als der Arztbesuch

Natürlich nehmen aber nicht nur prominente Gesichter an dem Programm teil. Daniel (34) aus Berlin ist dieses Jahr das erste Mal dabei – aus gutem Grund. Er selbst war vor Jahren am Hodgkin-Lymphom, einem bösartigen Tumor des Lymphsystems, erkrankt. Aus eigener Erfahrung weiß er somit, „wie wichtig und gleichzeitig unangenehm Vorsorge ist“. In seinen Augen ist es nicht vorwiegend die Untersuchung, vor der sich viele drücken. Sondern vor allem „die Tatsache, dass man sich mit dem Thema Krebs überhaupt auseinander setzen muss. Das ist glaube ich viel schlimmer als der eigentliche Arztbesuch.“

Daniel hat die Krankheit erfolgreich bekämpft und ist seit dem 20. August 2007 krebsfrei – nach „etwa sechs Monaten Behandlung inklusive Chemotherapie“. Jetzt will er auch andere Männer auf das Thema aufmerksam machen. Denn Daniel ist sich sicher, wenn er damals informierter gewesen wäre und sich „mit Krebs beschäftigt hätte und eher zu einem Arzt gegangen wäre, hätte sich die Krankheit nicht bis ins vierte Stadium entwickeln können“. Er sieht Movember als „eine gute Gelegenheit Aufmerksamkeit zu schaffen und somit unnötiges Leid zu vermeiden. Wer eine Tumorerkrankung frühzeitig erkennt, der kann sich besser helfen lassen.“

Woher kommt Movember?

Alles begann im Jahr 2003 mit einer Kneipenwette, beschreibt Michael Fischer, Country Manager Deutschland von Movember die Idee. „Ein paar Kumpels haben in Melbourne zusammengesessen und über Trends gesprochen und festgestellt, dass niemand mehr Schnurrbart trägt.“ Das wollten die Australier Travis Garone und Luke Slatter ändern und beschlossen, den Schnurrbart zurückzubringen. Einen Monat lang wollten sie sich zusammen mit ein paar Freunden einen Oberlippenbart stehen lassen. Das hatte sie vor ungeahnte Schwierigkeiten gestellt. Die Freundinnen reagierten teilweise wütend, drohten mit Trennung. Hochzeitsgesellschaften wollten die Jungs nicht auf ihren Feiern haben, damit die Hochzeitsfotos nicht durch Schnurrbärte verschandelt würden.

Der Movember startet mit einer Rasur beim Barbier.
Der Movember startet mit einer Rasur beim Barbier. © BM | Movember Foundation

Über mangelnde Aufmerksamkeit konnte sich die Gruppe nicht beklagen. Somit überlegten sie sich – ganz in australischer Tradition –, wie sie das für einen guten Zweck nutzen könnten. Sie informierten sich und fanden heraus, dass Prostatakrebs eine der häufigsten Todesursachen bei Männern ist, man allerdings wenig darüber weiß und auch nur selten darüber redet. Deshalb wollten sie künftig im Monat November Gelder sammeln und an die Krebsvorsorge spenden. Bis heute kamen dabei in der ganzen Welt 500 Millionen Euro zusammen. Über 1000 globale Projekte in den Bereichen Prostata- und Hodenkrebs, seelisches Wohlbefinden und Bewegungsmangel werden mit den Geldern unterstützt. Aber es gibt auch Spenden, die explizit Betroffenen in Deutschland zugutekommen.

Nehmen auch Frauen teil?

Bei Movember sind schon lange nicht mehr nur Männer aktiv. Auch viele Frauen nehmen teil – ganz ohne Bart. „Frauen können mitmachen indem sie die Männer anfeuern und sagen: Selbst wenn es beim Küssen kratzt, ich unterstütze dich dabei.“ Auf der Webseite können sich die Damen aber ebenfalls anmelden und Spenden sammeln. Welcher Dame das noch zu wenig ist, die kann sich so wie Miloš Vuković dem MOVE Programm anschließen und einen Monat lang sportlich aktiv werden.

Auch Frauen nehmen am Movember teil.
Auch Frauen nehmen am Movember teil. © BM | Movember Foundation

Noch den ganzen November kann man sich für Movember anmelden und ein eigenes Team gründen oder ein bestehendes unterstützen. Verschiedene Rankings auf der Seite zeigen dann an, wer beim Spendensammeln am erfolgreichsten war. Damit soll der Wettbewerb unter den Teams geschürt und Anerkennung vermittelt werden, erläutert Fischer. Eine allgemeine Spende an die Organisation ist allerdings auch möglich, aber „es ist es immer toll, die Teams und Einzelpersonen direkt mit einer Spende zu unterstützen. Es kommt aber am Ende auf das gleiche Konto“.

Warum ist der Movember im November?

Der November wurde aus einfachen Gründen zum Movember ernannt. Der Monat war simpel gesagt „noch frei“. Im Dezember dreht sich bereits alles um HIV, und der Oktober steht ganz im Zeichen der Brustkrebsvorsorge. Da sich die Initiatoren nirgendwo „reindrängeln“ wollten, entschieden sie sich für den November. Netter Nebeneffekt: Als Name bot sich somit die Mischung aus Moustache und November an.

Am Montag war bereits Halbzeit. Die Gesichtsbehaarung nimmt zu und die Spendenkonten auch. Deutschland liegt aktuell im Länder-Ranking mit über 136.000 Euro im Mittelfeld. Zum Vergleich: Die USA stehen mit 5,4 Millionen Euro auf dem ersten Rang.