Oliver Roggisch  Teammanager der Handball-Nationalmannschaft spricht über seine Olympia-Erfahrungen

Der Moment liegt schon mehr als sieben Jahre zurück. Doch noch immer ist er als Video auf seinem Smartphone gespeichert. Große Emotionen festgehalten auf einer kleinen Speicherkarte, konserviert für die Ewigkeit. Und manchmal, da überkommt es ihn. Dann lässt er diesen großen Moment seiner Karriere noch einmal Revue passieren. „Als Sportler dabei zu sein, wenn die Fackel übergeben und das Olympische Feuer entzündet wird – das ist ein Gänsehautmoment, den man sein ganzes Leben nicht vergisst“, sagt Oliver Roggisch.

Dabei ist es längst nicht der einzige Höhepunkt, den der Handballer in seiner 16 Jahre langen Profikarriere erlebt hat. Neben dem Gewinn des EHF-Europapokals mit seiner Vereinsmannschaft Rhein-Neckar-Löwen und seinem Abschiedsspiel in der ausverkauften Mannheimer SAP-Arena vor 13 000 Fans, steht der Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft 2007 im eigenen Land natürlich ganz oben. Doch wenn der 2,02 Meter große Hüne an Olympia denkt, dann gerät er ins Schwärmen: „Jeder Profisportler träumt von Olympia. Auch wenn wir in Peking nichts erreicht haben und bereits in der Vorrunde ausgeschieden sind, ist Olympia zwar nicht gleichzustellen mit der WM 2007, aber ganz, ganz nah dran“, sagt Roggisch.

Dabei waren die Handballer eigentlich schon kurz davor, die große Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking 2008 zu verpassen: Da am kommenden Tag das erste Spiel für das deutsche Team anstand, hatte Trainer Heiner Brand die Teilnahme an der Einlaufzeremonie bereits abgesagt. „Dann haben wir so lange rumgequengelt, bis Heiner eine Stunde vorher gesagt hat, okay, wir dürfen doch gehen.“

Was dann folgte, war erstmal eine große Enttäuschung: Das G für Germany war in der chinesischen Reihenfolge ziemlich weit hinten angeordnet. Dadurch mussten sich die Deutschen die Zeremonie in einer Halle auf dem Monitor angucken – und der fiel auch noch nach zehn Minuten aus. „Dann wartet man anderthalb Stunden bis man ins Stadion rein darf und kriegt nichts mit“, erzählt Roggisch.

Das erste große Kribbeln kam dann, als die Mannschaft im Tunnel zum Pekinger Nationalstadion stand: „Als wir nach den 100 Metern im Stadion ankamen, hat es uns dieser Eindruck fast überwältigt. 91 000 Zuschauer die einem zujubeln – das war das Größte, was jeder von uns jemals erlebt hat“, sagt der 37-Jährige, der als Vierjähriger mit dem Handball spielen anfing – damals noch als Kleinster unter seinen Mitspielern.

Neben der Eröffnungszeremonie sei die Zeit und Atmosphäre im Olympischen Dorf ganz besonders gewesen: „Ein Areal, in dem geballt auf engem Raum Profisportler aus aller Welt zusammenkommen. Egal wen Du triffst, es ist immer jemand, der am nächsten Tag um eine Medaille kämpft. Das gibt es so bei keinem anderen Wettkampf“, sagt Oliver Roggisch, der nach seinem Karriereende den Tabellenführer der Handball-Bundesliga, die Rhein-Neckar-Löwen, als Co-Trainer betreut.

Mit ihnen kämpfte er sechs Mal beim Final-Four um den DHB-Pokal in Hamburg. Das Großereignis im deutschen Handball wird bereits seit 1994 an der Elbe ausgetragen. „Die Stimmung ist einmalig. Es ist für jeden Handballer ein großes Ziel, einmal dabei zu sein“, sagt der 37-Jährige. Auch dadurch stelle Hamburg immer wieder unter Beweis, eine Sportstadt zu sein. „Ich bin überzeugt, dass Hamburg für Olympia die absolut richtige Stadt wäre“, sagt er.