„Fünf große Feinde des Friedens wohnen in uns: nämlich Habgier, Ehrgeiz, Neid, Wut und Stolz. Wenn diese Feinde vertrieben werden könnten, würden wir zweifellos ewigen Frieden genießen.“ So schrieb einst Francesco Petrarca, ein italienischer Dichter des 14. Jahrhunderts (1304-1374). Dazu braucht es menschliche Stärke und die Fähigkeit, von der eigenen Person abzusehen.

Diese Fähigkeit besaß der frühere Dompropst von Coventry, Richard Howard. Seine Kathedrale wurde zerstört, als heute vor 75 Jahren die deutsche Luftwaffe die englische Stadt in Schutt und Asche legte. Bei dem Luftangriff auf Coventry am 14. November 1940 starben 550 Menschen. Richard Howard ließ danach drei große Zimmermannsnägel aus dem Dachstuhl der zerstörten Kathedrale zu einem Kreuz zusammensetzen und die Worte „Father forgive“ (Vater vergib) in die Chorwand der Ruine meißeln. Er rief zur Verbannung jeglicher Hass- und Rachegedanken auf. Später bildete sich die Nagelkreuzgemeinschaft, um weltweit Friedens- und Versöhnungsarbeit zu stärken.

Der Volkstrauertag, den wir Sonntag begehen, erinnert an die Toten der beiden Weltkriege. Er erinnert insgesamt an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft aller Nationen. Auch an die von heute. Menschen sterben im Krieg und auf der Flucht vor dem Krieg. Andere kommen nach langer Flucht in Deutschland an und suchen Schutz vor dem Krieg. Der Volkstrauertag ruft dazu auf – mit Francesco Petrarca gesprochen –, ihnen ohne Habgier, Ehrgeiz, Neid, Wut und Stolz zu begegnen. Er mahnt zur Versöhnung, zur Verständigung und zum Frieden.