Glinde. Duales System Trotz leerer Kassen gibt der Sozialausschuss positives Signal für Awo-Projekt

Missliche Lage für die Mitglieder des Sozialausschusses: In einer Sondersitzung galt es trotz schlechter Haushaltslage von jetzt auf gleich zu entscheiden, ob sich Glinde an einem Pilotprojekt zur Ausbildung von dringend benötigten Erziehern beteiligt. Gut 185 000 Euro würden von 2016 bis 2019 für fünf Plätze an Glinder Einrichtungen fünf verschiedener Träger anfallen.

Beim Projekt geht es um „Quereinstieg in Stormarn – Männer und Frauen in die Kindertagesstätten“ der Awo Soziale Dienstleistungen gGmbH. In drei Jahren sollen die Azubis, alle schon mit Berufen, 48 Wochen in den Kitas arbeiten oder in Bad Oldesloe zur Schule gehen sowie Urlaub haben. Zum Hintergrund: Bislang zahlen Erzieher ihre Ausbildung an Privatschulen selbst. Es gibt kein duales System mit einer Ausbildungsvergütung wie in anderen Lehrberufen, sondern Privatschulen und Praktika.

Aufgrund des großen Erziehermangels wird dieser Ansatz überdacht. Das Projekt des Bundes, gefördert mit Mitteln des Familienministeriums und des Europäischen Sozialfonds (ESF), kann nun dazu beitragen, dass die Berufsausbildung wie jüngst die zum Rettungsassistenten, in das duale System überführt wird. Doch in der Testphase sollen Kommunen die Co-Finanzierung der „Lehrstellen“ zusichern.

Für die SPD zeigten sich Uwe Reimers und Marlies Kröpke überzeugt von der Idee, hätten aber gern eine Garantie der Teilnehmer, in Glinde zu bleiben. CDU-Stadtvertreterin Jutta Freitag, die allein die Fahne ihrer Fraktion hochhielt, schloss sich dem an.

Lüder Lückel und Wolf Tank (Grüne) konnten der Idee dagegen nichts abgewinnen. Der Bund schaffe ein Recht auf Kita-Plätze, die Kommunen sollten bezahlen und die Träger profitierten. Fraktionschef Wolf Tank: „Bei unserer Haushaltslage können wir das nicht unterstützen.“

Die Träger profitierten keinesfalls, widersprach Awo-Geschäftsführerin Anette Schmitt: „Die Wohlfahrtsverbände rechnen spitz ab. Die Awo leistet sogar einen eklatanten Eigenanteil.“ Wichtig sei, dass in Stormarn ausgebildet werde. Dann blieben die Erzieher später auch dort.

Nach einer Auszeit schlug die SPD vor, als positives Signal zumindest eine Stelle mizufinanzieren. Der Beschluss fiel gegen die Grünen, bei Enthaltung der CDU. Kostenpunkt: noch gut 36 000 Euro.

Anette Schmitt hofft nun, dass der Finanzausschuss dieser Empfehlung folgt. „Das wäre ein gutes Signal.“