Mainzer Straße: Heute vor 25 Jahren, am 14. November 1990, lief die größte Räumungsaktion gegen Hausbesetzer in Friedrichshain

Es war die schlimmste Straßenschlacht der Nachkriegsgeschichte Berlins – und auch die folgenschwerste. Denn die Räumung der seit April 1990 besetzten Mainzer Straße in Friedrichshain bedeutete auch das Ende des rot-grünen Senats. Vor 25 Jahren, am 14. November 1990, räumten mehr als 2500 Polizisten die von Hausbesetzern verbarrikadierte Mainzer Straße.

Der Kiez brannte. Die Besetzer und ihre Unterstützer, die größtenteils aus der West-Berliner und westdeutschen Autonomenszene stammten, wehrten sich mit Brandsätzen und Steinwürfen gegen die Polizei. Ausgerüstet mit zehn Wasserwerfern, Räumpanzerfahrzeugen, Tränengas und Schusswaffen starteten die Polizisten, darunter auch Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK), bereits um 6 Uhr an diesem Mittwochmorgen ihren Einsatz. Er war offenbar schon länger geplant, wurde aber laut des damaligen Polizeipräsidenten Georg Schertz erst am Abend zuvor von Innensenator Erich Pätzold (SPD) und Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) angeordnet. Zu diesem Zeitpunkt weilte Berlins Regierender Bürgermeister Walter Momper (SPD) zu einem Staatsbesuch in Moskau. Dort soll ihn der deutsche Botschafter informiert haben: „Ihre Stadt steht in Flammen.“

Mehr als 70 Menschen wurden verletzt und 417 festgenommen

Demonstranten, darunter auch zahlreiche Bürgerrechtler der DDR, hatten zuvor vergeblich versucht, das Vorrücken der Polizei und die Gewaltausschreitungen mit einer Menschenkette an der Boxhagener Straße zu verhindern. Die Demonstranten wurden brutal abgedrängt. Nach mehreren Räumungsaufforderungen stürmten die Polizisten in die Mainzer Straße, die von den Hausbesetzern und Hunderten Autonomen mit Steinen und Molotowcocktails verteidigt wurde. Mit Hilfe eines Hubschraubers gelangten SEK-Beamte auf die Dächer, von denen sie sich in die Häuser abseilten. Ein Großteil der Gebäude war bereits nach zwei Stunden geräumt. Insgesamt gab es 417 Festnahmen und mehr als 70 Verletzte.

Die Räumung führte zur Auflösung der rot-grünen Koalition seitens der Alternativen Liste (AL) und zum Rücktritt ihrer Senatorinnen Anne Klein, Michaele Schreyer und Sybille Volkholz. Grund dafür war unter anderem, dass die Aktion am 14. November nicht mit ihnen abgesprochen worden sei, wie die Zurückgetretenen sagten. Momper jedoch beteuerte, dass diese Entscheidung „unter Einschluss der Grünen“ getroffen worden sei. Mit der Räumung wurde die seit April 1990 andauernde Besetzung der vorher leer stehenden Häuser an der Mainzer Straße beendet. Die zwischen 1987 und 1989 entmieteten Wohnungen sollten ursprünglich zugunsten von Neubauten abgerissen werden. Insgesamt wurden dort zwölf Häuser besetzt. In Verhandlungen mit der Bezirksverwaltung und dem Magistrat (Ost) hatten die Besetzer versucht, Nutzungsverträge abzuschließen. Doch die Verhandlungen scheiterten.

Heute erinnert in dem angesagten Szenekiez von Friedrichshain nichts mehr an die gewalttätigen Tumulte und Ausschreitungen vor 25 Jahren.

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