Paris. Geiselnahme in Konzertsaal. Explosionen nahe des Stadions, in dem die deutsche Elf spielte

Die französische Hauptstadt Paris ist am Freitagabend von mehreren Anschlägen erschüttert worden. Dabei wurden mindestens 18 Menschen getötet, womöglich gab es aber auch sehr viel mehr Opfer. Dies berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Polizeipräfektur. Ein Polizeisprecher bestätigte der Deutschen Presse-Agentur Schüsse im 10. Arrondissement, nannte aber zunächst keine Details. Auch zur Zahl der Opfer wollte er sich nicht äußern. Medienberichte sprachen von 30 Todesopfern, manche sogar von mindestens 60 Toten. In einem Konzertsaal der Metropole soll es laut Polizeipräfektur auch zu einer Geiselnahme gekommen sein. Berichten zufolge könnten 100 Menschen als Geiseln genommen worden sein. Der Polizeisprecher berichtete zudem von Zwischenfällen im Bereich des Stadions Stade de France, wo die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Dort waren in der ersten Halbzeit mehrere Explosionsgeräusche zu hören. Zunächst wusste aber niemand, worum es sich dabei handelte. Etwa eine halbe Stunde vor Ende der Partie in Saint-Denis machten erste Gerüchte über Bombenexplosionen die Runde.

Hubschrauber kreisten über dem ausverkauften Stadion. Hinaus kam zunächst keiner mehr, mit einem Sicherheitsband war das Stadion abgeriegelt. Ordnungskräfte forderten die Menschen auf, die hinausgegangen waren, um sich ein Bild über die Situation zu machen, wieder ins Stadion zu gehen. Später durften Menschen aber doch das Stadion verlassen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich entsetzt über die Attacken. Er sei erschüttert über die Ereignisse, twitterte das Auswärtige Amt am Freitagabend. Steinmeier wurde mit den Worten zitiert: „Wir stehen an der Seite Frankreichs!“. Der Minister war am Abend mit Frankreichs Staatspräsident François Hollande als Zuschauer bei dem Fußball-Länderspiel der deutschen Mannschaft gegen Frankreich im Stade de France. Ob Steinmeier aus Sicherheitsgründen vorzeitig aus dem Stadion gebracht wurde, blieb zunächst offen.

Frankreichs Präsident François Hollande hatte sich nach der Angriffswelle ins Innenminister begeben. Er verfolge dort gemeinsam mit Innenminister Bernard Cazeneuve die Lage, teilte der Élyséepalast am Freitagabend auf Twitter mit.

Bundestrainer Joachim Löw hat mit großer Bestürzung und Betroffenheit auf die Ereignisse in Paris reagiert. „Wir sind alle erschüttert und schockiert“, sagte Löw in der ARD nach der 0:2-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich. „Für mich tritt der Sport oder die Gegentore in den Hintergrund.“ Teammanager Oliver Bierhoff sprach von „großer Unsicherheit, großer Angst und großer Betroffenheit“ auch in der deutschen Kabine. Die Pressekonferenz nach dem Spiel wurde abgesagt.

Die Anschläge dauerten auch zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe offenbar noch an.

Erst im Januar war es in Paris zu einem Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo gekommen. Dabei wurden zwölf Menschen während der Redaktionskonferenz, darunter fünf prominente Karikaturisten, ermordet. Zwei Maskierte hatten die Redaktionsräume gestürmt. Drei Tage waren die Täter auf der Flucht, schließlich verschanzten sie sich nordöstlich von Paris in einer Druckerei. Bei der Erstürmung wurden sie getötet.