Besonders begehrt sind die Inseln von Nord- und Ostsee, deren Küstenregionen sowie die Binnengewässer im Süden

Insel, Insel, Insel – so könnte man in Abwandlung der alten Makler-Weisheit „Lage, Lage, Lage“ postulieren. Denn insbesondere Deutschlands Eilande rangieren, wenn es um den Kauf von Ferienimmobilien geht, in der Beliebtheitsskala ganz weit oben. Auf den Inseln im Norden, allen voran Sylt, werden für Eigentumswohnungen und Ferienhäuser Spitzenpreise verlangt und gezahlt. Doch auch an den Küsten ist es sehr schön und etwas günstiger zudem. Aber so oder so: Den Deutschen zieht es ans Wasser. Wenn nicht ans Meer, dann an die Mecklenburgische Seenplatte, an die Seen im Alpenvorland oder an den Bodensee.

Überhaupt liegt Deutschland bei den Erwerbern von Ferienimmobilien derzeit voll im Trend. „Besonders hochwertige Ferienimmobilien in 1-A-Lagen erweisen sich angesichts des begrenzten Angebots als wertbeständige Vermögensanlage mit Steigerungspotenzial“, sagt Kai Enders, Vorstandsmitglied der Engel & Völkers AG, die gerade in Zusammenarbeit mit dem Vermietungsportal Fewo direkt den „Ferienimmobilien Marktbericht Deutschland 2015“ veröffentlicht hat. Entsprechend bestehe an nahezu allen Ferienstandorten ein deutlicher Nachfrageüberhang, was vielerorts zu steigenden Preisen führe, so Enders.

Spitzenpreise auch am Rande der Toplagen

Dabei ziehen durch die Angebotsknappheit in den Toplagen vielerorts auch die Preise in den mittleren und einfachen Lagen spürbar an. 17.000 Euro auf Sylt, 16.000 Euro auf Norderney, 14.000 Euro am Tegernsee – das sind die Quadratmeter-Preise, die in der Spitze in Deutschlands teuersten Standorten gezahlt werden. Und die Tendenz ist durchaus weiter steigend. So wurden im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser in 1-A-Lagen auf Sylt bis zu 15 Millionen Euro (2014: 12 Millionen Euro) gezahlt.

Gleichzeitig steigen auch die Einstiegspreise in Regionen wie Rügen, St. Peter-Ording, Friedrichshafen oder Usedom. So werden im „Kaiserbad“ Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom durchschnittlich 75 Prozent mehr als 2009 für ein Objekt gezahlt. Allerdings ist es in den Ostseebädern dennoch wesentlich günstiger als an der Nordsee – erst recht, wenn man in Randlagen oder etwa auf Rügen ins Hinterland ausweicht.

Für viele Käufer steht nach wie vor die Eigennutzung im Vordergrund. „Wer seine Immobilie selbst intensiv nutzt, betrachtet die Vermietung als Zusatzeinnahme neben der immateriellen Rendite der eigenen Nutzung“, sagt Kai Enders. Auf Grund der Situation an den Finanzmärkten und des anhaltend niedrigen Zinsniveaus sind Ferienimmobilien jedoch zunehmend auch als Kapitalanlage, Renditeobjekt und Altervorsorge gefragt. Jeder dritte Investor seit 2011 nutzt die neu erworbene Immobilie inzwischen als Geld- und Kapitalanlage (32,2 Prozent), so die Umfrage, an der sich 4410 Eigentümer von Ferienimmobilien beteiligt hatten. „Die Bruttorendite in Deutschland liegt bei durchschnittlich 7,9 Prozent, und jede zweite Ferienimmobilie ist heute in ihrem Wert gestiegen“, erläutert Tobias Wann, Vice President Central Europe HomeAway und Deutschland-Chef von FeWo-direkt.

Jeder 20. Deutsche besitzt eine Ferienimmobilie

Der Traum von der eigenen Ferienimmobilie ist tief in den Köpfen der Deutschen verwurzelt: Jeder Zwanzigste besitzt bereits eine, mehr als jeder Vierte hätte gern eine. Das hat die Studie „Ferienimmobilien als Kapitalanlage“ der Lindner Investment Management GmbH (LIM) ergeben. Demnach besitzen derzeit insgesamt 5,4 Prozent aller Deutschen eine Ferienimmobilie, von denen jede dritte erst in den letzten vier Jahren gekauft wurde. „Angesichts niedriger Zinsen, Steuersparchancen und der Bedeutung von Immobilien für die Altersvorsorge dürfte dieser Wert in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen“, ist Kai Richter, Geschäftsführender Gesellschafter der Lindner Investment Management GmbH, überzeugt.

LIM, unter anderem Eigentümer des Seeparks Waren und des Hotel- und Sportresorts Fleesensee in Mecklenburg-Vorpommern, erwartet auf Grundlage der repräsentativen Studie mit 1020 Befragten, dass sich die Zahl deutscher Ferienimmobilien voraussichtlich bis zum Jahr 2017, also innerhalb der nächsten zwei Jahre, verdoppeln wird. Dabei sei, so Richter, vermieten für Eigentümer eine Top-Option. Damit sollten Fixkosten gedeckt, Leerstand vermieden und Finanzierungskosten gesenkt werden.

Nur gut sieben Prozent der Eigentümer würden ihre Ferienwohnung oder ihr Ferienhaus nicht Dritten zur Nutzung überlassen. Der Rest möchte es im Durchschnitt 10,6 Wochen im Jahr selber nutzen und 26,3 Wochen pro Jahr vermieten. Dabei wird eine hochwertige Ausstattung immer entscheidender für die Vermietbarkeit. Annehmlichkeiten wie mobiler Internetanschluss sind inzwischen ein Muss, zusätzliche Angebote wie Leih-Fahrräder oder Wäscheservice erwünscht. „Der Trend geht daher zu schlüsselfertigen Objekten, die nicht mehr saniert, sondern sofort vermietet werden können“, beobachtet Wann.

Und was sind die Deutschen bereit, für den Traum vom Urlaub in der eigenen Immobilie auszugeben? In den vergangenen fünf Jahren von 2011 bis 2015 investierten die Befragten im Durchschnitt etwa 205.000 Euro in den Erwerb ihres Objekts, stellt der Marktbericht fest. Doch es verwundert kaum: Auch die Nachfrage nach Ferienimmobilien in der Preisklasse bis 500.000 Euro und mehr ist deutlich gestiegen.