Berlin. Eisenbahn-Bundesamt genehmigt Trasse der Deutschen Bahn. Bürgerinitiative kündigt Klage an

17 Jahre nach Beginn des Verfahrens hat das Eisenbahn-Bundesamt die geplante Bahntrasse im Berliner Süden zum neuen Hauptstadtflughafen BER genehmigt. Die Behörde billigte damit die von der Bahn bevorzugte Variante, die zwei Fernbahngleise der sogenannten Dresdner Bahn oberirdisch durch den Tempelhofer Ortsteil Lichtenrade führen will, wie die Bahn am Freitag mitteilte. Sie sicherte umfassenden Lärm- und Erschütterungsschutz zu. Anwohner in dem Ortsteil kämpfen seit Jahren dafür, die Strecke durch einen Tunnel zu führen.

Insgesamt ist die Strecke von Berlin-Südkreuz bis zum Flughafen 16 Kilometer lang. Der am Freitag veröffentlichte Planfeststellungsbeschluss betrifft den 2,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen Schichauweg und der Berliner Stadtgrenze zu Brandenburg. Die Bahnstrecke soll entlang der S-Bahn-Trasse gebaut werden. Die Planfeststellungsverfahren für die Streckenabschnitte nördlich und südlich von Lichtenrade sind noch nicht abgeschlossen. Über die Strecke soll der neue Flughafen in Schönefeld einmal im 15-Minuten-Takt erreichbar sein. Zudem soll die Strecke die Fahrt nach Dresden und Prag verkürzen und die weiter westlich verlaufende Verbindung Richtung Halle und Leipzig („Anhalter Bahn“) entlasten. Diese muss ab Dezember mehr Fernzüge auf der künftigen Schnellstrecke Berlin–München aufnehmen.

Initiative kündigt Klage gegen Trassenführung an

Ein umfangreiches Bündnis von Anwohnern hatte sich für einen Tunnelbau ausgesprochen, um die Belastungen für Lichtenrade so gering wie möglich zu halten. Den meisten Anwohnern reicht der zugesicherte Lärmschutz nicht aus. Sie haben bereits zuvor eine Klage angekündigt. „Die Entscheidung für eine oberirdische Variante überrascht uns nicht, weil die Bahn ja auch nichts anderes beantragt hat“, sagte Rainer Welz von der Bürgerinitiative (BI) Lichtenrade in einer erster Reaktion. Die BI werde nach Prüfung der Unterlagen juristisch gegen den Bescheid vorgehen. „Wir werden im Interesse der Lichtenrader Bürger klagen, da beißt die Maus keinen Faden ab“, sagte BI-Vertreter Welz der Berliner Morgenpost.

Seit inzwischen rund 18 Jahren wird nun schon über den Wiederaufbau der sogenannten Dresdner Bahn gestritten. Der Schienenweg war nach Ende des Zweiten Weltkriegs teilweise demontiert, nach dem Mauerbau dann ganz stillgelegt worden. Der Wiederaufbau der Fernbahnstrecke zwischen Südkreuz und Blankenfelde ist für den Bund und die Deutsche Bahn ein vordringliches Ziel, könnten doch so die Reisezeiten der Züge nach Dresden, Prag und Wien zumindest wieder auf Vorkriegsniveau verringert werden.

Und auch der Berliner Senat drängt auf die Trasse, ist sie doch die schnellste Schienenverbindung zwischen der Innenstadt und dem neuen Großflughafen. Alle 15 Minuten, so der Plan, soll einmal der Flughafen-Express vom Hauptbahnhof über Südkreuz nach Schönefeld rauschen. Für die Lichtenrader bedeutet das: Alle sieben Minuten passiert ein Zug den Ortsteil durch dicht bebaute Wohngebiete. Die Anwohner sollen mit bis zu fünf Meter hohen Schallschutzwänden vor Lärm und Erschütterungen geschützt werden.

„Wir haben uns als Bahn an das Gesetz zu halten, und dass lässt nichts anderes zu“, verteidigte der Berliner Bahn-Bevollmächtigte Alexander Kaczmarek das Vorgehen der Bahn. „Wenn man mehr will, muss es dazu eine politische Entscheidung geben“, so Kaczmarek. Auf eine politische Entscheidung zu ihren Gunsten setzten auch die Lichtenrader lange. Zwar hat sich die aktuelle rot-schwarze Regierungskoalition dazu bekannt, sich beim Bund für einen Tunnel einzusetzen. Angesichts drohender Zusatzkosten und eines noch späteren Fertigstellungstermin will es zumindest der Senat nicht mehr drauf ankommen lassen.

Nach Aussagen von Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler kostet der Bau einer ebenerdigen Schienentrasse 128 Millionen Euro, der Tunnel in offener Bauweise 223 Millionen Euro (also 95 Millionen Euro mehr) und der von der Initiative geforderte Tunnelbau mit Schildvortrieb 360 Millionen Euro (plus 232 Millionen Euro). Zudem würde sich für die Tunnelvarianten die Inbetriebnahme der Trasse von 2023 um acht Jahre nach hinten verschieben.