Räume sollten für die Bewohner in Form und Dimension beherrschbar sein

Der Designer und Architekt Fabian Freytag von der Tewac Planungsgesellschaft gestaltete die Inneneinrichtung. Mit ihm sprach Roland Mischke.

Berliner Morgenpost: Wie gehen Sie konzeptionell vor, wenn Sie einen Auftrag erhalten?

Fabian Freytag: Ich überlege mir Geschichten, die in der Wohnung passieren könnten. Eine Alltagssituation, eine Cocktailparty oder ein Weihnachtsfest mit der Familie. Das ist ein guter Leitfaden für die Phase der Umsetzung, weil der Maßstab das Gefühl für Räume ist. Je besser die Party in meinem Kopf, desto einfacher ist es, im ersten Schritt einen Grundriss zu entwickeln. Im Fall dieser Wohnung kamen klare Vorstellungen des Bauherrn dazu. Grundsatz war, einen Stil zu kreieren, der sowohl einen repräsentativen Charakter erfüllt und zugleich wohnlich erscheint. Hierfür haben wir große innenräumliche Gesten mit einer harmonischen Farbwelt verbunden.

Als Sie das erste Mal im Objekt standen, was ging Ihnen durch den Kopf?

Als wir uns 2013 erste Gedanken machten, entstand gerade das Fundament. Zu dem Zeitpunkt waren alle Parameter offen. Als ich zum ersten Mal im Rohbau stand und der Ausbau begann, hatte ich das Gefühl, die Wohnung schon ewig zu kennen. Trotzdem ist es jedesmal ein spannender Moment, wenn ein Plan zur Realität wird.

Wie trifft man die Entscheidung für expressive Dinge im Raum?

Ein Einrichtungskonzept ist wie ein guter Film: Man möchte wissen, wie es weitergeht. Am Ende ist es die Ausgewogenheit zwischen den Spannungsmomenten und ihrer Inszenierung. Wohnräume sollten für Bewohner in Form und Dimension beherrschbar sein und das nötige Maß an „Schneckenhaus“ besitzen. Daher sind 500 Quadratmeter mit expressiven Möbeln uninteressant.

Es gibt Raumdesigner, die sagen, Design muss simpel sein, andere setzen auf Inspirationen. Sie?

Die Dinge müssen simpel sein und funktionieren. Ich bin da, um sie nett zu verpacken!

Wie kommt es zum Dialog zwischen der Beschaffenheit eines Raumes und der Menschen darin?

Der Dialog zwischen Raum und Nutzer ist durch den Gebrauch und persönliche Gegenstände wie Bücher, Möbel, Kunst, möglich. Daher ist es wichtig, gewollte Leerstellen einzubauen, die dem Bewohner erlauben, sich sein Umfeld anzueignen. Ist es zu perfekt und überinszeniert, wirkt es unecht.

Haben Sie Materialien und Möbelstücke, die Sie besonders gern zum Einsatz bringen?

Glas, Naturstein, Holz, Metall. Alles, was würdevoll altert und Patina annimmt. Dazu Möbel, die Geschichten erzählen: Daybed, Minibar, Sekretär. Ich bin ein absoluter Verfechter von Tischlerarbeiten. Dieses Land hat großartige Handwerker!

Welche Rolle spielt der Zeitgeist?

Jeder kreative Prozess unterliegt äußeren Einflüssen, was gut, aber auch beängstigend ist. Durch die schnelle visuelle Verbreitung über das Internet entwickeln sich international anerkannte Stilformen rasant. Mein Anspruch ist trotzdem, etwas Zeitloses, allgemein Gültiges und universelle Qualität anzustreben.