Berlin. An einer Highschool im US-Bundesstaat Colorado haben Jugendliche wohl jahrelang unentdeckt eine Tauschbörse für Nacktfotos gepflegt.

Ratlosigkeit herrscht bei Eltern und Behörden in Canon City. Dort war in der vergangenen Woche an einer Highschool ein großer Sexting-Ring aufgeflogen. Über 100 Jugendliche, Schülerinnen und Schüler zu gleichen Teilen, sollen eine Art Tauschbörse für Nacktfotos gepflegt haben. Mehrere Hundert Bilder sollen im Umlauf gewesen sein, schon seit rund vier Jahren soll das Spiel mit den etwas anderen Sammelbildchen laufen.

Wieso hat so lange niemand was bemerkt, fragen sich vor allem die Eltern. Und auch die Behörden stehen vor einer kniffligen Aufgabe. Der Besitz von Nacktbildern Minderjähriger ist im US-Bundesstaat Colorado, in dem die 16.000-Einwohner-Städtchen Canon City liegt, verboten. Allerdings sind die meisten Beteiligten selbst noch nicht volljährig. Zum Teil verschickten sie auch Bilder von sich selbst. Wer ist jetzt Täter, wer ist Opfer?

Nacktbilder wurden mit Punkten bewertet

Irgendwann um 2012 muss es losgegangen sein mit der Sexting-Tauschbörse in Canon City. Zumindest soll da bereits ein passender Hinweis einer Mutter bei der Schule eingegangen sein, berichtet die „New York Times“. Es sei den Schülern aber nicht nur ums Sammeln gegangen. Es soll ein Bewertungssystem gegeben haben. Je besser ein Foto, desto mehr Punkte auf dem Sexting-Konto seines Besitzers. Wer die meisten und „besten“ Fotos auf seinem Smartphone präsentieren konnte, der wurde laut der Zeitung zum „pimp of pictures“ ernannt, zum „Zuhälter der Bilder“. Eine zweifelhafte Auszeichnung.

Im Zentrum des Sexting-Rings soll die Football-Mannschaft der Schule gestanden haben. „Ein großer Teil“ des Teams – ein Football-Kader hat über 50 Spieler – sei involviert, hieß es. Das letzte Spiel der Saison wurde von der Schule rasch abgesagt. Die Verantwortlichen seien nicht der Meinung, die Mannschaft solle die Schule repräsentieren, berichtete die „Washington Post“ . Der Leiter der städtischen Schulbehörde sagte der Zeitung außerdem: „Es wäre sowieso unmöglich, ein Team zu stellen, wenn es nur aus Spielern bestehen soll, die sicher nichts damit zu tun hatten.“

Apps verstecken Bilder im Smartphone

Ob Erwachsene beim Sexting mitgewirkt oder verbotene sexuelle Handlungen daraus resultiert haben, sei nicht bekannt, berichtete „ABC News“. Aufgeflogen war das Ganze durch einen anonymen Tipp an einer Hotline für Studenten.

Während die Ermittlungen laufen, geht’s an der Schule und in den Elternhäusern an die Aufklärungsarbeit. Aber nicht nur Schüler sind die Adressaten, sondern auch und gerade die Eltern. Sie wurden über Apps aufgeklärt, die das unentdeckte Sexting überhaupt erst möglich machten, so genannte Tresor- oder Ghost-Apps. Programme, die auf den ersten Blick normal aussehen, wie ein Taschenrechner etwa. Mit einem Passwort aber kann der Nutzer auf andere Funktionen zugreifen - wie zum Beispiel versteckte Bilder. Apps, die in Canon City offenbar sehr beliebt waren.