Essen. Pläne einer Kita, künftig nicht mehr Sankt Martin zu feiern, lassen die Diskussion um den Namen für das Fest wieder aufleben.

Weckmänner, ein Feuer, Laternen und ein Umzug: Alles so wie jedes Jahr. Nur, dass das Sankt-Martins-Fest diesmal Lichterfest heißen sollte. Mit dieser Ankündigung irritierte jetzt die Leitung einer Kindertagesstätte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Düsseldorf. Auch andere Kindergärten und Grundschulen berufen sich nicht mehr auf den heiligen Martin von Tours. Der Grund: Kinder aus nicht-christlichen Familien sollen an dem Fest teilhaben können.

Die Geschäftsführung des zuständigen DRK-Kreisverbandes stellt indes jetzt klar: „Wir halten überhaupt nichts davon, den Namen zu ändern.“ Das DRK stehe für politische, weltanschauliche und religiöse Neutralität, sagt Co-Geschäftsführer Thomas Jeschkowski. In den Kindertagesstätten des DRK hätten alle Religionen Platz.

Die unterschiedlichen Gebräuche würden respektiert und deren Inhalte und Identitäten erklärt. „Ein wesentlicher Teil der Identität ist der Name. Aus diesem Grund heißt Sankt Martin auch Sankt Martin und nicht Lichterfest“, so Jeschkowski. Offenbar habe es da ein Missverständnis bei der Kita gegeben, es werde definitiv Sankt Martin gefeiert, und kein Lichterfest.

Muslime halten Sankt Martin für „feiernswert“

Das Wirrwarr um den Namen stiftet Verwirrung, schon seit Jahren sorgt das Thema für Diskussionen . Aber: Gibt es denn überhaupt einen konkreten Anlass? Gibt es an den Schulen und Kitas Beschwerden nicht-christlicher Eltern?

Beim Kita-Zweckverband Essen, einem der größten freien Träger von Kindertagesstätten in Deutschland, habe es jedenfalls nie Beschwerden gegeben. „Gerade die muslimischen Eltern fühlen sich eingeladen, mitzumachen. Die meisten finden die Geschichte um einen Höhergestellten, der einem Armen hilft, sehr feiernswert“, sagt Sprecherin Annette Behr.

Eine Umbenennung komme ohnehin nicht in Frage. „Wir nennen das Fest nach der Person, um die es geht. Denn wir wollen die Geschichte, die vom Teilen und von Selbstlosigkeit handelt, wachhalten“, so Behr. Dass das Fest einen christlichen Hintergrund habe und nach einem katholischen Heiligen benannt ist, wissen auch nicht-christliche Eltern, bei der Einschulung gebe es ein entsprechendes Infoblatt.

„Für Kinder und Erwachsene ist das ein Spektakel“

Und auch bei der Fröbel-Gruppe, einem Träger vieler Kindergärten in Deutschland, weiß man nichts Eltern-Forderungen nach einem neuen Namen für das Martinsfest. Die Entscheidung obliege zwar den einzelnen Einrichtungen, „aber mir ist keine Kita bekannt, die ein Lichterfest feiert“, so eine Sprecherin.

Selbst der Zentralrat der Muslime als Vertreter der größten nicht-christlichen Gemeinschaft spricht sich gegen eine Umbenennung des Sankt-Martin-Festes aus. „Viele muslimische Familien nehmen das gerne auf, und dieser Laternen- und Fackelzug ist für Kinder und Erwachsene natürlich auch ein Spektakel“, sagt der Zentralratsvorsitzende Aiman A. Mazyek.