ARD-Kommissar Claudius Zorn ermittelt unkonventionell. Stephan Luca spielt den Frauenschwarm, der auch als Ermittler Erfolge feiert.

Sein Name ist Zorn, aber eigentlich müsste er Phlegma heißen. Denn Claudius Zorn, 40 Jahre alt und Kriminalkommissar in Halle an der Saale, ist irgendwie gestrandet in seinem Leben und in seiner kleinen Singlewohnung, wo er morgens meist verkatert aufwacht. Manchmal liegt eine Frau neben ihm, die dann wissen will, ob man sich abends wiedersieht. Solche Fragen überfordern Claudius Zorn („Zorn – wo kein Licht“, Donnerstag, ARD, 20.15 Uhr).

„Er lebt und raucht in Halle“, kann man über den Autor Stephan Ludwig auf der Webseite des Verlages lesen, wo die Zorn-Krimis seit ein paar Jahren erscheinen. Das Laster teilt er mit seiner Hauptfigur, der wir über anderthalb Stunden dabei zusehen, wie sie unablässig eine Zigarette nach der anderen vernichtet. Zorn ist übellaunig, kaputt und genervt und damit natürlich ein wandelndes Zitat ganzer Legionen von Ermittlern – und doch sieht man ihm gern zu.

Der Assistent kocht Spätzle für seinen Chef

Das liegt nicht nur an Schauspieler Stephan Luca, sondern auch an seinem wunderbaren Assistenten Schröder (Axel Ranisch), einem dicken, lieben Bären, der für Zorn Gulasch mit Spätzle kocht und ihm in seinem Übermaß an Fürsorge am liebsten auch noch die Wäsche waschen würde. Er ist für die Herzenswärme zuständig in Sachsen-Anhalts größter Stadt.

Am Ufer der Saale wird die Leiche eines Selbstmörders gefunden. Es handelt sich um den Staatsanwalt Meinolf Grünbein, seine Motive liegen im Dunkeln. Als Zorn und Schröder ermitteln, wird Schröder von einem Auto angefahren und muss mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. Wie sich herausstellt, war der flüchtige Fahrer Strafverteidiger – mit Verbindung zum toten Staatsanwalt Grünbein. Beide waren in den Prozess gegen den wohlhabenden Immobilienspekulanten Elias de Koop (Tonio Arango) wegen Steuerhinterziehung involviert, der mit einem Freispruch endete. Auch der Richter wird vermisst.

Erfahrene Krimizuschauer achten ja immer auf die Besetzung der Nebenrollen. Wenn renommierte Schauspieler plötzlich irgendwo am Rande auftauchen, sollte man sie prophylaktisch unter Verdacht stellen. Warum sollten sie sonst mitmachen?

Dubioser Charakter und glänzender Schauspieler

Das Gesetz gilt auch hier: Tonio Arango hat man immer wieder als abgründigen Fiesling erlebt. Es rettet die Spannung, dass er nicht der einzige dubiose Charakter in diesem Fall ist – denn im Kommissariat verfolgt der Kollege Jan Czernyk undurchsichtige Pläne, gespielt von Barnaby Metschurat.

Trotz interessanter Besetzung läuft der Fall auf ein etwas enttäuschendes Finale hinaus, das in einem stillgelegten Hallenser Steinsalzwerk spielt. Wir wissen schon, dass einiges schiefgelaufen sein muss. Aber auf den letzten Metern der Handlung wird dem Zuschauer eine Vorgeschichte serviert, die ins Unglaubhafte kippt.

Fazit: So sehr man Kommissar Zorn weniger Zigaretten und mehr Gulasch mit Spätzle wünschen würde: Gute Plots braucht er am dringendsten.

• Donnerstag, ARD, 20.15 Uhr: „Zorn – wo kein Licht“